Collection Baccara Band 325 (German Edition)
zurückbleiben wollte.
An der Aufzugtür warteten sie auf den Lift, der gleich darauf eintraf. Scarlet musste im siebzehnten Stockwerk aussteigen, Summer eine Etage darüber. Als der Aufzug Fahrt aufnahm, nahm Scarlet ihre Schwester in die Arme. „Versprich mir, dass du dich nicht verändern wirst.“
„Geht leider nicht.“
Scarlet löste sich von ihr und strich ihr ein paar Strähnen aus dem Gesicht. „Ist es schön, verliebt zu sein?“
„Zeke ist ein wundervoller Mann.“
Dieser schlichte Satz kam von solcher Zärtlichkeit erfüllt über Summers Lippen, dass Scarlet fast in Tränen ausgebrochen wäre. Sie wollte auch so etwas, so einen wundervollen Mann. Einen Mann, für den sie wichtiger war als alles andere auf der Welt. Einen Mann, der sie auch für wundervoll hielt. Jemanden, der ihr ganz allein gehörte und dem sie ganz allein gehören würde.
„Ich hab dich lieb“, sagte Scarlet, als sich die Aufzugtür öffnete.
„Ich dich auch.“
Scarlet verließ den Lift auf ihrer Etage und ging zu ihrem kleinen Büro. Der Weg dorthin führte vorbei am riesigen, funkelnden Schild mit dem Magazinslogan: Charisma. Mode für den Körper . Das leuchtende Türkis und die kantigen, fetten Buchstaben schienen sie förmlich anzuschreien. Alles kam ihr verändert vor, wie auf den Kopf gestellt. Sie brauchte unbedingt etwas Ruhe.
Die würde sie an ihrem Arbeitsplatz allerdings nicht finden. Dort war alles vollgepackt mit Fotos und Zeichnungen, ein buntes Chaos, das eher anregend als besänftigend auf sie wirkte. Scarlet setzte sich, griff zu ihrem Skizzenblock und schlug ein leeres Blatt auf, dann zeichnete sie fast ohne nachzudenken ein Hochzeitskleid für Summer mit Schleier und langer Schleppe.
Kaum war sie fertig, blätterte sie um und begann mit einer zweiten Skizze, ebenfalls einem Hochzeitskleid, aber schulterfrei, körperbetont, ohne Schleppe und ohne Schleier. Sie zeichnete der Braut lediglich ein paar Blumen ins Haar – ins lange, leicht kastanienrötliche Haar. Sie hatte ihr eigenes Haar gezeichnet.
Sekundenlang betrachtete sie den Entwurf, während der Bleistift dicht über dem Papier schwebte. Dann riss sie das Blatt vom Block, zerknüllte es und warf es in den Papierkorb. Sie würde ganz schlicht und einfach heiraten – sofern sie jemals heiraten sollte. Hochzeit war Hochzeit, da machte es nichts aus, wie es ablief und welches Kleid sie trug.
Scarlets Telefon klingelte. Ihr Ein-Uhr-Termin war eingetroffen. Sie stand auf, zögerte – und holte dann das zerknüllte Blatt wieder aus dem Papierkorb, strich es glatt und steckte es hinter den Entwurf für Summers Kleid.
Es war ein gutes Design, fand sie. Etwas, das sie ins Reine zeichnen und in ihre Arbeitsmappe legen sollte. Das war der einzige Grund, weshalb sie das Blatt aus dem Papierkorb geholt hatte. Sie warf prinzipiell keine guten Ideen weg.
Lügnerin, hallte es in ihrem Kopf wider. Die Stimme, die da sprach, hörte sich vorwurfsvoll, aber auch ehrlich an. Und Ehrlichkeit war eine Eigenschaft, mit der sie in der letzten Zeit nicht allzu großzügig gesegnet gewesen war.
3. KAPITEL
Zwei Tage später stand John um neun Uhr abends vor dem Stadthaus der Elliotts in der Nähe der Ecke 90th Street und Amsterdam. Das aus grauem Stein errichtete Gebäude war mit strahlendem Weiß abgesetzt, während die rote Haustür etwas Verspieltes ausstrahlte.
Er blieb vor dem mit Efeu bewachsenen, schmiedeeisernen Tor stehen, das unerwünschte Personen vom Grundstück fernhalten sollte. Sollte er an der Haustür klingeln oder durch die Tiefgarage gehen, durch die er ebenfalls in den dritten Stock gelangen konnte, wo Summer und Scarlet ihre Räumlichkeiten hatten? Jede bewohnte dort ein geräumiges Schlafzimmer, zudem nutzten sie ein gemeinschaftliches Wohnzimmer.
John wusste, dass die eigentlichen Hauseigentümer, Patrick und Maeve Elliott, die meiste Zeit im The Tides , ihrem Anwesen in den Hamptons, verbrachten. Dort waren auch Summer und Scarlet aufgewachsen, nachdem ihre Eltern bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen waren. Heute lebten die Zwillinge überwiegend in der Stadt und kehrten nur gelegentlich an den Wochenenden nach Hause zurück.
Johns Familie besaß ebenfalls ein Anwesen in den Hamptons, das unmittelbar an das der Elliotts angrenzte, dennoch sah man sich nur selten. John war vier Jahre älter als die Zwillinge, und als sie auf die Highschool gekommen waren, hatte er sich gerade in Richtung College verabschiedet. Kennengelernt
Weitere Kostenlose Bücher