Collection Baccara Band 325 (German Edition)
auf jemanden?“
Scarlet sah hoch. Vor ihr stand Finola Elliott, Chefredakteurin des Magazins Charisma und seit zwei Jahren ihre Vorgesetzte – außerdem war sie seit fünfundzwanzig Jahren Summers und Scarlets liebe Tante Finny.
„Summer. Sie ist spät dran.“
„Das ist gar nicht ihre Art.“
„Ich weiß.“
„Ist mit dir alles in Ordnung?“, fragte Fin leise.
Überrascht schaute Scarlet vom Eingang der Cafeteria zu ihrer Tante. „Natürlich. Wieso fragst du?“
„Weil du in letzter Zeit ein wenig angespannt wirkst.“
„Alles bestens“, beteuerte Scarlet und widerstand der Versuchung, den Spieß umzudrehen und Fin die gleiche Frage zu stellen. Ihre Tante sah sich nämlich gewaltigem Stress ausgesetzt, seit ihr Vater – also Scarlets Großvater – das Rennen um seine Nachfolge eröffnet hatte. Ende des Jahres wollte er in den Ruhestand gehen. Wer von seinen Kindern dann das erfolgreichste Magazin seines Konzerns führen würde, sollte ihn beerben. Doch das war nur einer der Gründe für das angespannte Verhältnis zwischen Fin und ihren Eltern. Die Tatsache, dass Fin in der Cafeteria aß, nicht aber im Speisesaal der leitenden Angestellten, sprach Bände.
„Ich würde dich ja bitten, dich zu mir zu setzen“, sagte Scarlet. „Aber Summer hat mich um ein Treffen gebeten. Und da ist sie auch schon.“
„Kein Problem“, erwiderte Fin, während Summer sie kurz umarmte und sich dann zu Scarlet an den Tisch setzte. „Ich bin mit Bridget verabredet. Bis später.“
„Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe“, sagte Summer. Ihre Augen strahlten. „Nettes Outfit. Kann ich mir das mal borgen?“
Scarlet lächelte flüchtig. Auch wenn Summer in letzter Zeit ihre Garderobe drastisch umgestellt hatte, besaß sie mit Sicherheit nichts wie das Minikleid, das sie gerade trug. Es schillerte in Lila- und Rottönen. Sie hatte es erst letzte Woche entworfen und selbst geschneidert. „Mein Kleiderschrank ist dein Kleiderschrank“, antwortete Scarlet nur.
Summer lachte.
Normalerweise konnte Scarlet vorausahnen, was ihre Schwester ihr sagen wollte. Diesmal nicht. Eigentlich ging das schon seit ein paar Wochen so. Sie wusste nur, dass Summer wegen irgendeiner Sache ganz aufgeregt war. „Was ist los?“
Summer verschränkte die Finger und legte die Hände auf den Tisch. „Ich nehme mir eine kurze Auszeit von The Buzz .“
Diese Neuigkeit traf Scarlet wie ein Schlag. „Wieso?“
„Zeke geht auf eine Auslandstournee, und ich will ihn begleiten.“
„Wie lange?“
„Einen Monat.“
Scarlet wusste kaum, was sie sagen sollte. „Wir waren noch nie für mehr als eine Woche getrennt.“
„Das Leben ändert sich. Wir verändern uns.“
„Wir trennen uns“, korrigierte sie Summer. Früher konnte ich deine Gedanken lesen. Früher haben wir gegenseitig unsere Sätze zu Ende geführt.
„Früher oder später musste es dazu kommen“, meinte Summer. In ihrer Stimme schwangen gleichzeitig Verständnis und Entschlossenheit mit.
„Ich kann es nicht fassen, dass du deinen Traumjob aufgibst und auf deine anstehende Beförderung verzichtest … und das alles für einen Mann.“
„Aber nicht für irgendeinen Mann, sondern für Zeke. Für den Mann, den ich liebe.“ Summers ruhige Stimme stand in deutlichem Widerspruch zu dem beharrlichen Funkeln in ihren Augen. „Den Mann, den ich heiraten werde.“
„Wann geht’s denn los?“
„Morgen.“
„Morgen schon?“ Scarlet fühlte sich so verwundbar wie noch nie zuvor.
„Sei nicht eifersüchtig“, sagte Summer.
„Eifersüchtig? Ich …“ Abrupt hielt sie inne. Ja, vielleicht war sie tatsächlich ein bisschen eifersüchtig. Zu gern hätte sie sich als Modedesignerin versucht, aber sie brachte es einfach nicht fertig, ihren Job in der Redaktion von Charisma aufzugeben. „Granddad wird dir vorwerfen, dass du undankbar bist“, sagte sie stattdessen zu ihrer Schwester. Genau das war für sie selbst der Hauptgrund, weshalb sie noch nicht gekündigt hatte.
„Davor habe ich wirklich Angst. Zeke hat versucht, mir Mut zu machen. Loyalität geht Granddad zwar über alles, aber ich muss das hier einfach machen. Ich will es machen. Ich werde es machen.“
Und da hatten sie alle stets geglaubt, Summer sei die Willensschwächere von ihnen beiden. „Hast du es ihm schon gesagt?“
„Ich wollte zuerst mit dir reden. Nach der Mittagspause erzähle ich es Shane, danach dann Gran und Granddad.“
Shane – oder besser gesagt: Onkel Shane – war
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