Collection Baccara Band 325 (German Edition)
fahren.
Vor der imposanten Villa angekommen, stieg sie allerdings erst aus, nachdem sie sich umgeschaut und niemanden entdeckt hatte, den sie kannte. Als sie um die Ecke bog, sah sie jemanden auf den Stufen vor der Haustür sitzen. Sie konnte nicht erkennen, wer es war, dann stand die Person auf, als wollte sie wieder gehen.
„Tante Finny“, rief Scarlet, als die Frau sich umdrehte. „Was machst du hier?“
„Ich habe mir deinen Vorschlag zu Herzen genommen und einen Spaziergang durch den Park gemacht. Und ich habe dich bestimmt hundertmal angerufen, weil ich mit dir zusammen zum Brunch gehen wollte.“
„Oh, tut mir leid. Ich schätze, der Akku war leer. Ich habe erst spät gefrühstückt, aber ich leiste dir gern Gesellschaft. Hast du gestern auch mit Granddad geredet? Er hat mich in sein Büro kommen lassen.“
„Ich habe ihm ausrichten lassen, ich sei schon nicht mehr im Haus.“
„Warum ist mir das nicht eingefallen? Ich versuche immer noch dahinterzukommen, wer mit ihm über mich spricht.“
„Was meinst du damit?“
„Er sprach davon, dass er Gutes über mich gehört hat. Dass ich kreativ und kompetent bin. Möchte wissen, woher er das weiß.“ Scarlet steuerte auf ihren Eingang zu, und Fin folgte ihr.
„Von mir jedenfalls nicht. Ich habe nicht mit ihm über dich gesprochen.“
„Meinst du, wir haben einen Maulwurf?“ Scarlet lächelte.
„Könnte sein.“
„Aber wer soll das sein? Und warum? Granddad kann auf alle Finanzdaten zugreifen. Wenn es ihm nur darum geht, dass derjenige den Wettstreit gewinnt, der die höchsten Profite vorweisen kann, warum braucht er dann noch jemanden, der ihm berichtet, was sich in der Redaktion abspielt?“
„Eine gute Frage“, gab Fin zurück, während sie darauf wartete, dass Scarlet die Wohnungstür aufschloss.
„Ich ziehe mich nur schnell um. Mach’s dir bequem.“ Scarlet eilte ins Schlafzimmer, zog Jeans, T-Shirt und Lederjacke an, dann band sie die Haare zum Pferdeschwanz. Ihre Haut roch noch nach Johns Seife, und der Muskelkater, den sie an manchen Stellen spürte, hatte etwas Wohltuendes an sich.
„Möchtest du ins Une Nuit gehen?“, fragte Scarlet ihre Tante, als sie das Haus verlassen hatten.
„Ich möchte zur Abwechslung mal nichts mit einem Geschäft zu tun haben, das irgendjemandem aus unserer Familie gehört.“
Scarlet lächelte, als sie das hörte. „Ein Hotdog im Park?“
„Klar. Warum nicht?“
Einige Stunden später war Scarlet wieder auf dem Heimweg. Fin und sie hatten sich jeden Angestellten vorgenommen und versucht, den Spitzel ausfindig zu machen. Mittlerweile wünschte Scarlet, sie hätte ihren Verdacht nie geäußert. Schließlich ging es nur um ein Lob, das sie von Granddad kassiert hatte.
Scarlet nahm sich vor, sich niemals so sehr von einem Job vereinnahmen zu lassen, wie Fin es tat. Allerdings konnte sie das im Moment leicht sagen. Wenn die Sache mit John vorüber war, würde sie sich womöglich auch in ihre Arbeit stürzen, um sich abzulenken.
In ihrem Apartment angekommen, hörte sie den Anrufbeantworter ab. Summer kündigte an, sie auf dem Handy anzurufen. Viermal wurde einfach wieder aufgelegt, dann ertönte die Stimme ihres Großvaters.
„Deine Großmutter und ich kommen für diese Woche in die Stadt. Sie meint, ich sollte dich aus irgendeinem Grund vorwarnen.“ Scarlet konnte sich vorstellen, wie er dabei mit den Augen rollte. „Hier ist also deine Vorwarnung, Missy. Wir werden gegen vier Uhr da sein. Richte dich schon mal darauf ein, mit uns zu Abend zu essen.“
Scarlet sah auf ihre Armbanduhr. Kurz vor vier. Sie musste John anrufen, damit er wusste …
Damit er was wusste? Das hier hatte nichts mit ihm zu tun.
Du willst doch bloß mit ihm reden, weiter nichts.
Aber sie mussten ihre Terminpläne abstimmen und sich darauf einigen, wann sie mit ihm seine neue Garderobe aussuchen sollte. Außerdem hatte sie damit gerechnet, die Nacht mit ihm zu verbringen. Doch das ging nicht, wenn ihre Großeltern im Haus waren.
Scarlet wählte Johns Nummer, aber es meldete sich der Anrufbeantworter. Eine Nachricht hinterließ sie nicht, und da sie seine Handynummer nicht kannte, konnte sie ihn auch nicht auf diesem Weg erreichen.
In dem Moment klingelte es an der Haustür. Ihre Großeltern waren eingetroffen.
Zeit, ein Lächeln zu zeigen.
9. KAPITEL
Ein paar Tage später stand John im Schlafzimmer, während Scarlet ein Kleidungsstück nach dem anderen aus seinem Kleiderschrank holte und aufs Bett warf,
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