Collection Baccara Band 325 (German Edition)
dich behalten können?“
„Ich dachte mir, wenn ich schon reinen Tisch mache, dann auch richtig.“ Sie lächelte zögernd. „Thema abhaken und nach vorn schauen, sozusagen.“
„Klingt verdächtig nach einem Motto, das von dir stammen könnte“, meinte Maeve an ihren Mann gewandt.
Er lächelte ebenfalls und zuckte mit den Schultern. Dann gab er Scarlet die Schmuckschachtel zurück. „Ich war noch nie so stolz auf dich wie in diesem Moment, Scarlet. Trag die Halskette mit Stolz, mit meinem Stolz. Du bist selbstständig geworden, und das muss anerkannt werden.“ Er sah ihr sekundenlang in die Augen, dann fügte er hinzu: „Und jetzt beeil dich lieber, sonst fliegt der Helikopter noch ohne dich ab.“
Scarlet ging im Zimmer auf und ab. Mit jeder Minute wurde sie nervöser. Am Nachmittag hatte sie John angerufen und ihm angekündigt, dass ein Bote ihm einen Brief bringen würde, in dem sie ihm alles erklärte. Wenn er sich für sie entschied, sollte er hierher in die sündhaft teure Suite im Ritz-Carlton kommen, die Scarlet für eine Nacht gebucht hatte. Wenn er sich gegen sie entschied … Nun, dann wäre das hier alles vergebens.
Ein Tisch für zwei stand fertig gedeckt vor dem Fenster, von dem aus man einen ungehinderten Blick auf den Central Park hatte. Alles hatte sie bis ins Detail geplant. Nun fehlte nur noch John.
Im Fensterglas betrachtete sie ihr Spiegelbild: das eng anliegende schwarze Kleid und die mit Diamanten durchsetzte Perlenkette ihrer Mutter sowie die dazu passenden Ohrringe. Diesen Schmuck hatte sie noch nie getragen. Sie hatte ihn für einen besonderen Anlass aufbewahrt.
Der Anlass heute verdiente eindeutig das Prädikat „besonders“.
Die Uhr auf dem Kaminsims schlug sechs. Jeden Augenblick würde John anklopfen.
Sie korrigierte die Position von Tellern und Bestecken um ein paar Millimeter. Dann kehrte sie ans Fenster zurück, sah nach draußen, hörte die Sirene eines Polizeiwagens, die ganz in der Nähe des Hotels abrupt verstummte.
In die Stille hinein ertönte der Viertelstundenschlag der Uhr. Viertel nach sechs.
Sie ging ins Schlafzimmer, wo ihre Armbanduhr lag, und überprüfte die Uhrzeit.
Es wurde halb sieben. Ihre Unruhe steigerte sich.
Viertel vor sieben.
Wo blieb John bloß? Sie hatte nichts dem Zufall überlassen. Sie hatte den Brief telefonisch angekündigt, damit John Bescheid wusste. Und trotzdem tauchte er nicht auf.
Es wurde sieben Uhr.
Acht Uhr.
Sie dimmte die Beleuchtung ein wenig und rollte sich auf dem Sofa zusammen. Offenbar hatte er ihren Brief gelesen und sich gegen ihren Vorschlag entschieden.
Nur dass er immer noch nicht angerufen hatte, obwohl er ihr das am Telefon versprochen hatte, ganz unabhängig davon, wie sein Entschluss ausfallen würde. Normalerweise hielt er seine Versprechen. Vielleicht war sie zu aufdringlich und zu anspruchsvoll geworden, und er wollte sich nicht die Mühe machen, ihr seine Entscheidung zu erklären.
Okay, sie hatte sein Leben auf den Kopf gestellt. Aber sie hatte ihn nicht umgekrempelt. Er war immer noch der gleiche Mann wie zuvor, ruhig und gelassen. Aber womöglich fand er, dass sie im Gegensatz zu ihm zu aufgedreht war.
Feuer und Eis. Gut für eine sexuelle Beziehung, aber nicht gut genug für ein gemeinsames Leben.
Aber er hätte dennoch anrufen sollen. Sie wollte … nein, sie musste wissen, warum er nicht gekommen war. Warum er sie so ignorierte.
Es war bereits nach halb zehn, als sie zu dem Schluss kam, dass er nicht mehr auftauchen würde. Also packte sie ihre Sachen und verließ die Suite, um zu ihrem Wagen zu gehen.
John saß im Wohnzimmer, in der einen Hand ein Glas Glenfiddich, in der anderen einen Ring. Vor nicht allzu langer Zeit hatte er sich schon einmal in einer solchen Situation befunden …
Ein leises Schaben an der Wohnungstür ließ ihn aufhorchen. Auf einmal lag dort ein Umschlag auf dem Boden. Er stand auf, steckte den Ring ein und ging zur Tür. Dann war Scarlets angekündigter Brief also doch noch angekommen. Seltsam war nur, dass der Pförtner nicht angerufen hatte, sondern eigens zu ihm hochgefahren war, um den Brief dann unter der Tür durchzuschieben.
Er öffnete die Tür und sah in Richtung Aufzug, wo eine Frau mit dem Rücken zu ihm stand. Diesmal war kein Irrtum möglich.
„Scarlet?“
Überrascht drehte sie sich um. „Ich dachte, du bist …“ Sie zögerte irritiert. „Aber dein Wagen ist nicht da.“
„In der Werkstatt.“ Warum blieb sie am Aufzug stehen, anstatt zu
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