Collection Baccara Band 325 (German Edition)
damit machte, AJs Vertrauen zu gewinnen. „Los, Jungs, lasst uns schnell fertig werden. Ihr drei habt heute ausgezeichnete Arbeit geleistet.“
„Mom, wusstest du, dass der Sheriff bei den Marines war?“
Shelly sah von ihrem Buch hoch. AJ lag ausgestreckt vor dem Sofa, machte Hausaufgaben und sah sie aufgekratzt an. „Ja, das ist mir bekannt. Während der Zeit war ich mit ihm zusammen.“
„Wow!“
„Was ist daran so besonders?“
Entnervt verdrehte er die Augen. „Mom! Die Marines sind die Besten. Sie passen sich an jede Situation an, sie können improvisieren und mit allem fertig werden.“
Fast hätte sie gelacht. „Ach, komm.“ Sie versuchte, weiterzulesen.
„Er hat uns erzählt, dass er mal zwei Männer erwischt hat, die gerade eine Tankstelle ausrauben wollten. Die haben sogar eine Geisel genommen. Echt cool, wie er die Gangster überwältigt hat.“
„Das war es bestimmt.“
„Am Samstag zeigt er uns ein paar Kampfgriffe. Nur zur Selbstverteidigung“, fügte er hastig hinzu.
Wieder sah sie fragend von ihrem Buch hoch. „Wer?“
„Na, der Sheriff!“
„Oh.“ Sie nickte. „Dein Vater.“
Einen Moment sahen sie sich schweigend an, und Shelly rechnete mit einer pampigen Antwort von ihrem Sohn, doch der zuckte mit den Schultern.
„Ja“, sagte er leise, wandte schnell den Blick ab und machte mit seinen Hausaufgaben weiter.
Sie atmete tief durch. Anscheinend fing der unsichtbare Schutzwall zu bröckeln an, den er um sich errichtet hatte. Nach und nach sah er Dare in einem anderen Licht.
9. KAPITEL
Dare stand im Blumenladen „Coleman’s Florist“. Ihm war klar, dass es keine zehn Minuten dauern würde, bis der ganze Ort wusste, dass er Shelly Blumen schickte. Kaum jemand in College Park tratschte mehr als Luanne Coleman.
Diesmal kam ihm Luannes Hang zu Tratsch und Klatsch entgegen. Noch vor Einbruch der Nacht dürften alle wissen, dass er versuchte, Shelly Brockman erneut für sich zu gewinnen.
Die vergangenen eineinhalb Tage war er unterwegs gewesen, um dem Sheriff von Stone Mountain bei der Suche nach einem entflohenen Häftling zu helfen. Der Mann saß wieder hinter Gittern, und Dare war todmüde.
Er bedauerte, dass er es wegen dieser Geschichte nicht wie geplant geschafft hatte, Shelly zu besuchen. Auch jetzt war es das Beste, gleich nach Hause zu fahren und sich auszuruhen, bevor er den Jungen die versprochene Trainingsstunde in Selbstverteidigung gab.
Gern hätte er miterlebt, wie AJ am vergangenen Tag nach der Schule im Sheriffbüro zu seinem offiziell letzten Meldetermin erschienen war. Laut McKade war er pünktlich erschienen und hatte alle Aufgaben, die er für ihn bestimmt hatte, ohne zu klagen ausgeführt. Aber McKade hatte auch erzählt, dass AJ immer wieder nachgefragt habe, wieso der Sheriff nicht da sei.
Dare betrachtete die roten Rosen und die weiße Keramikvase mit buntem Rand, die er dazu ausgesucht hatte.
Luanne sah ihn erwartungsvoll an. „Und an wen soll der Strauß geliefert werden?“
Innerlich lächelte er. Diese Frage hatte ihr vermutlich schon auf der Zunge gebrannt. „Zu Shelly Brockman.“
Sie zog die Brauen hoch. „Shelly? Überrascht mich nicht, dass du hinter ihr her bist, Dare Westmoreland. Du kannst dir sicher denken, wie sehr ich mich darüber aufgeregt habe, als du vor all den Jahren Schluss mit ihr gemacht hast.“
Genau wie alle anderen im Ort. Er lehnte sich an den Tresen.
„Dabei war sie so ein nettes Mädchen“, fuhr Luanne fort. „Jeder wusste, dass sie in dich verliebt war.“ Während sie die Karte nahm, mit der er bezahlte, sah sie ihn prüfend an. „Wie ich höre, hat sie einen Sohn.“
Betont gelangweilt spielte er mit ein paar Schlüsselanhängern, die Luanne zum Verkauf anbot. „Stimmt, den hat sie.“
„Ich habe gehört, er sei acht oder neun.“
Das hat bestimmt niemand gesagt, dachte er. Sie stellte ihm eine Falle, aber er ließ sich gern fangen. „Er ist zehn.“
„Schon zehn?“
„Ja.“ Als ob sie das nicht längst wüsste.
„Das würde ja bedeuten, er wurde kurz nachdem geboren, als Shelly von hier weggezogen ist.“
Er lächelte. Ihm gefiel, wie der Verstand dieser Frau funktionierte. „Ja, scheint so.“
„Irgendeine Idee, wer der Vater sein könnte?“
„Nein.“
„Nein?“
Fast hätte er gelacht. „Nein.“
Stirnrunzelnd gab sie ihm seine Karte zurück. „Interessiert dich das gar nicht?“
„Nein. Was Shelly mit ihrem Leben angefangen hat, nachdem sie hier weggezogen ist, geht
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