Collection Baccara Band 328
dunkel waren – genauso wie seine Gedanken. Vor dem Unfall war er die meiste Zeit schlecht gelaunt gewesen. Das lag vor allem an seinem Stiefvater. Mit ihm hatte er seit seiner Pubertät nur gestritten. Als Engel war er bezeichnet worden, weil er mehreren Kameraden das Leben gerettet hatte.
Doch bei Rob war ihm das nicht gelungen. Beim Gedanken krampfte sich sein Magen schmerzhaft zusammen. Nach wie vor verstand er nicht, warum er nicht an Robs Stelle gestorben war.
Callie kaute auf ihrer Unterlippe und musterte Brock. Dann machte sie eine einladende Geste. „Kommen Sie rein.“
Brock folgte ihr in das dunkle Innere des Hauses. Als sie sich das Bein an einem Tisch anschlug, schrie sie kurz auf vor Schmerz.
„Soll ich das Licht einschalten oder eine der Jalousien öffnen?“, erkundigte er sich.
„Nein, das mache ich selbst“, murmelte sie, ging zu einem großen Fenster und zog die Jalousie hoch, sodass das Sonnenlicht den Raum erhellte.
Das Sofa war mit einem dunklen Stoff bespannt. Die Wände waren kahl, und auch auf dem Boden befand sich kein Teppich oder Läufer.
„Ich habe gestern bis in die Nacht hinein gearbeitet“, erklärte sie. „Na ja, eigentlich bis in den frühen Morgen.“ Sie drehte sich zu ihm um und stolperte dabei erneut.
Instinktiv ergriff Brock ihren Arm und hielt sie fest. Sie war ihm so nah, dass er fast ihre Sommersprossen zählen konnte.
„Wie spät ist es denn?“, fragte sie mit einer schläfrigen Stimme, die ungeheuer erotisch klang.
Es war zwar unpassend, aber es wunderte ihn nicht, dass er an Sex denken musste. Immerhin hatte er seit Ewigkeiten keinen mehr gehabt.
„Vierzehnhundert …“ Er unterbrach sich, als er sich daran erinnerte, dass er nicht mehr bei der Army war. „Es ist zwei Uhr nachmittags.“
Sie zuckte zusammen. „Ich hätte nicht gedacht, dass es so spät ist.“
Eine Katze schlich in den Raum und schmiegte sich an ihre Knöchel.
„Du musst hungrig sein, Oscar“, sagte sie zu dem Tier, bevor sie sich wieder an Brock wandte. „Ich koche uns erst mal einen Kaffee.“ Als sie den Raum Richtung Küche verließ, stolperte sie beinahe über die Katze.
Rob hatte ihm erzählt, dass sie morgens ein wenig tollpatschig war. Allerdings war es bereits Nachmittag – für die meisten Menschen jedenfalls.
Brock sah sich in dem spärlich eingerichteten Raum um. Irgendetwas stimmte hier nicht. Rob hatte Callie als eine Frau beschrieben, die kreativ war und gern dekorierte. Seinen Erzählungen nach hatte sie jedem Raum ein Thema zugeordnet und entsprechend eingerichtet. Brock legte die Stirn in Falten. Davon war hier nichts zu erkennen.
Er ging den Flur entlang und betrat die kleine Küche. Immerhin war sie hell und sauber. Einen Tisch gab es nicht. Dafür stand am Ende des Tresens ein Stuhl. Brock erkannte einen Skizzenblock, eine Packung Cornflakes und leere Fast-Food-Verpackungen.
Oje! Fast Food aß man entweder unterwegs oder wenn man unter Zeitdruck war. „Sind Sie im Abgabestress?“, fragte er und stellte sich neben sie.
Sie nickte. „Es ist einiges liegen geblieben, seit Rob …“ Sie seufzte. „Ich konnte eine Zeit lang nicht zeichnen. Jetzt geht es wieder. Aber ich bin nicht sicher, ob damit etwas anzufangen ist. Mir fällt es immer noch schwer, helle und fröhliche Farben für die Illustration der Bücher zu benutzen. Die traurigen und dunklen Szenen habe ich hingegen mit Leichtigkeit fertiggestellt.“
Ein Verdacht drängte sich ihm auf. „Scheint ein schöner Strandort zu sein. Haben Sie nette Nachbarn?“
Sie fuhr sich durchs Haar. „Bisher hatte ich keine Zeit, sie kennenzulernen. Ich komme nicht oft raus.“
Sein Verdacht erhärtete sich. „Ich bleibe eine Weile hier. Können Sie mir ein paar Restaurants empfehlen?“
Sie biss sich auf die Unterlippe. „Wie schon gesagt, bisher hatte ich nicht viel Zeit. Meine Einkäufe habe ich meistens an der Tankstelle erledigt.“
Er nickte. Robs Sorge um sie war also berechtigt gewesen. Callie war tatsächlich zur Einsiedlerin geworden.
Sie holte zwei Becher aus dem Regal und schenkte ihnen Kaffee ein. „Milch habe ich nicht. Möchten Sie Zucker?“
Er schüttelte den Kopf und nahm den Becher entgegen. „Ich trinke ihn am liebsten schwarz.“
Mit beiden Händen griff sie nach ihrem Becher, trank schnell einen Schluck und sah Brock an. „Rob hat Sie sehr bewundert.“
„Ich ihn ebenfalls. Eigentlich haben ihn alle gemocht. Er war ein Technikgenie und redete die ganze Zeit nur über
Weitere Kostenlose Bücher