Collection Baccara Band 328
eine fremde Stimme.
War es ein Arzt?
„Sie müssen sich Ihre Kräfte gut einteilen“, fuhr der Mann fort.
Im nächsten Moment verlor Brock das Bewusstsein.
Schweißüberströmt wachte Brock auf. Er öffnete die Augen, konnte aber nichts erkennen.
Nervös tastete er nach dem Schalter der Nachttischlampe und betätigte ihn. Dann richtete er sich im Bett auf. Sein Herz pochte wie verrückt. Obwohl seine Wunde seit Langem verheilt war, rieb er sich instinktiv das rechte Auge.
Damals hatte er nichts sehen können, weil ihm Blut aus einer Wunde am Kopf ins Auge gelaufen war.
Trotz monatelanger Physiotherapie hinkte er noch immer. Wahrscheinlich würde er den Rest seines Lebens damit zurechtkommen müssen. Doch das hielt ihn nicht davon ab, Sport zu treiben. Er ließ sich nicht von seiner Verletzung beeinträchtigen. Zu den Marines konnte er allerdings nicht mehr zurückkehren. Zwar hatte er nie vorgehabt, für immer in der Army zu bleiben, aber er hatte auch nicht gedacht, dass er so früh in Ehren ausscheiden würde.
Er fuhr sich durchs Haar. Es war lang geworden und musste wieder einmal geschnitten werden. Doch das war eigentlich nicht mehr wichtig. Jetzt, wo er nicht mehr in der Armee war.
Seufzend sah er sich in seinem Zimmer im Rehabilitationszentrum um und spürte eine innere Unruhe. Er war lange genug hier. Langsam war es an der Zeit, ein neues Leben zu beginnen und die schrecklichen Ereignisse hinter sich zu lassen. Mittlerweile fühlte er sich stärker und hatte neuen Lebensmut geschöpft.
Und er hatte keine Lust mehr, mit den Ärzten über sein Trauma zu reden.
Vorsichtig stand er auf und humpelte zu dem kleinen Fenster. Während er in die Dunkelheit hinaussah, musste er an die Nacht denken, in der er Rob Newton das letzte Mal lebend gesehen hatte. Die Landmine hatte ihn getötet und Brock verschont. Er verstand nach wie vor nicht, warum.
Der Seelenklempner hatte ihm erzählt, dass er sich schuldig fühlte, weil er im Gegensatz zu seinem Kameraden überlebt hatte. Seiner Meinung nach würde es lange dauern, bis er das überwand.
Brock schluckte. Er konnte Robs Schreie nicht vergessen. Tief durchatmend schloss er die Augen und versuchte, nicht mehr daran zu denken. Wahrscheinlich würde er niemals darüber hinwegkommen. Die Zeit hier im Rehabilitationszentrum brachte ihm jedenfalls nichts mehr. Er konnte die Therapie auch selbst abschließen.
Irgendwie musste er sich von seinen Schuldgefühlen befreien. Er schnaubte. Das war unmöglich. Was konnte er schon für seinen toten Kameraden tun?
Brock dachte an Robs Witwe. Vielleicht – aber auch nur vielleicht – konnte er seinen Frieden finden, wenn er Robs letzten Wunsch erfüllte.
Zwischen Freundschaft und Verlangen
1. KAPITEL
Brock wusste, dass Blau ihre Lieblingsfarbe war.
Ihm war bekannt, dass sie allergisch auf Erdbeeren reagierte, sie aber trotzdem manchmal aß.
Er wusste, dass ihre haselnussbraunen Augen je nach Stimmung die Farbe wechselten.
Und er wusste, dass sie am Oberschenkel eine Narbe von einem Fahrradunfall aus ihrer Kindheit hatte.
Er kannte Callie Newton sehr gut – obwohl er sie niemals persönlich getroffen hatte. Das würde sich in wenigen Sekunden ändern, denn in diesem Moment stand er vor der Tür ihres Strandhauses in South Carolina und klopfte an die hölzerne Tür.
Die salzige Meeresluft war eine willkommene Abwechslung zu dem Geruch der Desinfektionsmittel im Rehabilitationszentrum.
Seine Beine schmerzten von dem engen Sitz des Flugzeugs, das ihn hierhergebracht hatte. Deshalb lehnte er sich kurz an die Wand des Hauses. Als niemand öffnete, klopfte er etwas lauter.
Schließlich hörte er Schritte. Quietschend öffnete sich die Tür, und eine Frau mit zerzaustem blondem Haar hielt sich die Hände vor die Augen, als würde sie das Sonnenlicht heute zum ersten Mal sehen. Sie trug ein übergroßes weißes T-Shirt und ausgewaschene Shorts, die ihre langen blassen Beine betonten.
„Wer sind Sie?“, wollte sie wissen.
„Brock Armstrong“, erwiderte er und fragte sich, ob ihr bewusst war, dass ihre Brustspitzen unter dem weißen T-Shirt zu erkennen waren. Er hob den Kopf. „Ich kannte …“
„Rob“, unterbrach sie ihn sanft. Ihre Augen bekamen einen traurigen Ausdruck. „Er hat Sie in seinen E-Mails und Briefen an mich erwähnt. Der dunkle Engel.“
Brock fand es befremdlich, nach so langer Zeit wieder seinen Spitznamen zu hören. Seine Kameraden hatten ihm den gegeben, weil sein Haar und seine Augen
Weitere Kostenlose Bücher