Collection Baccara Band 328
lassen. Deshalb war er nicht hier. Immerhin war sie Robs Frau.
Seufzend löste er sich von ihr. „Das Lied ist vorbei.“
4. KAPITEL
Das Ganze wäre viel einfacher gewesen, wenn Callie ein Mann gewesen wäre. Brock hätte ihr auf die Schulter geklopft und sich ein Baseballspiel mit ihr angesehen. Danach wären sie in eine Bar gegangen und er hätte ihr jemanden vorgestellt. Am Ende wäre sie alle ihre Probleme los gewesen.
Männer waren einfacher gestrickt. Sport, Bier und Sex konnten alle Probleme lösen. Frauen waren viel komplizierter, und Callie bildete da keine Ausnahme. Während seiner Ausbildung hatte er gelernt, dass man seinen Feind kennen musste. Zwar war Callie nicht seine Feindin, aber sie dachte ganz anders als er. Er hatte alles versucht, um sie aus ihrer Isolation zu befreien, doch mittlerweile war er am Ende mit seinem Latein. Daher rief er die einzige Frau an, der er vertraute.
„Hey, Mom. Wie läuft es bei dir?“
„Brock! Ich habe mich schon gefragt, was mit dir passiert ist. Als ich im Rehabilitationszentrum angerufen habe, wusste keiner, wo du steckst. Ich habe mir Sorgen gemacht …“
Brock schreckte zusammen. Er war so mit sich selbst beschäftigt gewesen, dass er vergessen hatte, sie anzurufen. „Tut mir leid, Mom. Ich habe es dort nicht mehr ausgehalten. Ich hatte genug von den Therapien. Deshalb habe ich entschieden, woanders ein wenig abzuschalten, bevor ich nach Atlanta ziehe.“
„Wo bist du?“
„In einem Ort am Strand in South Carolina.“
„Oh, am Meer“, erwiderte seine Mutter sehnsuchtsvoll. „Hört sich gut an.“
„Ja. Du solltest mal mit Sam herkommen. Hör zu, ich habe neulich an dich gedacht.“
„Wie schön, das zu hören. Ich denke die ganze Zeit an dich. Wir vermissen dich sehr. Wir dachten, du würdest uns besuchen, nachdem du die Rehabilitation abgebrochen hast.“
Wieder einmal meldete sich Brocks schlechtes Gewissen. „Ich wollte euch besuchen, nachdem ich mich in Atlanta eingelebt habe. Es wird viel für mich zu tun geben.“ Und nach kurzem Zögern setzte er hinzu: „Weißt du, ich habe über die Zeit nachgedacht, als Dad gestorben ist. Ich habe mich gefragt, wie du das damals alles geschafft hast. Nur wenige Male habe ich dich weinen sehen. Du hast immer so stark gewirkt.“
Seine Mutter schwieg. „Du warst der Grund dafür“, sagte sie schließlich. „Wenn ich allein gewesen wäre, hätte ich mich in mein Schneckenhaus zurückgezogen. Ohne deinen Vater habe ich mich verloren gefühlt. Aber ich hatte immer noch meinen über alles geliebten Sohn, für den ich stark sein musste.“
Brocks Herz wurde schwer, als er sich an die Zeit nach dem Tod seines Vaters erinnerte. Er war verwirrt und verloren gewesen, doch seine Mutter hatte ihm Halt gegeben. Dass es so schwer für sie gewesen war, hatte er nicht gewusst. „Du hast das sehr gut gemacht, Mom. Mit war gar nicht klar, wie sehr du in Wahrheit gelitten hast.“
Sie seufzte. „Jeder braucht einen Grund, um morgens aufzustehen. Du warst meiner. Wenn ein Mensch stirbt, der einem nahesteht, ist es schwer weiterzuleben. Aber man hat keine Wahl. Man muss sich aufraffen und sein Leben weiterführen. Manchmal helfen einem kleine Dinge. An Blumen zu riechen, ein Baby zu halten oder mit einem engen Freund zu sprechen zum Beispiel. Für Frauen kann zudem Shoppen eine große Hilfe sein – selbst wenn man nichts kauft. Ich erinnere mich daran, dass ich nach dem Tod deines Vaters zweimal die Woche shoppen war. Ich habe nicht viel gekauft, aber es hat mich unter Menschen gebracht. Dann bin ich in einen Gärtnerverein eingetreten und habe einen Job gefunden. Und als ich Sam kennengelernt habe, war ich sicher, dass er dir ein guter Vater sein würde.“ Beim letzten Satz klang sie weniger überzeugt.
„Er war in einer schwierigen Lage“, schloss Brock.
„Ihr seid beide sehr dickköpfig gewesen.“
„Das ist wahr. Vielleicht liebst du uns deshalb so sehr.“
Sie lachte. „Du warst schon immer ein Schlingel. Passt du auf dich auf? Isst du gesund, bekommst du genug Vitamine?“
„Ja, Mom“, antwortete er stöhnend.
„Ich hoffe, das stimmt auch. Wir haben dich beinahe verloren. Da ist es kein Wunder, dass ich mir Sorgen um dich mache.“
„Es geht mir gut.“
„Wann kommst du uns besuchen?“
„Bald. In zwei oder drei Monaten.“
„Versprochen?“
„Ja. Danke, Mom.“
„Jederzeit gern. Pass auf dich auf.“
„Du auch auf dich.“ Damit beendete er das Gespräch.
Er dachte über
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