Collection Baccara Band 330
erneut die Lippen. „Ich würde im Moment einfach lieber auf einen solchen Posten verzichten“, schloss sie ruhig.
Es gab nur eine Erklärung, die ihm in den Sinn kam. Sie wollte nicht eng mit Finola zusammenarbeiten, und es könnte einen guten Grund dafür geben. Sein Instinkt sagte ihm, dass sie diesen Grund nicht verraten würde, egal, welche Fragen er stellte. Er würde nichts aus ihr herausbringen.
Weder sein Master in Betriebswirtschaft noch seine sprichwörtlichen Fähigkeiten als Manager führten ihn in diesem Fall ans Ziel. Er musste sich etwas Raffinierteres einfallen lassen.
„Wissen Sie, Jess, das kaufe ich Ihnen nicht ab.“
Dieses Mal bestand kein Zweifel daran, dass sie blass wurde.
„Nein?“
Er schüttelte den Kopf. „Sie verheimlichen mir etwas.“
Hinter den getönten Brillengläsern weiteten sich ihre Augen. Wenn er recht hatte, und sie arbeitete tatsächlich als Informant für Pulse oder Snap oder sogar für The Buzz , dann hatte einer aus Finolas Familie eine schlechte Lügnerin für den Job ausgewählt. Er würde die Wahrheit aus ihr herausbekommen. Er musste sie nur aus der Reserve locken.
„Wissen Sie was?“ Er stützte sich mit den Ellenbogen auf dem Schreibtisch ab und senkte die Stimme. „Was halten Sie davon, wenn wir uns nach Feierabend auf einen Drink treffen und uns in zwangloserer Umgebung weiter darüber unterhalten? Vielleicht brauchen Sie etwas Zeit, um über das Angebot nachzudenken.“
„Einen Drink?“ Sie wich kaum merklich zurück.
„Kennen Sie das ‚Bull and Bear‘? Im ‚Waldorf‘?“ Als sie nickte, sagte er: „Schön. Lassen Sie uns dort reden.“ Er hielt ihren Blick einen Moment zu lange gefangen. Seit dem ersten Vorstellungsgespräch kämpfte er gegen den Drang an, mit diesem hübschen Energiebündel zu flirten, doch seine Professionalität verbot, mit einer Mitarbeiterin des Verlags auszugehen. Es wäre ein schwerer Fehler. Dies jedoch war kein Date. Es war die einzige Möglichkeit, etwas aus der jungen Frau herauszuholen. „Sagen wir um sechs in der Bar?“
„Ich weiß nicht …“
Er zwinkerte ihr zu. „Kommen Sie schon, Jess. Nur auf einen Drink.“
Wieder rückte sie ihre Brille zurecht. „Okay. Sechs Uhr. Im ‚Waldorf‘.“
Wenn er nur in ihre Augen sehen könnte. Was musste er tun, damit sie die Brille abnahm? „Dann bis später“, sagte er.
Sie verließ sein Büro, zurück blieb der süße Duft der Verlockung.
Um genau zwanzig vor sechs wählte Jessie die Nummer von Lainie Sinclair.
„Ist er weg?“, fragte sie ihre Mitbewohnerin, die von ihrem Schreibtisch aus einen Blick auf das Büro des leitenden Redakteurs hatte.
„Seit ein paar Minuten“, berichtete Lainie leise. „Er ist zuerst auf die Herrentoilette gegangen, kam mit richtig sitzender Krawatte wieder heraus, aber nicht frisch gegelt und parfümiert.“
„Dich kann man als Spionin gebrauchen.“ Jessie lachte. „Und jetzt wünsch mir Glück.“
„Wofür brauchst du Glück? Die Chefin deines Chefs hat dich für den coolsten Job im Verlag auserwählt. Ich verstehe immer noch nicht, wieso du ihn ablehnst.“
Jessie verspürte den starken Wunsch, alles zu gestehen. Lainie hatte sich am Tag ihres Vorstellungsgesprächs mit ihr angefreundet und sie wohnten inzwischen zusammen. Sollte sie sich jemals jemandem anvertrauen, dann wäre sie es.
Der Zeitpunkt war aber nicht richtig. Lainie war ein Schatz, so zuverlässig und treu, wie eine Freundin nur sein konnte, doch ihr Geheimnis würde für den heißesten Klatsch bei EPH sorgen, seit Patrick Elliott den Kampf um den Geschäftsführerposten eingeläutet hatte.
Selbst ihre neue beste Freundin könnte vielleicht die Wahrheit nicht für sich behalten. Sie platzte jetzt schon fast, und dabei wusste sie nur, dass Cade ihr einen tollen Job angeboten hatte und bei einem Drink mit ihr darüber sprechen wollte.
Wenn sie die Wahrheit wüsste …
„Ich habe dir meine Meinung dazu gesagt, Lainie. Ich sehe in dem Angebot keinen Vorteil für mich. Ich müsste den Bericht über das Frühlingsfest abgeben.“
„Du bist verrückt. Hast du mit Scarlet gesprochen?“
„Sie ist heute zu einem Fototermin.“ Jessie warf einen Blick auf den verlassenen Bereich im Großraumbüro, wo sonst Charismas schillernde stellvertretende Moderedakteurin über einer Flut von Fotos, Zeitungsausschnitten und Stoffmustern gebeugt saß. „Ich vermute, deshalb hat Cade mir die Neuigkeit überbracht, denn eigentlich ist Scarlet meine
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