Collection Baccara Band 330
Wrights lag ein Stück von der Straße entfernt. Vor dem Haus gab es einen weitläufigen Rasen, und hübsch angelegte Beete säumten die Front des Hauses. Eine bunte Blumenpracht ergoss sich aus den Blumenkästen, die überall vor den Fenstern hingen. Auch auf der Veranda hingen Töpfe mit Blumen und Farnen.
Das sonnengelbe Haus mit den dunkelgrün gestrichenen Fensterläden und dem ebenfalls dunkelgrünen Dachfirst sah gemütlich und gepflegt aus. Es lag an einer ruhigen, von Bäumen gesäumten Straße, und der Strand war nur ein paar Häuserblocks entfernt.
Jeder andere hätte nur allzu gern hier Urlaub gemacht, aber Sam … Er fühlte sich einfach nur, als würde er unbewaffnet und nackt in den Kampf ziehen.
„Komm schon“, sagte Eric und öffnete die Autotür. „Meine Familie kann es kaum erwarten, dich kennenzulernen.“
Sam sah, dass bereits Leute aus dem Haus strömten und fröhlich über die Wiese auf sie zukamen. „Vielleicht wäre es besser, wenn ich erst mal ins Hotel gehe, damit du Zeit mit deiner Familie verbringen kannst. Ich kann ja morgen wiederkommen.“
Oder übermorgen, dachte Sam und fühlte eine Art Panik in sich aufsteigen, als immer mehr Menschen aus dem Haus kamen. Wie groß war denn diese Familie?
„Keine Chance“, sagte Eric, während er sich nach hinten lehnte, um seine Krücken vom Rücksitz zu holen. „Du fährst sonst noch nach Los Angeles zurück.“
Die Tatsache, dass sein Freund ihn so gut kannte, irritierte Sam, aber er zwang sich zu einem Lächeln, als eine ältere Frau mit ergrauendem blondem Haar vor dem Wagen stand. Erics Mutter, vermutete Sam.
„Ach Gott, Eric, dein Bein!“, rief die Frau und blickte Eric aus weit aufgerissenen blauen Augen entsetzt an. Sam beugte sich zu Eric hinüber, um ihm beim Aufstehen zu helfen.
„Du siehst ja schrecklich aus, mein Junge.“ Ein älterer Mann mit kantigem Gesicht und einem grauen Dreitagebart war zu ihnen gestoßen.
„Danke, Dad. Ich freue mich auch, euch zu sehen“, erwiderte Eric lachend. „Hilf mir mal.“
„Geh bitte zur Seite, Liebling“, wandte sich der Mann an seine Frau, nahm die Krücken in die eine Hand, packte Eric mit der anderen am Ellbogen und hievte ihn mühelos aus dem Auto.
Sam sah schweigend zu. Alle umarmten und küssten sich. Irgendwann würden sie sich natürlich ihm zuwenden, das wusste er, aber vielleicht, wenn er sich ganz still verhielt …
Lautes Gelächter war zu hören, es gab auch ein paar Freudentränen, als sich die Familie überschwänglich begrüßte. Ein alter schwarzer Labrador saß bellend daneben, und zwei Kinder, ein Junge von vielleicht sechs Jahren und ein Mädchen, das noch jünger war, hüpften munter um die Gruppe herum.
Er hatte das Gefühl, eine Szene in einer Fernsehserie zu sehen. Als Zuschauer und Außenseiter.
Und genau das war er. Noch nie war ihm das so bewusst wie in diesem Moment. Aber er wollte es doch so, oder etwa nicht? Er machte sich nichts aus einem Freundeskreis oder sonstigen Beziehungen. Einmal hatte er es probiert – er war eine Beziehung eingegangen, hatte Pläne geschmiedet –, und alles war zu Bruch gegangen. Es hatte ihn beinahe zerstört.
Er hatte auf schmerzliche Weise erfahren müssen, dass Bindungen einen nur verwundbar machten. Auch wenn er sich jetzt ab und zu einsam fühlte, er würde diese Lektion nie vergessen. Die Wrights würden schon irgendwann wieder in ihr Märchenhaus zurückgehen und ihn in Ruhe lassen.
Es dauerte jedoch nicht lange, bis eine der Frauen sich zu ihm ins Auto beugte.
„Sie sind sicher Sam.“
„Ja“, antwortete er und ließ sich einen Moment Zeit, um sie genauer anzusehen. Natürlich ganz objektiv, so wie ein Kunstliebhaber ein wunderschönes Gemälde ansehen würde. Ihre Haut war glatt, ihre Augen groß und blau wie die ihrer Mutter. Ihr blondes Haar hatte sie zu einem lockeren Pferdeschwanz zusammengebunden. Sie trug ein T-Shirt und eine ausgewaschene Jeans.
„Sie sind …“
„Tricia“, erwiderte sie und betrachtete ihn interessiert. „Erics Schwester. Na ja, eine von ihnen. Da drüben ist die andere – Debbie.“ Sie deutete zu der fröhlichen Menschengruppe hinüber.
Eric betrachtete die kleine, rundliche Blondine, die ihre Arme freudig um Eric schlang.
„Man kann uns leicht auseinanderhalten. Sie ist im sechsten Monat schwanger und ich nicht.“
Sam bezweifelte, dass man Tricia Wright mit irgendjemandem verwechseln konnte.
Tricia warf den Kopf zurück und fragte ihn lächelnd:
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