Collection Baccara Band 330
Auseinandersetzungen nie gemocht und sich immer still irgendwohin zurückgezogen. So gern hätte er sich mit ihr ausgesprochen, und es hatte ihm jedes Mal wehgetan, wenn sie nicht mit ihm reden wollte.
Mary war ganz anders gewesen als Tricia. Verletzbar und weich. Sie hatte seine Fürsorge und seinen Schutz gebraucht. Sie hatte ihn als Mensch sehr gebraucht. Und er hatte ihr noch so viel geben wollen. Aber irgendwie verspürte er bei dem Gedanken daran auch einen gewissen Groll in sich aufsteigen.
Wo kam der denn plötzlich her? Was, zum Teufel, war nur los mit ihm?
„Hey, Sam!“
Tricias fröhliche Stimme holte ihn wieder in die Gegenwart zurück. Sie stand auf der Terrasse ihrer Eltern, die Hände in die Hüften gestemmt.
Die Spätnachmittagssonne fiel in einem schmalen Streifen auf sie nieder und ließ ihr blondes Haar leuchten und warf einen goldenen Strahl auf ihre langen gebräunten Beine. Sofort verspürte er Lust auf sie. Verwirrend. Selbst aus der Entfernung rief sie in ihm ein Gefühl hervor, wie niemals jemand zuvor. Wieder schüttelte Sam den Kopf.
„Ja, was gibt’s?“
„Nichts, ich dachte bloß, du schlafwandelst. Du warst irgendwie abwesend.“ Sie sprang von der Terrasse hinunter und kam mit wiegenden Hüften auf ihn zu. Wie schön sie dabei aussah. Leichtfüßig, natürlich – und unanfechtbar.
„Nein, ich bin hellwach“, erwiderte er. Sie blieb nur wenige Zentimeter vor ihm stehen, legte den Kopf zur Seite und blickte ihn an. „Hellwach und etwas übel gelaunt, oder?“
Dass sie ihn schon wieder durchschaute und ihm das geradeheraus ins Gesicht sagte, führte nicht gerade zu einer Verbesserung seiner Laune. Entsprechend missmutig sah er aus.
Tricia ignorierte das. „Ist auch egal. Du wurdest ausgewählt, und ich habe mich bereit erklärt, mitzukommen.“ Völlig unbeeindruckt hakte sich bei ihm ein und zog Sam in Richtung Einfahrt.
Seine Haut prickelte, als sie ihn anfasste. Jedes Mal schien sie ihn zu elektrisieren, wenn sie ihn berührte. Und das geschah sehr oft, denn immer wenn sie zusammen waren, streckte Tricia entweder die Hand nach ihm aus, streichelte seine Wange, fuhr ihm über den Oberarm oder lehnte sich an ihn, wenn sie lachte.
Sam war so etwas nicht gewöhnt, er merkte aber, dass es ihm gefiel. Mary hatte ihn in der Öffentlichkeit nur selten zärtlich berührt.
Wieso verglich er die beiden Frauen überhaupt ständig miteinander?
„Wohin gehen wir?“, fragte er Tricia und machte sich von ihr los. „Und was tun wir?“
„Fragen über Fragen.“ Lachend blickte sie in an. Es schien ihr gar nichts auszumachen, dass er sich so offensichtlich von ihrem Griff befreit hatte. „Vertraust du mir denn nicht?“
Dir schon, aber mir nicht, dachte er. Aber das konnte doch nicht möglich sein. „Sollte ich dir vertrauen?“
„Aber natürlich, Herr Doktor.“ Während sie weitergingen, quasselte Tricia weiter auf ihn ein. „Weißt du, ich habe keine Angst, dir in die Augen zu blicken und die Sachen beim Namen zu nennen. Du solltest denjenigen Menschen immer vertrauen, die keine Angst haben …“
„… mich zu beleidigen?“, beendete er den Satz für sie.
„Genau.“ Tricia schmunzelte. Sie waren bei seinem Auto angekommen, und Tricia stellte sich auf die Zehenspitzen und gab ihm einen flüchtigen Kuss auf den Mundwinkel. Dann ging sie um das Fahrzeug herum zur Beifahrerseite. Als Sam jedoch keine Anstalten machte einzusteigen, sagte sie ungeduldig: „Hey? Das Abendessen kommt nicht von selbst angelaufen.“
Sam blickte sie nur an. Seine Lippen waren noch immer heiß von ihrem kurzen Kuss. „Du bist gar nicht sauer, oder?“, fragte er sie.
Tricia öffnete die Autotür und hielt kurz inne. Sie sah ihn lange an, seufzte und schüttelte dann den Kopf. „Du meinst wegen heute Morgen?“
„Ja.“
„Warum sollte ich sauer sein? Wir haben beide unsere Meinung gesagt. Jetzt ist es erledigt.“
Wahnsinn, dachte er. „Einfach so erledigt?“
„Na ja“, sagte sie, und wieder breitete sich ein Lächeln auf ihrem Gesicht aus, „ich habe nicht gesagt, dass es nicht vielleicht einen Streit Nummer zwei geben wird: die Rückkehr. Aber ansonsten, ja, ist es erledigt.“
„Du bist eine ungewöhnliche Frau“, sagte er, während er die Autotür öffnete.
„Ich glaube, das war ein Kompliment.“ Tricia grinste ihn an, und ihre Augen glitzerten.
„Das war es.“
„Du kannst mir ruhig noch mehr davon machen, Herr Doktor, daran könnte ich mich gewöhnen“,
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