Collection Baccara Band 330
Spritze“, verkündete er, und Katies Weinen wurde ein klein wenig leiser.
„Aber es wird doch noch mehr bluten, oder?“, wollte Kevin erneut wissen.
„Oh, Gott“, stöhnte Debbie.
„Das reicht.“ Debbies Mutter packte ihre Tochter am Arm und zerrte sie aus dem Badezimmer, als sei Debbie selbst noch ein kleines Kind. „Komm mit, du bist keine große Hilfe da drin.“
„Warum mag Mom denn kein Blut? Es ist doch total cool und …“
„Und du bist jetzt auch endlich still“, wies der Großvater seinen Enkel Kevin nun zurecht, hob ihn hoch und ging mit ihm auf den Flur hinaus. „Bist du etwa ein kleiner Vampir, oder was?“ Er kitzelte den Jungen, und Kevin kicherte. Dann gingen die beiden die Treppe hinunter.
„Kopf hoch, Mädchen“, meinte Jake. „Sie dürfen niemals sehen, dass du weinst.“
„Mädchen dürfen weinen“, widersprach Katie.
„Die, die ich kenne, weinen dauernd“, scherzte Eric und fing sich einen Klaps von seiner Verlobten ein. „Mann, Männer haben hier gar nichts zu melden.“
„Wisst ihr was“, warf Sam mit lauter Stimme ein, „warum geht ihr nicht alle einfach nach unten, und Katie und ich kommen gleich nach?“
Murrend und lautstark protestierend verzogen sich die übrig gebliebenen Familienmitglieder nacheinander aus dem Badezimmer. Alle, bis auf Tricia. Aber Sam hatte auch nicht erwartet, dass sie gehen würde, und war auch ganz froh darüber, dass sie noch blieb. Sie konnte Katie ablenken, während er die Wunde auswusch und dann verband.
„Jetzt hast du sie ganz für dich, Herr Doktor“, meinte Tricia und setzte sich auf den Rand der Badewanne.
„Ich bin ein tapferes Mädchen“, sagte Katie, und ihre Unterlippe bebte wie bei einem starken Erdbeben.
„Ja, das bist du“, antwortete Sam geduldig. Mit einer Hand griff er in die Ledertasche, die Jake aus Tricias Haus geholt hatte, und zog einen Lutscher hervor. „Aber auch tapfere Mädchen bekommen Süßigkeiten, oder?“
„Ja klar.“ Katie schnappte sich den Lutscher, und Sam arbeitete schnell und schweigend weiter. Katie hatte den Lutscher in den Mund gesteckt. Auf einmal zuckte sie zusammen und zog ihr Knie weg. „Das tut weh.“
„Aber doch nicht sehr, oder?“
„Doch.“
„Katie“, mischte sich Tricia in das Gespräch ein und zog so Katies Aufmerksamkeit auf sich. „Wenn Sam fertig ist, weißt du, was dann ist?“
„Was denn?“
„Dann wird es Zeit für mich, Sheba abzuholen.“
„Echt?“ Katies Miene hellte sich unvermittelt auf.
„Sheba?“, fragte Sam und hob zweifelnd die Augenbrauen. „Die Königin des Dschungels?“
„Die heißt Sheena“, verbesserte ihn Tricia und lächelte ihn dabei an.
„Mein Fehler.“
„Sheba ist keine Königin“, klärte Katie ihn auf und zupfte ihn am Ärmel. „Sie ist ein junger Hund. Tante Tricias Hund.“
Tricia zuckte mit den Achseln und blickte ihre Nichte liebevoll an. „Du kannst aber auch nichts für dich behalten.“
„Ein Hund?“, wiederholte Sam und versuchte Katie, die jetzt ganz aufgeregt war, stillzuhalten.
„Wir haben so lange gewartet, bis der Hund alt genug ist, seine Mommy zu verlassen“, sprudelte Katie hervor.
„Und jetzt ist es so weit?“
„Können wir sie abholen?“ Die Kleine hüpfte fast vom Toilettendeckel herunter vor Begeisterung.
Tricia kniete sich nun neben Sam und nahm Katies Hand. „Aber klar. Möchtest du mitkommen?“
„Oh ja, aber nur ich, und nicht Kevin.“ Katie blickte Tricia mit großen Augen an.
Sam musste lachen. Es ging doch nichts über ein kleines bisschen Geschwisterrivalität, um ein kleines Mädchen von seinen Schmerzen abzulenken.
Tricia lachte auch, und der Klang ihres Lachens legte sich um Sam wie eine warme Decke. Er blickte schnell zu ihr hinüber. Auf ihrer Nase hatte sie einen Sonnenbrand, ihre Haare waren völlig verwuschelt, und an der Schulter zierte ein großer Fleck ihr T-Shirt. Sam hatte noch nie eine schönere Frau gesehen.
„Okay, nur du und ich und der Herr Doktor“, sagte sie an Katie gewandt.
„Ich?“
Sie sah ihn an und lächelte. „Möchtest du nicht auch mitkommen?“
Wenn sie ihn weiter so anlächelte, würde er ihr überall hin folgen. Und diese Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag, und ein großes Verlangen nach ihr breitete sich in ihm aus. Sam musste sich sehr zusammennehmen. Wie gerne hätte er sie in diesem Moment berührt und ganz fest an sich gezogen. Gott sei Dank war Katie dabei. Jetzt verstecke ich mich schon hinter einem vierjährigen
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