Collection Baccara Band 330
erklärte Ethan ihr, dass er ohne sie nicht zurechtkäme und sie zu diesem Zeitpunkt unmöglich kündigen konnte. „Du weißt, dass ich Zeit brauche. Es wird nicht einfach sein, eine neue Assistentin zu finden, die so gut ist wie du. Jemand, der rundum flexibel, gescheit und tüchtig ist. Jemand, der Ruhe ausstrahlt, mit dem man aber auch Spaß haben kann. Jemand, der in der Lage ist, das Büro zu managen und das Haus …“
Und so weiter. Ja, Lizzie war geschmeichelt gewesen, als er ihr all das zum ersten Mal gesagt hatte. Doch nachdem sie monatelang vergeblich versucht hatte, ihm klarzumachen, dass sie sich neu orientieren wollte, langweilte sie seine Lobeshymne. Dennoch ließ sie ihn ausreden. „Montana ist nichts für mich“, erinnerte sie ihn dann erneut. „Ich bin in Midland geboren, eine waschechte Texanerin. Und ich bleibe hier und eröffne wie geplant meine Patisserie. Du musst dich an diese Vorstellung gewöhnen. Denn du änderst meine Meinung nicht. Diesmal nicht.“
„Traub Oil Industries braucht dich.“
„TOI konnte über dreißig Jahre lang sehr gut auf mich verzichten.“
„In Ordnung.“ Ethan richtete sich zu seiner vollen Größe auf. „ Ich brauche dich.“
Sie saß noch immer auf dem Stuhl auf der anderen Seite des Schreibtischs und erwog aufzustehen. Schließlich war sie nur acht Zentimeter kleiner als er. Dann müsste sie nicht länger zu ihm aufschauen. Aber sie konzentrierte sich darauf, ruhig und entschlossen zu wirken. „Du brauchst mich nicht. Nicht wirklich. Du wirst gut zurechtkommen.“
Er schüttelte den Kopf. „Lizzie, Lizzie, Lizzie …“ Mit einem schweren Seufzer setzte er sich wieder. „Wie wäre es mit einer Bonuszahlung? Bleib ein bisschen länger. Dann hast du mehr Geld in der Tasche, wenn du gehst.“
Frage nicht nach der Summe, sagte sie sich streng. Aber sie war schon mal völlig pleite gewesen – eine Erfahrung, die sie unter keinen Umständen wiederholen wollte. „Wie hoch ist der Bonus?“
Ethan nannte ihr einen unglaublich hohen Betrag.
Sie schnappte nach Luft. „Das ist ein Scherz.“
„Nein, mein voller Ernst.“
Jetzt geriet ihr Entschluss tatsächlich ins Wanken. Zudem hatte sie ein schlechtes Gewissen. Er hatte große Pläne, die er in Montana umsetzen wollte. Vielleicht sollte sie zumindest noch so lange bei ihm bleiben. Sie bemerkte das Glitzern in seinen Augen. Offenbar war ihm bewusst, dass er sie geködert hatte.
„Überleg es dir, Lizzie. Du weißt, dass die Anlaufkosten für ein Unternehmen fast unweigerlich höher ausfallen, als man kalkuliert hat. Du könntest ein dickeres Finanzpolster brauchen.“
Da hatte er zweifellos recht. „Wie lange müsste ich bleiben?“
Ethan zuckte die Schultern. „Oh, ein paar Monate länger sollten reichen.“
„Ein paar Monate? Drei Monate, meinst du?“ Jetzt machte sie ein finsteres Gesicht.
„Überleg es dir einfach. Um mehr bitte ich dich nicht. Wir reden später weiter.“
„Aber ich …“
Er sah demonstrativ auf seine Rolex. „Mann, wie die Zeit verfliegt …“
„Ethan …“
„Ich habe in fünf Minuten ein Meeting mit Jamison. Du hättest mich daran erinnern sollen.“
„Nur noch einen Moment“, wandte Lizzie verzweifelt ein. „Lass uns nur das noch klären.“
„Ich kann jetzt nicht. Tut mir leid.“
„Ethan …“
Er stand bereits auf. „Denk über mein Angebot nach.“
„Aber ich habe darüber nachgedacht und …“
„Ich muss jetzt wirklich los.“ Eilig verließ er das Büro.
Lizzie sank in sich zusammen. Aber nur für einen Moment – dann straffte sie die Schultern und strich sich die dunkelblonden Haare glatt, die selbst in der relativ niedrigen Luftfeuchtigkeit im Westen Texas’ dazu neigten, sich zu kräuseln. Nein, sie würde nicht aufgeben. Ethan würde heute ihre Kündigung bekommen, so oder so. Am besten schriftlich. Dann bliebe ihm keine andere Wahl, als das Unvermeidliche zu akzeptieren.
Doch das brachte sie einfach nicht übers Herz. Ethan war nicht nur ihr Chef, sondern auch ein echter Freund. Er war für sie da gewesen, als sie am meisten auf Hilfe und Unterstützung angewiesen gewesen war. Sie würde ihn schon noch zu fassen bekommen. Schließlich wohnte sie bei ihm. Er musste irgendwann nach Hause kommen – ganz egal, wie sehr er versuchte, ihr aus dem Weg zu gehen.
Das Meeting mit Roger Jamison verlief zu Ethans Zufriedenheit. Roger hielte in Midland die Stellung, während er in Montana war. Später, wenn alles wie geplant liefe,
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