Collection Baccara Band 335 (German Edition)
Verzweifelt versuchte er, den Zylinder zu einer Spirale zu formen. Es war ihm ein Rätsel, wie sein Leben so leer hatte werden können. Er konnte sich nicht einmal daran erinnern, wann er das letzte Mal so etwas wie Gefühle wahrgenommen hatte.
Mit jedem Tag war die Leere in ihm größer geworden. Sein Ehrgeiz, neue Dinge zu erfinden, war kaum mehr vorhanden. Er lebte nur noch in den Tag hinein. Frustriert legte er den Problemator beiseite. Er brachte sowieso nichts zustande.
„Du musst es einfach akzeptieren“, erwiderte er schließlich. „Tu es für mich.“
„Sag das Symposium ab – bevor wir beide es bereuen.“
„Das kann ich nicht. Ich bin der Hauptredner.“
Sein Onkel schüttelte den Kopf. „Was, zur Hölle, willst du denn über die Technik des nächsten Jahrtausends erzählen? Man weiß nicht einmal, ob in tausend Jahren überhaupt noch jemand auf der Erde leben wird.“
„Ich dachte, dir macht es mehr Sorgen, dass ich ständig fluche.“
„Was soll ich sagen? Das ist eine deiner Macken. Du hast seit fünf Ewigkeiten keine Rede mehr gehalten. Ich weiß nicht, ob du es schaffst, dich zusammenzureißen.“
„Ich habe nur so lange keine Rede mehr gehalten, weil ich nichts zu sagen hatte. Das bedeutet aber nicht, dass dieses läppische Symposium ein Problem für mich darstellt.“
„Da dein Name im Spiel ist, wird die Presse sich auf die Veranstaltung stürzen. Nachdem du dich so lange nicht in der Öffentlichkeit gezeigt hast, werden alle gespannt sein, was du zu sagen hast. Ich glaube allerdings nicht, dass es etwas Bedeutendes sein wird.“
Justice winkte ab. „Mach dir keine Sorgen. Ich lasse mir etwas einfallen. Das Ironische an der Sache ist: Wenn ich eine Theorie aufstelle, greift irgendein Irrer sie auf und setzt sie in die Tat um. Ich kann nicht verlieren.“
„Nenn mir nur einen guten Grund, warum du das machst.“
Seufzend legte Justice seinem Onkel eine Hand auf die Schulter. Er wusste, dass es nicht leicht werden würde, Pretorius von seiner Idee zu überzeugen. Doch er musste etwas an seinem Leben ändern, bevor es zu spät war. „Seit einem Jahr habe ich nichts mehr erfunden.“
„Du hast eine Kreativitätsblockade. Es gibt andere Wege, dieses Problem zu lösen.“
„Das kann nicht sein. Ich besitze nämlich gar keine Kreativität. Ich bin Ingenieur.“
Pretorius stieß einen tiefen Seufzer hervor. „Erfinder sind kreative Menschen, Justice.“
„Das ist eine Lüge. Und das weißt du auch.“
„Ich verstehe, dass du eine Frau brauchst. Geh aus und lern auf normalem Weg eine kennen.“
„So simpel ist das nicht. Ich brauche …“ Es war wirklich nicht so leicht zu erklären. Seit dem Unfall vor sechs Monaten sehnte er sich nach einer dauerhaften Beziehung. Er brauchte eine Frau, mit der er durch dick und dünn gehen konnte. Eine Frau, die er anrufen konnte, wenn …
Mr St. John, sollen wir jemanden kontaktieren?
Diese Worte gingen ihm nicht aus dem Kopf. Jeden Tag musste er an die Antwort denken, die er damals gegeben hatte.
Nein. Es gab niemanden.
„Schränk die Auswahl ein, verflucht noch mal“, flüsterte er.
Sein Onkel starrte ihn an und nickte schließlich. Er schien zu verstehen, was Justice meinte – obwohl er nicht bereit war, dessen Vorhaben gutzuheißen. „Du wirst aufhören müssen, so viel zu fluchen. Es wird dir bei der Frauensuche helfen.“
„Ich arbeite daran.“
„Wenn eine Frau bei uns einzieht, gibt es wenigstens anständiges Essen. Und das Haus ist sauber.“
„Ich glaube nicht, dass die Frau, die ich heirate, hier die Haushälterin spielen wird.“ Justice beugte sich nach vorn und schaltete den Drucker ein, der sofort eine Seite nach der anderen ausspuckte. „Das erinnert mich an meine größte Sorge: Wenn ich heirate, musst auch du mit meiner Frau zurechtkommen. Du hast die Informationen über die Damen gelesen. Könntest du mit einer von denen zusammenleben?“
Pretorius runzelte die Stirn. „Hast du deshalb bisher nicht geheiratet? Weil du Angst davor hattest, wie ich auf die Invasion deiner Auserwählten reagieren könnte?“
Invasion? Justice beherrschte sich. Das würde ein harter Brocken werden. „Nein. Ich habe bisher nicht geheiratet, weil ich es mit keiner Frau länger ausgehalten habe als eine Woche.“
Sein Onkel nickte verdrießlich. „Und an diesem Punkt kommt mein Computerprogramm ins Spiel, richtig? Es hat mich viel Arbeit gekostet, es an deine Bedürfnisse anzupassen. Eigentlich wird es bei der
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