Collection Baccara Band 335 (German Edition)
wer Abby wirklich war. Joanne war zwar alles andere als erfreut, aber nicht besonders überrascht. Abby und Leo waren kurz nach der Geburt ihres Sohnes für ein Wochenende nach Golden Spurs gefahren, um Lizzy und Mia die Neuigkeiten zu erzählen. Joanne hatte ihre Familienzugehörigkeit zwar etwas grantig, jedoch ohne weitere Widerstände akzeptiert und sich in das Unvermeidliche gefügt. Wie schon auf dem Hochzeitsempfang befragte sie Abby dann nach ihrem Vater und lauschte aufmerksam jedem Wort, das sie ihr über seinen kürzlichen Besuch berichtete.
„Hat er dir jemals gesagt, dass du adoptiert bist?“
„Nein. Erst als ich ihn neulich danach gefragt habe. Er meinte, er hatte vor, es Becky und mir zu sagen, wenn wir erwachsen sind, aber nach Beckys Verschwinden hat er es nicht fertiggebracht.“
„Komisch“, erwiderte Joanne. „Auf mich wirkte er immer so furchtlos und unerschrocken.“
Wie schon bei ihrer letzten Unterhaltung mit diesem Thema wunderte Abby sich über Joannes großes Interesse an ihrem Vater. „Wie hast du ihn kennengelernt?“
„Wir waren für einige Zeit befreundet“, antwortete Joanne ausweichend.
Abby vermutete, dass ihre Freundschaft daran zerbrochen war, dass ihr Vater Joanne wegen seiner Arbeit vernachlässigt hatte.
Lizzy trat zu ihnen und hielt ein winziges Paar Sporen vor Caesars rundliche Babyhände. Augenblicklich vergaß Abby, sich über Joanne und das merkwürdige Gespräch Gedanken zu machen.
„Ich finde, der kleine Caesar hat sich während des Gottesdienstes sehr gut gehalten“, sagte Lizzy und lächelte liebevoll. „Er hat sich seine Sporen verdient. Wenn ihr wegfahrt, hänge ich sie an den Sporenbaum. Neben die von seinem Daddy.“
Abby fühlte sich im Kreise ihrer neuen Familie von Mal zu Mal wohler. Die Kapelle und das große Wohnhaus hatten nach dem Feuer einen sauberen Anstrich erhalten. Der Januar war regnerisch gewesen, und es hatte keinen Frost gegeben, sodass überall frisches Grün spross.
„Baby Caesar hat sich während der Messe um Längen besser benommen als meine Vanilla“, sagte Mia und kitzelte den Kleinen am Kinn. „Ich muss jetzt mal nach ihr sehen. Sie stellt bestimmt wieder irgendwelchen Unsinn an.“
Caesar quietschte und biss in eine seiner winzigen Fäuste, als wäre er am Ende mit seiner Geduld.
„Ich fürchte, er hat Hunger.“ Kaum hatte Abby diese Worte ausgesprochen, stimmte das Baby auch schon ein lautes Geschrei an, machte eine kurze Pause, steckte sich verzweifelt die Finger in den Mund und saugte daran. Da ihn dies nicht zufriedenstellte, strampelte er mit den Beinchen und setzte das Geschrei mit unverminderter Lautstärke fort.
Der Geruch von brennender Holzkohle aus zahlreichen Grills wehte zu ihnen herüber. Über ihnen spannte sich ein wolkenloser blauer Himmel. Auf der rückseitigen Rasenfläche standen große weiße Zelte, in denen die vielen Menschen während des Essens einen Platz fanden. Keiner der eingeladenen Gäste hatte es sich nehmen lassen, bei der Feier der drei neuen Familienmitglieder dabei zu sein.
Mia und Lizzy hatten es kaum abwarten können, sie, Leo und das Baby in der Familie willkommen zu heißen, aber es war Joanne gewesen, die darauf bestanden hatte, dass das Kind auf der Ranch getauft wurde, wie es seit jeher Brauch war. Und eine Taufe schrie geradezu nach einer großen Feier. Da die Kembles Rancher vom alten Schlag waren und noch dazu im Süden von Texas lebten, musste zu diesem Anlass unbedingt gegrillt werden. Außerdem waren Unmengen von Bier ebenso unverzichtbar wie mexikanische Musikanten. Die Musiker spielten auf einer eigens dafür errichteten Bühne in der Nähe des Wohnhauses.
Als Lizzy ihr das inzwischen vergilbte Taufkleid von Caesar Kemble schickte und in einem beigelegten Brief darauf bestand, dass das Baby die Taufrobe des Gründers des Kemble-Imperiums tragen müsse, entsprach Abby dieser Bitte nur zu gern.
So stand sie nun also neben ihrem Ehemann, hielt ihren hungrigen Sohn auf dem Arm und war umgeben von ihrer Familie. Nachdem alle Gäste endlich einen Blick auf den kleinen Caesar geworfen, seine Finger oder Beine gestreichelt und ihm in Babysprache etwas zugegurrt hatten, nahm Leo sie an die Hand und führte sie ins Haus. Dort konnte sie in einem der Gästezimmer ungestört ihr Kind stillen, bevor sie zum Essen wieder nach draußen gingen.
Als sie allein waren und das Baby zufrieden an ihrer Brust saugte, beugte Leo sich zu ihr und küsste sie lange und zärtlich.
Ohne
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