Collection Baccara Band 336
entschied, dass jetzt nicht die Zeit war, sie über das Verhalten ihrer jüngeren Geschwister aufzuklären. „Ja, er war hier, und nein, du bist nicht entlassen.“
Am Fuß der Treppe drehte Gina sich um. „Das Letzte, was du jetzt brauchst, ist mein großer Bruder, der sich wie … ein großer Bruder aufführt.“
Racy krümmte sich innerlich, und der Umschlag in ihrer Tasche schien ein Loch in ihre Jeans zu brennen.
„Wie führt er sich denn auf?“
„Na, du weißt doch, überbeschützend, bewacht mich, starrt jeden böse an, der mir nur einen Blick schenkt.“
Das taten große Brüder also! Schade, dass Billy Joe und Justin dies nicht gewusst hatten. Die dachten, dass eine kleine Schwester dafür da war, ihre Freunde zu unterhalten, das Geld für die Kaution zu klauen und anschließend zu „waschen“. Wie der Vater, so die Söhne.
„Aber keine Sorge“, fuhr Gina fort, „heute wird er sich benehmen.“
Racy sah Gina an. „Was?“
„Er ist fast jeden Abend hier.“
„Gage ist schon seit zwei Monaten nicht mehr hier gewesen.“
„Doch, er hat gesagt, dass er im Hintergrund bleibt.“
Im Hintergrund? Unmöglich.
Das Blue Creek war im Untergeschoss untergebracht und hatte eine große Terrasse. Von der Bar aus hatte Racy alles im Blick. Zur Küche und zum Obergeschoss hatten Kunden keinen Zugang. Da oben waren Max’ Büro, ein paar Lagerräume und aufgemalte Türen in der Galerie, die vorgaukelten, dass hier die Mädchen aus den Saloons …
Die Galerie.
Wie oft war Gage schon dort gewesen? Vor Vegas war er in die Bar gekommen und hatte sich direkt mit ihr auseinandergesetzt. Jetzt versteckte er sich. Tat er das schon immer oder erst seit er den Brief bekommen hatte?
Ginas Stimme riss Racy aus ihren Überlegungen. „Bist du okay?“
„Ja, klar.“ Racy zwang sich zur Ruhe und zeigte Gina, wie sie ein voll beladenes Tablett vom Tresen heben konnte. „Am besten, du übst jetzt ein paar Mal, das hin- und herzutragen. Die können ganz schön schwer werden.“
Racy sah Gina nach.
Was für ein Albtraum.
Wenn Gage mit ihr spielen wollte, dann sollte er sein Spiel haben. Und falls er heimlich zusah, würde sie dafür sorgen, dass es sich für ihn lohnte.
3. KAPITEL
Gage trat aus Max’ Büro und lehnte sich auf der Galerie gegen die Wand. Es war laut, heute spielte wie jeden Sonnabend eine Band im Blue Creek. Die Tanzfläche war voll, und verlockende Düfte aus der Küche wehten zu ihm herüber. Sein Magen knurrte, er hatte das Abendessen verpasst, weil er mit den Zwillingen und seiner Mutter zu tun gehabt hatte.
Seit dem Tod seines Vaters vor zehn Jahren war seine Mutter mit den Zwillingen zu nachsichtig, so dass er derjenige war, der ihnen Grenzen aufzeigen musste. Offiziell waren die Teenager mit einer Warnung davongekommen, aber beide hatten einen Monat Hausarrest.
An solchen Tagen vermisste er seinen Vater am meisten.
Gage hatte als Jugendlicher nie solch einen Blödsinn gemacht. So war das eben, wenn der Vater Sheriff war: Entweder rebellierten die Kinder, oder sie benahmen sich besonders gut.
Gage hatte sich immer gut benommen. Garrett und Giselle dagegen nicht. Als ihr Vater bei einer Drogenrazzia erschossen wurde, waren die Zwillinge in der ersten Klasse gewesen, und von da an war es im Rekordtempo bergab gegangen. Er wusste, dass der Kummer sie dazu trieb, und ihre Mutter trauerte selbst zu sehr, um der Situation gewachsen zu sein. Gage hatte von Washington aus die Beerdigung organisiert und war dann wieder hergezogen, um sich um die Familie zu kümmern. Seinen Traum vom FBI musste er damals allerdings begraben.
Zurzeit machte seine Familie ihn wahnsinnig.
Noch dazu, wo Racy vor dem Gesetz jetzt auch dazugehörte. Manchmal kam wirklich alles zusammen.
Gage sah Racy zu, die mit zwei anderen Barkeepern hinter dem Tresen arbeitete. Er hatte nur Augen für ihre weiche, goldene Haut.
Sie trug eine Art Bikini-Oberteil aus zwei winzigen Stoffstücken, von denen lange Fransen bis zum Nabel hingen, in dem ein Stein blitzte. Ihr Rücken war bloß, die roten Haare hatte sie hochgesteckt, dazu trug sie tief sitzende Jeans.
Gage ließ den Kopf gegen die Wand sinken und seufzte. Seit Las Vegas war sein sonst so gut organisiertes Leben völlig aus den Fugen geraten.
Erst Racy, jetzt Gina und die Zwillinge. Oh, nicht zu vergessen seine Mutter. Als er sie endlich erreicht hatte, war sie bei Hank Jarvis, einem alten Freund der Familie und Witwer, und hatte Vorhänge aufgehängt.
Gage war
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