Collection Baccara Band 336
ihrem Wagen gingen, legte er ihr einen Arm um die Schultern. „Ruf mich an, wenn es zu Ende ist. Vielleicht können wir gemeinsam zu Mittag essen, bevor du wieder nach Hause fährst.“
„Das hört sich gut an.“
Er küsste sie zärtlich auf die Wange und machte sich dann auf den Weg zu seinem eigenen Auto. Gina blickte ihm nach. Sie war ihm mehr als dankbar für seine Unterstützung in den letzten Tagen.
„Case?“
Er blieb stehen und drehte den Kopf zur Seite, um sie über die Schulter hinweg anzusehen.
Sie zögerte kurz. Sie wollte ihn so gern wissen lassen, wie viel er ihr bedeutete und wie verbunden sie sich mit ihm fühlte, aber die richtigen Worte kamen ihr einfach nicht in den Sinn.
„Ich liebe dich“, war alles, was sie sagen konnte.
Bill Cravens, der Anwalt ihres Vaters und Seniorpartner der großen Kanzlei Cravens, Conners und O’Reilly, saß ihr an einem Konferenztisch gegenüber. Er schob ihr einen Stapel Papiere zu und ordnete dann kurz seine eigenen Kopien.
„Ihr Vater war ein sehr sorgfältiger Geschäftsmann“, begann er. „Das erleichtert uns den Transfer des Eigentums und die Erfüllung seines letzten Willens.“
Gina nickte unsicher, dazu gab es nichts zu sagen.
„Ich möchte Sie auf keinen Fall in Verlegenheit bringen oder Ihnen Unannehmlichkeiten verursachen, aber ich denke, Sie sollten erfahren, dass ich von dem Bruch zwischen Ihnen und Ihrem Vater wusste.“
Beschämt über die Rolle, die sie dabei gespielt hatte, senkte Gina den Blick.
„Ich war mehr als nur Curtis’ Anwalt“, sagte er freundlich. „Wir waren seit vielen Jahren auch befreundet. Obwohl ich ihn sehr gernhatte, war ich mir seiner Fehler bewusst. Vor allem im privaten Bereich.“ Er hielt kurz inne und nickte ihr zu.
„Er war kein egoistischer Mensch, trotzdem haben Sie allen Anlass, das zu glauben. Curtis wuchs in großer Armut auf. Seine Kindheit war alles andere als schön. Deshalb setzte er sich als Erwachsener zwei Ziele. Eines davon war, reich zu werden. Das hat er zweifellos erreicht. Das zweite Ziel bestand darin, dafür zu sorgen, dass seine Familie niemals so leiden muss wie er selbst.“
Er hielt inne und räusperte sich. „Unglücklicherweise hat er dabei aus den Augen verloren, was seine Familie am meisten brauchte, nämlich ihn, seine Zuneigung und seine Aufmerksamkeit. Ich habe das erkannt. Genauso wie viele seiner Freunde. Und ich habe bei verschiedenen Gelegenheiten versucht, ihm das klarzumachen.“ Traurig schüttelte er den Kopf. „Aber in dieser Hinsicht war Curtis unbelehrbar. Er war nicht in der Lage, seinen übermäßigen Ehrgeiz als Fehler zu sehen. Ihre Mutter … Er hat ihr das Herz gebrochen. Sie liebte ihn mehr als das Leben selbst. Das hat sie auf tragische Weise unter Beweis gestellt. Er hat sie ebenfalls sehr geliebt, doch sie konnte ihn nicht erreichen. Es war ihr nicht möglich, ihm verständlich zu machen, dass sie ihn dringender brauchte als die teuren Geschenke, die er ihr machte.“
In Ginas Augen brannten Tränen. Sie hatte genug von der Ehe ihrer Eltern gesehen, um zu wissen, dass Mr Cravens recht hatte.
„Bedauerlicherweise hat erst die Diagnose eines unheilbaren Krebsleidens ihn zu einer Änderung seiner Einstellung veranlasst. Ich hätte nie geglaubt, dass das möglich wäre, doch ich bin selbst Zeuge dieser Verwandlung geworden. Im Angesicht des Todes hat Curtis endlich seine Fehler eingesehen und ihm wurde bewusst, was er verloren hatte.“
Der Anwalt machte eine Pause und überreichte ihr ein einzelnes Blatt aus dem Aktenordner. „Er hat mich gebeten, Ihnen das zu geben.“
Gina blickte mit tränenfeuchten Augen auf das Papier und sah, dass es ein handgeschriebener Brief war. Sie erkannte die Schrift ihres Vaters. Fragend blickte sie Mr Cravens an.
Der lehnte sich in seinem Stuhl zurück und machte eine auffordernde Geste. „Lesen Sie ihn in Ruhe“, schlug er vor. „Vielleicht hilft er Ihnen zu verstehen, wer Ihr Vater war.“
Gina schluckte trocken und las.
Liebe Gina,
wenn du diese Zeilen liest, bin ich nicht mehr da. Ich schreibe das nicht, um deine Sympathie zu gewinnen. Es ist nur eine Tatsache.
Du sollst wissen, dass ich dir keine Vorwürfe mache. Du hattest jedes Recht, mich zu hassen und den Kontakt zu mir abzubrechen. Ich war kein guter Vater und habe dir nie die Aufmerksamkeit geschenkt, die du gebraucht und verdient hast. Das lag nicht daran, dass ich dich nicht geliebt hätte, denn das tue ich und habe es immer getan. Ich war
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