Collection Baccara Band 337
hochrot. Sie starrte ihn aus weit aufgerissenen Augen an, hilflos und verzweifelt. Bilder von damals erschienen vor ihrem geistigen Auge. Beschimpft hatte der Wirtschaftsprüfer sie damals und geschworen, allen zu erzählen, was für ein hoffnungsloser Eisbrocken sie war.
Aber Ted lächelte sie nur liebevoll an.
Sie biss sich auf die Lippe. Wie gerne hätte sie ihm alles erzählt, aber sie konnte es nicht, es tat zu weh.
Vorsichtig nahm er ihr Gesicht wieder in die Hände und küsste sie zärtlich auf die Stirn, dann auf die Augenlider.
„Wir haben alle irgendwelche schmerzhaften Geheimnisse, Jake“, flüsterte Ted. „Eines Tages wirst du es mir vielleicht erzählen, und dann werde ich zuhören. Aber bis dahin bleiben wir einfach nur gute Kumpels.“ Dann hob er den Kopf und lachte. „Obwohl ich zugeben muss, dass meine Kumpels sonst keine Röcke tragen.“
Zuerst verstand sie nicht, was er meinte, aber dann musste sie laut loslachen.
„So gefällst du mir schon besser.“ Ted legte den Kopf zur Seite und musterte sie wohlwollend. „Du siehst wirklich gut aus.“ Fast hatte er ein schlechtes Gewissen, denn sie hatte vermutlich ein Vermögen ausgegeben für die Kleidung.
„Das ist nur geliehen“, beschwichtigte Jillian ihn, als habe sie seine Gedanken erraten.
Er sah sie neugierig an. „Geliehen?“
„Ja, von Sassy Callister. Sie hat einen ganzen Schrank voll Sachen, die sie nie anzieht. Es war mir zunächst nicht recht, aber sie hat mich regelrecht dazu gezwungen.“
Seine dunklen Augen leuchteten, und Jillian stellte mit Erstaunen fest, dass ihr vor Aufregung bisher nicht aufgefallen war, wie gut auch er heute Abend aussah. Er trug einen dunklen Anzug mit einem strahlend weißen Hemd und einer blau gemusterten Krawatte. „Du siehst aber auch sehr elegant aus.“
„Den Anzug hab ich mir zu John Callisters Hochzeit gekauft. Ich habe nicht oft die Gelegenheit, mich fein anzuziehen.“
Jillian seufzte. „Ich auch nicht.“
„Wir sollten zusammen angeln oder jagen gehen, dazu haben wir wohl eher die passende Kleidung“, scherzte Ted.
„Du weißt doch, dass ich keine Waffen mag“, gab Jillian nüchtern zurück.
„In meinem Beruf sind sie unabkömmlich, Jake.“
„Ja, da hast du wohl recht. Trotzdem …“
„Aber du bist doch früher gern angeln gegangen, oder nicht?“
„Schon, aber es ist eine Weile her, seit ich einen armen hilflosen Wurm ins Wasser gehängt habe.“
Ted schmunzelte. „Alles im Leben erfüllt einen Zweck. Würmer ermöglichen es den Menschen, köstliche Fische zu fangen.“
„Da sind die Würmer sicher anderer Meinung.“
„Gut, ich frag den nächsten, der mir über den Weg kriecht.“
Jillian lachte. Schon lange hatte sie sich nicht mehr so wohl gefühlt. Und sie war beruhigt, denn Ted dachte offenbar nicht, dass sie ein hoffnungsloser Fall war. Er war nicht mal sauer, obwohl sie ihn hatte abblitzen lassen.
Ted sah sie liebevoll an. „Ich bin froh, dass du keine Absätze trägst.“
„Wieso?“
„Diese Stiefel sind nicht so widerstandsfähig wie meine Arbeitsschuhe. Und es wäre schrecklich, wenn du Löcher mit den Absätzen in sie hineinbohren würdest, während du mir beim Tanzen auf die Füße trittst.“
„Ich werde dir schon nicht auf die Füße treten“, erwiderte Jillian. „Sollten wir jetzt nicht lieber gehen?“
„Ja, das sollten wir.“
„Ein Tanzclub für lateinamerikanische Tänze in Billings. Wie exotisch!“
„Der Besitzer ist erst recht exotisch. Du wirst ihn mögen.“ Er beugte sich zu ihr hinab. „Er war früher Waffenschmuggler.“
„Wow!“
„Hab ich mir schon gedacht, dass dich das beeindruckt. Ich habe auch so reagiert.“
„Du umgibst dich wohl gern mit schrägen Menschen“, stellte Jillian auf dem Weg zu Teds Wagen fest. „Liegt wohl am Job.“ Ein Grinsen breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als sie seinen Pick-up sah. „Gewaschen und poliert, was?“, neckte sie ihn.
„Man kann eine tolle Frau schließlich nicht in einem dreckigen Pick-up zum Tanzen ausführen.“
„Das hätte mir nichts ausgemacht.“
Er war zur Beifahrertür gegangen und drehte sich jetzt zu Jillian um. Ihr Gesicht leuchtete im schwachen Licht einer Straßenlaterne. Teds Blick war ernst. „Das weiß ich. Du beurteilst deine Freunde nicht danach, wie viel Geld sie haben. Das ist eines der vielen Dinge, die ich an dir mag. Ich wollte mal mit einer Staatsanwältin ausgehen, die kurzzeitig hier am Gericht zu tun hatte. Aber als sie
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