Collection Baccara Band 338
bedeutungsvoll. „Es gibt vieles, das dir vermutlich nicht bewusst ist.“ Dann setzte sie ein unschuldiges Lächeln auf und deutete auf die zwei Teller neben dem Babyfon. „Lass uns essen, bevor deine Kreation kalt wird.“
„Gutes Argument.“
Jake setzte sich neben sie an den Tresen, der gegenüber der Kochinsel stand, und beobachtete sie unter gesenkten Augenlidern hervor, als sie den ersten Bissen in den Mund nahm.
Er wartete auf ihre Reaktion, fragte sich, ob ihr die Tränen in die Augen schießen oder ihre Lippen sich in einer verräterischen Grimasse kräuseln würden.
Nichts davon geschah.
Stattdessen folgte auf den ersten Bissen ein nächster und ein weiterer. Ihr Blick traf seinen. „Sehr gut“, lautete ihr Urteil. Dann zeigte sich Argwohn in ihren Augen. „Warum isst du nichts? Sollte ich mir Sorgen machen? Hast du vielleicht Oleanderpulver über das Omelett gestreut, als ich mal nicht hingeschaut hab?“
Irgendwo hatte sie einmal gelesen, dass diese Pflanze zwar geruch- und geschmacklos war, aber eben auch giftig. Sie konnte dem Essen in Pulverform beigefügt werden, ohne dass das Opfer etwas davon merkte.
„Du bist mir eine Nummer.“ Zum Beweis seiner Unschuld nahm er einen Bissen von seiner eigenen Portion. Dann klaute er einen von ihrem Teller.
„Bitte“, sagte er, nachdem er beide Bissen hinuntergeschluckt hatte, „das sollte beweisen, dass beide Portionen harmlos sind. Ich wollte nur erst deine Reaktion auf mein Essen sehen“, erklärte er. „Ich wollte nicht, dass du nett tust, während dir die Lippen brennen.“
„Meine Lippen haben gebrannt“, widersprach Calista, und ein geheimnisvolles Lächeln nistete sich in ihren Augen ein. „Aber glaub mir, das Omelett hatte nichts damit zu tun.“
Ein warmes Gefühl durchflutete Jake. Ohne es zu wollen, lächelte auch er. Zwar konnte er versuchen, sich von ihr fernzuhalten. Aber dass sie etwas in ihm auslöste, das vermochte er nicht zu verhindern.
„Dir schmeckt das Omelett also“, sagte er schließlich.
„Sehr. Ich finde, der Schinken und der Speck darin und insbesondere diese grüne Peperoni geben dem ganzen wirklich Pfiff.“ Natürlich neckte sie ihn nur. Alle aufgezählten Zutaten, fein geschnitten und gewürfelt, waren ihre Ergänzungen zur Mixtur.
Jake sah von seinem Teller auf und blickte ihr in die Augen. Nicht einmal der Schatten eines Lächelns lag auf seinen Lippen, als er sagte: „Das finde ich auch.“
Warme Wellen der Freude durchfluteten ihren Körper.
Später erinnerte sie sich nicht mehr daran, wie sie aufgegessen hatte. Woran sie sich erinnerte, war der Mann, der neben ihr gesessen hatte, und seine Wirkung auf sie.
6. KAPITEL
Jake betrachtete sich im Badezimmerspiegel. Er war nie eitel gewesen, aber im Moment, befand er, sah er höllisch schlecht aus. Dafür gab es einen Grund.
Er hatte nicht geschlafen, wenigstens nicht genug, um seine Batterien wieder aufzuladen.
Die halbe Nacht lang hatte er sich im Bett herumgewälzt. Länger als zwei Stunden am Stück hatte er nicht geschlafen, immer wieder war er aufgewacht und hatte den Kampf ums Einschlafen erneut aufnehmen müssen. Es war ein aussichtsloser Kampf gewesen.
Zum ersten Mal, seit er seine Vaterrolle aktiv übernommen hatte, lag sein Schlafmangel nicht daran, dass Marlies Weinen ihn wach gehalten hätte. Wunder über Wunder, seine Tochter hatte sogar den größten Teil der Nacht durchgeschlafen. Jetzt hoffte er, dass dies ein gutes Zeichen für die Zukunft war – und dass seine schlaflose Nacht nichts zu bedeuten hatte.
Rasiert und angezogen ging er hinunter. Ein üppiges Frühstück würde ihn halbwegs menschlich machen.
Ein Grund für seine Schlaflosigkeit war die Sorge darum, er könne das Sorgerecht für Marlie verlieren oder müsse zu drastischen Mitteln greifen, um es zu behalten.
Der andere Grund hatte nichts mit Marlie zu tun, außer vielleicht oberflächlich betrachtet, denn hätte er Marlie nicht, wäre er auch Calista nie begegnet.
Zum Teufel, ohne Marlie wäre er nicht einmal nach Thunder Canyon gekommen. Dann wäre er immer noch Polizist in New Orleans, und Calista und er hätten aller Wahrscheinlichkeit nach ihre Leben gelebt, ohne jemals ein Gespräch miteinander zu führen, schon gar nicht ein so ernsthaftes wie letzte Nacht.
Bevor Calista gegangen war, hatte sie noch einmal betont, wie ernst es ihr mit ihrem Angebot gewesen war. Wenn er eine Ehefrau brauchte, um seine Tochter behalten zu können, würde sie ihn
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