Collector - Operation Vade Retro: Band 2 - Roman (German Edition)
Schlampe gewesen, die er einem Kollegen ausgespannt hatte, ja, das hatte er gewusst. Und dass sie eines Tages die Seiten wechseln würde, ja, auch das war ihm klar gewesen. Aber die von ihr angegebenen Gründe für das Beziehungsende waren so absurd, sie konnte nur verrückt geworden sein.
Dröger stand auf, schleppte sich in sein Büro und schubste den Mann zurück, der den 3D-Cube eben demontieren wollte. »Nein! Ich muss noch was …«, sagte er überfordert und schaltete auf die Nachrichtenkanäle, ließ sich alle gleichzeitig in kleinen Fenstern anzeigen.
Hilly, die Schlampe, hatte die Wahrheit gesprochen. Was selten vorkam, aber in diesem Fall wäre es ihm lieber gewesen, belogen zu werden.
Alle sendeten den Ausschnitt der Einsatzbesprechung mit Commander Idòciu.
Und dabei erfuhr Dröger, dass er nicht als Einziger kompromittiert worden war. Ein Uditor und ein Nuntius schienen exakt die gleiche Mission von einem Geheimsekretär namens Horàt erhalten zu haben.
Natürlich wurde das System, in dem sich die Ahumanen aufhalten sollten, welche die Rettung der Menschheit bedeuteten, genannt. Prokyon A. Information als Allgemeingut.
Dröger konnte sich vorstellen, wie sich Dutzende Justifier-Teams in diesem Moment auf den Weg machten, vielleicht sogar Privatleute in die Raumschiffe stiegen, um die ahumanen Collie-Fresser zu treffen und sie von einer Allianz zu überzeugen.
Außerdem erfuhr er aus den Nachrichten, dass er laut SternenReich schon seit Monaten in psychiatrischer Behandlung war, wegen allen möglichen geistigen Erschöpfungszuständen. Dass Nancy ihn schwer belastete. Dass ihn die Kollegen als Sonderling und rücksichtslosen Karrieristen bezeichneten.
Daraus formte sich ein Bild, das Dröger zum Kotzen fand, obwohl er sich selbst als abgehärtet bezeichnete. Kein Wunder, dass ihm der Arbeiter eine verpasst hatte. Die U.S.N.O. hatte ihn gefeuert. Alle hatten ihn gefeuert, aber niemand schien es für nötig gehalten zu haben, ihn davon in Kenntnis zu setzen.
Dröger mutmaßte, dass sie alle zuerst eine schöne Geschichte stricken wollten, bevor man ihn informierte.
Aber so leicht wurde man ihn nicht los. Nicht dafür, dass er seinen Job gemacht hatte. Sein langjähriger Job als Sekretär bei der U.S.N.O. und bei SternenReich hatte ihn einige schöne Geheimnisse erfahren lassen. Das würde dafür sorgen, dass er weich fiel.
Sein Selbsterhaltungstrieb erwachte.
Untertauchen. Danach einige OPs, ein neues Gesicht, eine andere Identität, und aus Dröger wurde schon bald ein Mister Smith, der neu bei SternenReich eingestellt und sich bald nach oben arbeiten würde. Nein, meine Herrschaften, der Konzern wurde ihn so rasch nicht los.
Das Wörtchen Erpressung geisterte durch seinen Verstand, doch das drängte er zurück. Erpresser landeten tot in der Gosse, in einem Hundefutterwerk oder sonst wo, aber nicht reich und entspannt auf der Insel der Glückseligen.
Dröger beruhigte sich, so gut es ging. Es brachte nichts, wenn er den Kopf verlor. Die Geheimnisse der Mutanten konnte er jedem Kon verkaufen. Dem Meistbietenden. Das wäre ein guter Anfang.
Er wandte sich vom 3D-Cube ab und wunderte sich, wie schnell drei Männer und eine Drohne arbeiten konnten, wenn der Hass sie anspornte, jede Spur von ihm zu beseitigen. Es gab nichts mehr im Zimmer außer seinem Schreibtisch, auf dem neben seinem Pad noch …
Der Datenträger war verschwunden.
Dröger sah sich um – und erkannte neben der Tür jemanden, der nicht mehr unter den Lebenden weilen durfte. »Zumi?« Das konnte nicht sein!
»Ganz recht.« Der Mann im dunkelroten Anzug hob die rechte Hand und zeigte ihm den Chip, den er behutsam zwischen Daumen und Zeigefinger hielt. » Das gehört nicht Ihnen.«
»Doch! Geben Sie es her!« Er machte zwei Schritte zum Schreibtisch, öffnete die Schublade und nahm die Versatile XP heraus. Er lud durch, richtete die Mündung auf Zumi. »Her damit, oder ich knalle Sie nochmals … ach, egal.« Er drückte ab.
Aber es krachte nicht.
Kurz vor Erreichen des Druckpunkts blieb der Abzug stehen und ließ sich nicht mehr bewegen.
»Kennen Sie Sirona?«, fragte Zumi freundlich und deutete zu einer Nische, in der ein Kind stand. »Sie ist Louises Tochter. Sie war nicht besonders amüsiert darüber, als sie hörte, was Sie vorhatten. Die Menschheit muss von den Mutanten erfahren. Sonst wäre Louises Tod umsonst gewesen.«
»Ich werde …« Dröger hatte Karriere gemacht, weil er schnell handelte. Er ließ die
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