Collector - Operation Vade Retro: Band 2 - Roman (German Edition)
oder sonst wo herauszuholen.« Tye zeigte auf das Display an der Vorrichtung. »Alle paar Sekunden spult es Witze ab. Kann man sich das vorstellen? Wer macht so etwas?«
»Chaotiker.«
»Eher Chaot en .« Tye schnaubte. »Das wird nichts. Ich kann noch hundert Jahre davor sitzen. Man bräuchte jemand, der sich damit auskennt. Aber wie ich hörte, starb der Letzte durch Ihren SupraSoldier.« Ihr Vorwurf war unmissverständlich. »Oder vermögen Sie das? Black deutete das an.«
Wäre Tye von der Church gewesen, hätte Clarissa sofort zugestimmt. »Verraten Sie mich nicht bei dem Nuntius: Ich weiß genauso viel wie Sie. Na, sagen wir, ich weiß, wie man es an- und ausschaltet, aber wie man eine TransMatt -Fuhre abfischt, das haben sie uns im Detail nicht verraten. So verrückt waren selbst die Calyptics nicht.«
Tye sah auf den ReRouter. »Dann werde ich wohl weitermachen müssen.«
»Hundert Jahre?«
»Hundert Jahre.« Sie widmete sich der Vorrichtung und stöpselte einige Zugänge um. »Sie könnten mir einen Kaffee bringen, Captaine.«
»Ich schicke meinen Steward.« Clarissa wandte sich um – und erschrak: Vor ihr erhob sich Colomba.
Die Preacheress hatte sich unbemerkt genähert und stand im Türrahmen, ihr Blick war leicht verschleiert, was an den Beruhigungsmitteln lag, die ihr der Panther-Beta verabreicht hatte. Die Wirkung ließ offenbar nach. Oder die Folgen ihres Traumas aus der Gefangenschaft gingen zurück. Sie hatte mit niemandem gesprochen, von daher wusste auch keiner, was die Templars alles mit ihr angestellt hatten.
Die junge Frau trug einen weißen Habit, der körperbetont geschnitten war. Die blonden Haare standen wirr auf dem Kopf, ihr Mund öffnete und schloss sich wieder.
»Alles okay mit Ihnen, Preacheress?«, fragte Clarissa besorgt. »Haben Sie sich verlaufen?« Eine unsinnige Anmerkung, da es ziemlich unmöglich war, sich in den überschaubaren Gängen und dem Fahrstuhl zu verirren.
Sie bewegte leicht den Kopf, was man als Nicken deuten konnte, und rieb sich mit der Rechten über das Gesicht, als würde sie Wasser abwischen. »Wahrlich, ich sage euch, einer von euch wird mich noch in jener Nacht verraten.«
Tye blickte nicht auf. »Was soll das denn?«
Clarissa war sich nicht sicher. »Ich denke, sie zitiert aus der Bibel.«
»Und der, der ohne Schuld ist, der werfe den ersten Stein«, kam es von Colomba geraunt. »Und sie tanzten um das Goldene Kalb.« Tränen rannen die Wangen hinab. »Ich bin der HERR , dein Gott. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.«
Ich bringe sie zurück in die Koje. Clarissa legte behutsam einen Arm um die Preacheress und führte sie aus dem ReRouter-Raum. »Kommen Sie. Sie müssen sich noch ausruhen. Bald sind wir auf Christ. Ich sage Night, dass er Ihnen noch eine schöne Ladung von den Schlafmitteln geben soll.«
Ohne Widerstand zu leisten, folgte Colomba der Captaine und murmelte dabei unentwegt Zitate aus der Heiligen Schrift der Christenheit.
»Aber«, sagte sie unvermittelt klar und deutlich und blieb wie angewurzelt stehen, »was ist, wenn die anderen Götter neben Gott das Gleiche sagen wie er?«
»Colomba, kommen Sie.«
Die Preacheress rührte sich keinen Millimeter. »Es gibt auch mehr als einen Sohn Gottes. Wusstest du das?« Sie senkte den Kopf und starrte auf den Boden. »Es steht in der Bibel. Buch Hiob, Kapitel achtunddreißig, Verse vier bis sieben: Als mich die Morgensterne miteinander lobten und jauchzten alle Gottessöhne . So steht es geschrieben. Aber wo sind sie alle, die Söhne und die anderen Morgensterne?«
Clarissa war nicht die Richtige für theologische Spitzfindigkeiten. Die zehn Gebote waren schon kompliziert genug und unmöglich einzuhalten.
»Erstes Buch Mose: Da sahen die Söhne Gottes die Töchter der Menschen, wie schön sie waren, und sie nahmen sich von ihnen allen zu Frauen, welche sie wollten. Da sprach der HERR : Mein Geist soll nicht ewig im Menschen bleiben, da er ja auch Fleisch ist «, murmelte die Preacheress. » Seine Tage sollen einhundertzwanzig Jahre betragen. In jenen Tagen waren die Riesen auf der Erde, und auch danach, als die Söhne Gottes zu den Töchtern der Menschen eingingen und sie ihnen gebaren. Das sind die Helden, die in der Vorzeit waren, die berühmten Männer.« Sie drehte den Kopf und schaute zum Fenster hinaus. »Die Bibel spricht die Wahrheit, aber wir verstehen sie falsch. Doch ich habe gesehen. Ich habe gelernt. Ich habe verstanden.« Dann ging Colomba einfach
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