Collector - Operation Vade Retro: Band 2 - Roman (German Edition)
Fans des Alten Testaments. Ich habe es nicht so mit Augen und Zähnen.«
»Danke sehr.« Colomba tat das Lob sehr gut. Anjelo hatte sie deutlich spüren lassen, dass er die Predigt für die Rechte der Betas als Fehler betrachtete.
Irgendwo im Haus wurde gesungen und gelacht. Die Kinder schmetterten einen nicht church-konformen aktuellen Hit aus dem StellarWeb.
Jeannes Miene wurde ernster. »Ich will nicht verschweigen, dass du dich damit in die Schusslinie der Church-Hardliner begibst. Und der Kons. Das muss dir klar sein, Preacheress.«
»Das ist es.«
»Und dass dir Anjelo früher oder später in den Rücken fallen wird. Er ist ein traditioneller Preacher, der keine Heldentaten vollbringen will oder Ideale hat wie du. Ich kenne seine Art sehr gut.« Jeanne lehnte sich nach vorne und stützte die Ellbogen auf die Knie. »Das ist nicht schlimm. Die Church braucht Konservative wie ihn – aber ebenso aufmüpfige Köpfe wie dich. Er bangt jetzt schon um seine Karriere, sobald du den Mund aufmachst.« Sie lachte leise. »Aber da erzähle ich dir nichts Neues.«
Colomba schüttelte den kurzgeschorenen blonden Kopf. »Ich denke, dass sich nach Cornu unsere Wege trennen.« Unverhofft hatte sie eine Verbündete gefunden, und das erleichterte sie ungemein. »Ich sehe meine Zukunft in der Missionierung der Betas, Deaconess. Sie sind die Schwachen, die Ausgegrenzten, zu denen sich Jesus gesetzt hätte, um zu ihnen zu sprechen und ihnen Hoffnung zu machen, dass es sich zum Guten wandelt.«
Jeanne richtete sich auf und strich das Gewand am Oberkörper glatt. »Ich verstehe dich. Sei dir bewusst, dass ich mit meiner Meinung zu einer Minderheit gehöre, aber gib deswegen nicht auf. Der Ministrator und seine Apostel werden einsehen, dass man die Chimären nicht wegstoßen sollte.« Ihr Antlitz wurde ernst. »Dafür gibt es einfach zu viele von ihnen.«
Colomba hörte Sorge in den Worten. »Wie meinst du das?«
»Je früher wir ihnen den rechten Glauben einimpfen, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sie ihre Menschlichkeit nicht verlieren, die ihnen die Forscher in die DNA mixten. Das Tier darf nicht die Oberhand gewinnen, sonst erheben sich die Betas eines Tages gegen uns. Sie sind schlau, sie können sich organisieren. Es ist besser, wenn sie die Menschen mögen und auf den gleichen Gott vertrauen wie wir.« Sie prostete ihr mit der Tasse zu. »Gott hat uns alle erschaffen. Das können wir ihnen nicht oft genug sagen.« Die Deaconess erhob sich und legte im Vorbeigehen kurz die Hand auf die Schulter der Preacheress. »Ich bin stolz auf dich. Behalte dir das Ungewöhnliche und Gradlinige.«
»Das werde ich, Deaconess«, beteuerte sie und errötete wegen des vielen Lobs. Anjelo würde ein guter Priest werden, seinen Außenposten bekommen und gegen die Sünde wettern oder was sich sonst an Standards anbot. Aber niemals käme er an sie heran.
Colomba freute sich noch mehr und sah durch die Regen scheibe zur großen Halle, in der sie einen Dankgottesdienst abhalten wollte. Sie hatte Red und Konsorten ausgesandt, um die Betas in den anderen Städten einzuladen und gemeinsam zu feiern.
Als sie an Anjelos Gesicht dachte, das nicht nur entgleist, sondern komplett auseinandergefallen war, als er von ihren Plänen erfuhr, musste sie grinsen.
Sie stand auf, ging durch den Wintergarten in den Flur, nahm den Überwurf vom Haken und legte ihn sich um. Gleich darauf stapfte sie durch den heftigen Wind, die Sohlen klapperten über die ausgelegten gelochten Matten. Überall standen Pfützen mit braunem Wasser. Der Staub der letzten Monate war abgewaschen worden und kehrte auf den Boden zurück.
Colomba ließ sich die Tropfen aufs Gesicht regnen und leckte sie sich von den Lippen. Süß und weich schmeckte das Wolkenwasser.
Sie betrat die Halle und überlegte, wie sie die Container dekorieren wollte. Mehr fürs Auge, mehr für die Emotionen. Ein Logo, das mit Laser an die Wand geworfen wurde, spendete keine Wärme, sondern erinnerte eher auf schlechteste Weise an einen Konzern.
Sie schritt hin und her, probierte am Arrangement der Klappstühle herum – als sie die roten Spritzer auf dem Boden bemerkte.
Colomba wischte mit der Fußspitze darüber. Blut?
Die Flüssigkeit war frisch, haftete an den Platten und auf Kopfhöhe an einem der Lagercontainer. Es musste einen Unfall gegeben haben.
Sie sah sich weiter um und entdeckte rote Schleifspuren, daneben ein Büschel rotes Fell.
Schnell folgte sie den Linien, Colomba
Weitere Kostenlose Bücher