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Collector

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Titel: Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Verkehr, in dem noch kein einziger Unfall geschehen war, und bog in die rampenförmige Zufahrt ein. Sekunden daraufhielten sie vor dem Eingang des Hotels. Ein Hoteldiener wuchtete das Gepäck aus dem Kofferraum.
    Suede stieg aus, nahm die Tasche. »Los, wir sind ein bisschen spät.« Sie scheuchte Kris aus dem Fond zu den Fahrstühlen, die außen angebracht waren.
    Die senkrechte Fahrt führte sie ins siebte Stockwerk. Die Türen öffneten sich, und es ging einen hohen, verschwenderisch breiten Gang entlang, in dem er mit seinem Truck hätte manövrieren können. Besucher kamen ihnen entgegen und wirkten in dem Hallenkorridor klein und verloren.
    Kris schwieg und dachte an Scarlett mit ihrer Insektenform. Er hatte vergessen zu fragen, warum sie sich als Gottesanbeterin präsentierte. Ob es einen religiösen Hintergrund gibt? Oder frisst sie ihre Liebhaber?
    »Sind Sie jetzt gespannt, SK?« Suede lotste ihn durch das Gebäude, als wäre sie Stammgast.
    »Ich bin zumindest neugierig, wie mein Bruder aussieht«, erwiderte er. Grinsend stellte er sich ihn als Cyborg-Ratte vor, als Alu-Elefant, als Karbon-Fliege. Das wäre eine echte Herausforderung an die Konstrukteure des 20T. »Bestimmt was Kleines.«
    »Aber nicht zu klein. Denken Sie an die natürliche Schranke. Der 20T ist nicht in der Lage, den menschlichen Verstand mit seinem Wissen und dem humanoiden Bewusstsein in reine Daten umzuwandeln. Auf die Digitalisierung der Seele muss man noch warten«, referierte sie. »Außerdem ist die Frage nach der Existenz einer Seele als solche ungeklärt.« Sie blieb vor dem Salon IIOOOI stehen, klopfte und trat ein.
    Sie hat nicht mal auf meine Antwort gewartet. Kris folgte ihr und erblickte Scarlett an der Stirnseite des aluminiumfarbenen Tisches. Schräg vor ihr stand ein Mann in einem stahlblauen Anzug mit kurzen blonden Haaren, der vom Profil her frappierend seinem Vater in Jugendjahren glich. Die Fotos kannte Kris noch.
    »Guten Tag«, grüßte Suede sie und setzte sich ihnen gegenüber, ohne weitere Höflichkeitsfloskeln auszutauschen. Das wiederum fand Kris gut. »Schön, dass Sie Zeit für UNS gefunden und sich zu einem Treffen entschlossen haben.« Sie langte in ihre Aktentasche und zog zwei kleine Rollen Terracoins hervor. Beinahe schon verächtlich gab sie ihnen einen Stoß, so dass sie über die Platte zu Scarlett und dem noch namenlosen Mann rollten. »Bitte sehr. Die vereinbarten fünfhundert. Für Ihre Mühen.« Sie faltete die Hände zusammen. »Reden wir über Ihren Vater: Wo finden wir ihn?«
    Der Mann setzte sich, schaute an ihr vorbei zu Kris, der sich wie ein Leibwächter fühlte und neben Suede stand, halb zur Tür gewandt und immer wachsam. Er erwiderte den neugierigen Blick.
    Sein Halbbruder glich dem Vater sehr. Dem ersten Anschein nach hatte er noch keinerlei Modifikationen an sich vornehmen lassen, oder besser gesagt: noch keine vornehmen dürfen. Was unter dem Anzug steckte, blieb natürlich ein Geheimnis. »Guten Tag«, grüßte er zurück, und seine tiefe Stimme füllte den Raum. »Mein Name ist Olonin Lyssander. Meine Schwester und ich sind in erster Linie hier, um dich kennenzulernen«, richtete er sich direkt an Kris. »Sie hat mir erzählt, dass ihr euch bereits getroffen habt.«
    Es war Kris unangenehm, plötzlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. »Ja«, sagte er daher nur knapp und hoffte, dass Suede wieder das Gespräch an sich reißen würde. Schließlich ging es ums Geschäft.
    Olonin sah ihn an. »Ich erkenne die Ähnlichkeit«, meinte er bedächtig. »Wie schade, dass Mutter es nicht mehr erleben durfte, dass sich die Familien bei der Suche nach Vater vereinen.«
    »Wir vereinen uns bestimmt nicht«, knurrte Kris. Das würde mir noch fehlen. Und ich falle dir bestimmt nicht um den Hals.
    »Da müssen WIR UNSEREM Leibwächter Recht geben«, fiel Suede ein. »Also, Mister Lyssander, so sehr WIR ein wenig Gefühl und Rührseligkeit in gewissen Momenten zu schätzen wissen, möchten WIR von Ihnen hören, was Sie über den Verbleib von Anatol Lyssander wissen. WIR lassen Sie drei danach gern alleine, damit Sie in die Vergangenheit eintauchen können.«
    Olonin nahm die Rolle Tois auf und steckte eine davon in die Tasche des Sakkos, die andere wurde von Scarlett mit einer sehr präzisen, unglaublich schnellen Bewegung des rechten Fangarms vom Tisch geschnappt. Eine Klappe in der metallischen Brust öffnete sich, das Geld landete darin. »Der Absturz meines Vaters, nein, seine

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