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Collector

Collector

Titel: Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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die Kabinentür, und er wandte sich um. Davor stand ein Mann, der das Zeichen für Anrufen machte und auf das Terminal zeigte.
    »Ist gut. Ich komme«, sagte Kris und verließ das Kabuff, ging zum Ausgang des Kom-Ladens und trat hinaus ins achte Stockwerk. Seine Gedanken kreisten um die Unterhaltungen, um seine Tochter, um Nuria.
    Er realisierte nicht, dass er sich in einer von vielen Etagen eines Wolkenkratzers befand. Der Anblick wirkte wie der einer gewöhnlichen, mehrstöckigen Mall, mit Geschäften, Cafes, Kneipen und allem, was man benötigte, um Geld auszugeben. Ein Blick auf die holografische Uhr, die über einem mehrstrahligen Brunnen schwebte, sagte ihm: Das Treffen stand bald an.
    Noch eine knappe Stunde. Er schlenderte die Mall entlang. Kris hatte kaum Augen für die Auslagen und die Angebote darin, seine Gedanken drifteten in die Vergangenheit.
    So sehr er es versuchte, er konnte sich nicht wirklich an die andere Frau erinnern, die sein Vater als Zweitgemahlin auf Hakup geehelicht hatte. Sie war kaum mehr als eine Vorstellung, eine Silhouette ohne Gesicht.
    Ähnlich verhielt es sich mit den Kindern aus der anderen Beziehung. Sie hatten einmal zusammen gespielt, und am Ende hatte es eine Prügelei um einen gelben Saturo-Kreiselball gegeben. Mehr wusste er nicht mehr.
    Kris fand es merkwürdig, die Menschen zu sehen, die zu einem Teil das Erbe seines verschollenen Vaters darstellten, so wie er selbst. Zu seiner Verwunderung fühlte er sich ihnen nicht nahe. Es hatte nichts damit zu tun, dass sie dem 20T beigetreten waren. Wenn er genauer in sich hineinhorchte, spürte er Ablehnung und Feindseligkeit.
    Warum? Sie haben mir nichts getan. War es, weil sie beim Angriff der Collectors ungeschoren davongekommen waren?
    Er konnte sich selbst keinerlei Antwort darauf geben und beschloss abzuwarten.
    Ruhiger machte ihn das nicht.
    Er strömte mit den Massen dahin, sah den Einbahnkabinen zu, wie sie über den Köpfen der Menschen dahinpfiffen, und konnte sich auf nichts konzentrieren. Nervosität und Sorge mischten sich. Zehn Minuten vor der angegebenen Zeit stand er an dem vereinbarten Treffpunkt und wartete auf das Taxi.
    In seinem Rücken surrte es elektrisch.
    »Sorry. Stehe ich im Weg?« Kris wandte sich um. Vor ihm stand eine drei Meter große Insektennachbildung, einer Gottesanbeterin ähnlich, aus mattem Edelstahl, schwarzen Kunststoffen und mit funkelnden Facettenaugen ausgestattet. Der Hinterleib war im Vergleich mit dem Vorbild aus der Natur stark verkürzt und schlanker, die Mandibeln sahen geschliffen und scharf aus, mit den Fangarmen verhielt es sich ebenso. Zwei kleine Düsen auf dem Rücken legten die Vermutung nahe, dass dieses Wesen fliegen konnte.
    Heiliger Wotan! Ein Automat mit höherer Weihe. Kris machte einen Schritt zur Seite, damit der 20T vorbeikonnte. »War keine Absicht.«
    Die Gottesanbeterin bewegte sich nicht. Der Dreieckskopf senkte sich, die Facetten richteten sich auf ihn. »Du bist Kris«, sagte eine weibliche Stimme. »Ich war auf dem Weg zu unserem Treffen und habe dich hier stehen sehen.«
    Ach du ... Er atmete tief ein: Vor ihm stand jemand aus der anderen Familie. Kris wusste nicht, ob er die Hand ausstrecken sollte, vermutlich würde sie von den Fangarmen abgetrennt. Außerdem war er nicht erpicht darauf, Freundschaften zu schließen. Nicht mit dem, was er vor sich sah. »Du bist?«
    »Mein menschlicher Name lautete Scarlett, bis ich dem 20T beitrat und mehrere Weihen durchlief«, antwortete sie. Es bereitete ihm Schwierigkeiten, allein aus der hellen, fast kindhaften Stimme freundliche Gefühle ablesen zu können, während das Stahlgesicht keinerlei Ausdruck zeigte. »Es wäre mir lieber, wenn du mich Kratos Beta 21/239 nennst, denn ich gehöre nicht mehr in die Welt der normalen Menschen. Ich bin erhöht.«
    »Das ist ein langer und ungewöhnlicher Name«, sagte Kris in dem Versuch, so diplomatisch zu sein, wie es ihm nur möglich war. Schon die Formulierung Ich bin erhöht weckte seine Abneigung stärker als der befremdliche Kunstkörper.
    »Für dich, ja. Für mich, nein.«
    Ich werde den verquertechnoiden Quatsch dennoch nicht benutzen. Das Taxi rollte vor und hielt exakt vor ihm an, die Tür öffnete sich für ihn. »Sorry, der Wagen ist nicht auf deine Maße ausgelegt. Wir sehen uns später.« Er setzte sich und betrachtete sie durch das Panoramadach. Zum Glück. Mit dir könnte man jedem Kammerjäger einen Herzinfarkt bescheren.
    Seine Halbschwester - oder wie auch

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