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Collector

Collector

Titel: Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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WIR, was WIR bekommen können. Die Motivation Ihrer Halbgeschwister, Anatol Lyssander ausfindig zu machen, ist enorm hoch. Und dazu noch gratis. Alle weiteren Diskussionsversuche können Sie sich sparen.« Sie betrat den Lift und sah ihn an. »Kommen Sie, SK? Unsere Zimmer warten.«
    Kris blieb stehen und sah zu, wie sich die Türen langsam schlossen. »Professorin, die Gegend ist sicher«, sagte er und unterdrückte seine Wut, die sich plötzlich gegen so viele richtete: gegen Suede, seinen Vater, Olonin und Scarlett, BaIn. »Sie brauchen keinen Leibwächter.«
    Sie lächelte nachsichtig und warf ihm die Keykarte für sein Zimmer zu, dann verschwand sie hinter den Türen.
    Er hielt die Karte in der Hand und wartete, bis die Kabine abgefahren war. »Scheiße!«, schrie er seinen Frust hinaus und trat mehrmals hintereinander gegen die Wand. Die Stiefel hinterließen Vertiefungen im Material, teurer Kristallinputz bröckelte ab. »Heiliger Wotan, was hat das Universum gegen mich?«
    Er stürmte durch die Tür zum Treppenhaus und machte sich an den Aufstieg zum Hotel in der rotierenden Kugel. Die Anstrengung sollte ihm dabei helfen, die Wut loszuwerden.
    Auf der Keykarte erschien ein Miniaturlageplan und wies ihm durch einen wandernden gelben Punkt den Weg zum Zimmer. Am Ende seines sportlichen Programms kam er schweißgebadet vor seiner Tür an und war erledigt. Körperlich. Aber noch immer fühlte er den Zorn in sich.
    Der beschissene Kutscher-Auftrag auf der Erde. Kris zog die Kleider aus. Hätte ich ihn bloß nicht angenommen! Er stellte sich unter die Dusche und genoss das warme Wasser, das aus zehn Düsen sanft auf seine Haut regnete.
    »Da bist du ja endlich«, sagte Nuria hinter ihm und schlang ihre Arme um ihn, drückte sich an ihn. »WIR wollen dich!«
    Was das Rennen die zig Stockwerke hinauf nicht geschafft hatte, gelang ihr mit ihrer Stimme, ihrem Geruch und ihrer Wärme.
    Die Wut verflog, verdrängt von der Lust.
     

Zweite Szene
23. Januar- 3042 [Erdzeit]
    SYSTEM: DRUSCHBA
    PLANET: PUTIN (IM BESITZ DER FEC, RUSSLAND)
    STADT UND DISTRIKT: PUTINGRAD
     
    Das Bild erlosch unvermittelt.
    Hatte ich Recht? Theresa sah sich um, doch die Collectors um sie herum bewegten sich nicht. Der Monitor blieb schwarz. Kann das wirklich Lyssander gewesen sein?
    Bevor sie sich in vielerlei Theorien verstrickte, ohne sie prüfen zu können, ließ sie es bleiben und achtete stattdessen weiterhin auf ihre Umgebung. Die Waffen hatte man ihr nicht abgenommen. Elf Patronen. Ein Schuss durchs Fenster, sie könnte hinausspringen und versuchen zu flüchten.
    Nein. Das bringt nichts. Sie hätten mich wegen des Chips in meinem Nacken in wenigen Sekunden lokalisiert. Theresa legte die Hände in den Schoß und wartete.
    Minutenlang geschah nichts.
    Dann surrten die Nanomotoren der Rüstungen. Ihre Wärter erwachten aus der Starre und kamen auf sie zu.
    Theresa stand auf, die Hände an die Kolben der Waffen gelegt. Sie war bereit für eine neuerliche Prüfung, ganz gleich, wie sie aussehen sollte. Das Visier könnte eine Schwachstelle sein.
    Gleich darauf öffnete sich die Tür, und ein Mann kam herein, den sie von früher kannte. Sehr viel früher.
    Noch immer war Anatol Lyssander leicht zu erkennen, die wenigen Falten mehr im Gesicht veränderten ihn nicht maßgeblich. Er trug verschlissene Kleidung, als hätte er sich schon wochenlang in den Sachen bewegt, und roch nicht besonders gut.
    »Sie sind es? Die Deaconess Hera, von früher?« Er kam ihr noch näher und betrachtete sie, sein fauliger Atem schwappte gegen sie.
    Sie musste sich beherrschen, um ihre Waffen nicht zu ziehen. Damals waren seine Zähne von Rissen durchzogen gewesen, heute waren es zersprungene, ungepflegte Gebilde mit einer dicken, gelben Schicht darüber.
    »Aus mir wurde Bishopness Theresa«, stellte sie richtig. Sie wollte ihm in die Augen, die pulsierenden Pupillen blicken - und musste nach zwei Sekunden wegschauen. Der Wahnsinn darin tat ihrer Seele weh. »Und aus Ihnen ein Verräter!«
    »Ich lobe Gott den Herrn«, sagte er freudig. »Er hat mir Sie geschickt, um mich zu befreien.« Er senkte die Stimme. »Sie halten mich als ihren Sklaven und foltern mich, Bishopness. Ich muss ihnen zu Willen sein, sonst tun sie mir Dinge an, die ich nicht ertrage! Sonst geben sie mir mein Mittel nicht! Die Schmerzen des Interim-Syndroms sind...« Er suchte nach Worten, kniete dann vor ihr nieder, faltete die Hände und reckte sie flehend gegen sie. »Vergeben Sie mir und

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