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Collector

Collector

Titel: Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Eindruck, auf seine Finten hereingefallen zu sein. Sie zog den kleinen Speicherchip aus dem 3D-Kubus und hielt ihn entschlossen in der Faust. »Er ist konfisziert, Mister SK. WIR müssen die Aufnahmen daraufhin untersuchen lassen, ob brisantes Material dabei ist. Der Collector ist Eigentum von BaIn, und somit sind es auch die Aufnahmen.« Sie trank das Bier aus, drückte ihm das leere Glas in die Hand, verschwand durch die Zwischentür und nahm die Lust mit hinaus. »Abflug morgen, vierzehn Uhr Terra-Standardzeit«, rief sie, bevor sie den Durchgang schloss.
    »Tja.« Kris zog den Bademantel wieder an und legte sich auf das große Bett, das nach ihr roch - und unvermittelt seine Erregung weckte, ihn stimulierte.
    Jetzt ist es genug! Suedes Geruch an meinem Kissen kann doch wohl nicht solche Gefühle auslösen!
    Er schwang sich wieder aus den anti-allergenen Synthetikfedern und bettete sich stattdessen auf den Boden, denn die Couch war ebenfalls kontaminiert.
    Vor dem Einschlafen fasste er noch zwei Entschlüsse.
    Erstens würde er seine Nachforschungen weiter vorantreiben, weil Nurias Reaktion ihm gezeigt hatte, dass die Platinen von großer Bedeutung waren. Für BaIn. Und damit ließ sich sicherlich das Druckmittel finden, das er brauchte, um Soraya zu schützen.
    Zweitens musste er das Verhältnis mit Nuria beenden. Die erste Probe seiner Widerstandsfähigkeit würde der Rückflug sein.
     

Zweite Szene
    Kris wurde sehr früh wach und aß das Frühstück, das ihm von einem automatischen Lieferservice vor die Tür gestellt worden war: verschiedene Pasten, sowohl würzig als auch süß, mehrere Scheiben Eiweißbrot. Die weiße Flüssigkeit, die Milch sein sollte und einen metallischen Beigeschmack hatte, brachte ihn zum Würgen. Kaffee schien es im Hotel nicht zu geben.
    Er sah auf die Uhr. Noch sieben Stunden bis zum Abflug.
    Die Zeit würde er nutzen, um sich die Stadt noch einmal anzuschauen. Vielleicht ergab sich die Gelegenheit, weitere kybernetische Bauteile zu fotografieren und anschließend zu studieren. Nuria hatte seine Bilder eingezogen. Den Grund dafür empfand er als vorgeschoben.
    Er duschte, zog sich an, dann warf er seine Klamotten in den Rucksackkoffer und verließ damit das Hotel, ohne sich bei Nuria abzumelden.
    Mit einem Taxi ging es nach Daidalon-Centrum, wo er mitten im Gewühl ausstieg und sich von der Masse aus Fleisch und Chrom, Kleidung und Eisen davontreiben ließ. Die vielen Touristen erkannte man daran, dass sie ständig Aufnahmen von den Gebäuden und den 20T machten. Ordensmitglieder erkannte man von selbst; jedenfalls, wenn sie höhere Weihen erhalten hatten. Ein paar normale Bewohner von Daidalon gab es natürlich auch. Sie waren so unauffällig wie Kris und lebten gewiss ein ganz und gar herkömmliches Leben.
    Kratos Beta 21/239. Kris schüttelte den Kopf und hängte sich an einen 20T, dessen rechte Körperhälfte aus geschwärztem Metall bestand, auf dem goldene Drähte und Leitungen verliefen. Er besaß eine ganz eigene Ästhetik. Unter den Platten sah Kris weiße Kunstmuskelstränge, die aus einzelnen Fasern zusammengefügt waren. Ganz nach dem anatomischen Vorbild des Menschen und doch ungleich leistungsfähiger.
    Schade. Keine offen liegenden Platinen.
    Eine Frau geriet in sein Blickfeld, die einen scheinbar gläsernen Torso besaß, durch den man das kybernetische Innenleben betrachten konnte. Was er zuerst für ein breites Halsband gehalten hatte, war das Anschlussstück, eine Manschette, wie er sie bei dem Tiger-Beta auf Shiva's Fortress gesehen hatte.
    Alles in ihrem Oberkörper war künstlich, sogar die Lungen und das faustgroße, von innen leuchtende Herz. Darm und Magen fehlten ganz, stattdessen wanden sich Kabel und Röhren durch die Bauchhöhle. Und er sah Steckplätze mit Platinen.
    Ausgezeichnet! Kris folgte ihr und kam ihr ganz nahe; dabei hielt er sein Kom-Gerät so, dass er einigermaßen unauffällig Aufnahmen schießen konnte. Er brauchte noch mehr Anschauungsmaterial. Gemeinsam stiegen sie am Fuße eines dunkelblau verchromten Gebäudes in einen Fahrstuhl.
    Sie verließ die Kabine im vierundsiebzigsten Stock, ging in eine Beratungsstelle für kybernetische Modifikationen von 20T Technology, grüßte die Angestellten und begab sich hinter den Tresen.
    Sie ist bestimmt Werbung gelaufen. Er folgte ihr hinein und blieb an einem 3D-Kubus stehen, wo Operationsmethoden erklärt wurden: Ein Mann ruhte auf einer Liege, Schläuche führten von unten in seinen nackten Leib.

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