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Collector

Collector

Titel: Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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knapp eine Eingleisbahn, die Luft riss an ihm und brachte seine Kleider zum Flattern. In ein paar Sekunden würde er auf dem harten Boden von Daidalon aufschlagen!
    Die Umgebung flog so schnell an ihm vorbei, dass er nichts erkennen konnte. Er wirbelte und drehte sich wie ein zu schweres Blatt.
    Wotan, Odin und Osiris, dachte er verzweifelt. Ich opfere euch...
    Unter ihm erschien ein tellerförmiges, schwarzgelb gestrichenes Objekt mit einem gelben Blinklicht. Es manövrierte so lange, bis Kris auf der zwei Meter breiten, runden Folie landete. Sie musste mit einer Haftmasse versehen sein, denn er klebte darauf wie eine Fliege an einem Honigtropfen.
    Das Ding bremste seinen Fall abrupt, doch wider Erwarten erträglich und brachte ihn sanft auf den Boden.
    Kleine Düsen besprühten ihn mit einer klaren Flüssigkeit, und Kris konnte sich wieder bewegen. Mit zitternden Beinen kam er auf die Füße und wischte sich die nach Alkohol riechende Feuchtigkeit aus dem Gesicht, die innerhalb weniger Sekunden verdunstete.
    Er sah hinauf, in den siebzigsten Stock. Wotan und Osiris, ich danke euch.
    Das war eindeutig: Jemand hatte ihn umbringen wollen. Aber weshalb? Die Lösung schien auf der Hand zu liegen. Es konnte im Moment nur einen Grund dafür geben: seine Nachforschungen.
    Kris drehte sich um, betrachtete die 20Ts, die um ihn lauerten und ihn alle anzuschauen schienen. Feindselig, abweisend.
    Jetzt werd nicht paranoid. Auch wenn Kris sich sagte, dass er sich die Feindseligkeit einbildete, empfand er es doch als besser, nicht länger an dem Ort zu bleiben. Die Cortéssa war für ihn der sicherste Ort auf Automaton Prime.
    Der gelbe Rettungsbot schwebte auf Augenhöhe, so dass Kris den Antigravpulsator sah und auf ein kleines Display schaute.
    Darauf stand zu lesen: »Sehr geehrter Mister Schmidt-Kneen. Sie haben die allgemeine Sicherheit durch die Beschädigung des Kraftfelds und den Sturz gefährdet. Ihnen wird eine Strafe von eintausend Terracoins angelastet und auf die Rechnung der Cortés geschlagen. Schönen Tag noch.« Die Plattform spuckte eine Quittung aus, die er auffing, und schwebte davon.
    »Beschissener Tag! Nicht schöner Tag«, rief er dem Bot nach und machte sich auf den Weg zum Raumhafen, wobei er ständig Ausschau hielt, ob ihm jemand folgte.
    Sein erster Versuch, Nuria anzurufen und ihr von dem Zwischenfall zu berichten, scheiterte. Den zweiten Wählvorgang brach er ab. Und wenn sie es war, die den Anschlag in Auftrag gegeben hat?
    Auch wenn Kris keinen Verfolger entdeckte, blieb er in Bodennähe, so gut es möglich war, und mied fortan hohe Brücken.
     

Dritte Szene
23 .Januar- 3042 [Erdzeit]
    SYSTEM: DRUSCHBA
    PLANET: PUTIN (IM BESITZ DER FEC, RUSSLAND)
    STADT UND DISTRIKT: PUTINGRAD
     
    Theresa kroch hinter Lyssander durch den dunklen, nach faulendem Laub stinkenden Wartungstunnel, der sie zum Raumhafen führen sollte. Von wegen Rettungstunnel für Notfälle.
    Sie war froh darüber, sich nicht durch die Stadt bewegen zu müssen, weil sie schätzte, dass die Straßen voller Patrouillen waren. Die Collectors konnten es sich nicht leisten, ihren einzigen Übersetzer zu verlieren. Um sie ging es dabei eher weniger.
    Sie hörte den ehemaligen Interim-Piloten leise vor sich hin sprechen, als wollte er die Geister des Tunnels beschwören. Theresa bevorzugte ein Stoßgebet zu Gott, der sie bislang bei allen auferlegten Prüfungen begleitet hatte. Es ist wie früher, im Kampfeinsatz mit der Galahad-Truppe.
    Noch war sie sich nicht sicher, was sie von Lyssander halten sollte. Er hatte ihr im Kampf gegen die Collectors beigestanden und seinen eigenen Tod riskiert. Machte es den Wahnsinnigen deswegen vertrauenswürdiger? Das Interim-Syndrom hatte sich in dem Vierteljahrhundert, das seit der letzten Begegnung verstrichen war, nicht verbessert. Und ein Verrückter bedeutete nicht gerade die beste Begleitung bei der Flucht von Putin; gleichzeitig stellte er ihre einzige Hoffnung dar. Der Schweiß brannte in ihrer Nackenwunde und riss sie aus den Gedanken.
    Lyssander zwängte sich durch ein enges Tunnelstück. Vier Riegel wurden nacheinander bewegt, quietschend drehte sich ein Rad. Eine runde Luke öffnete sich, und grünliches Licht fiel in den Gang.
    »Pst«, sagte er. »Wir sind jetzt im Gouverneurshangar.« Er huschte hinaus.
    Theresa kroch ihm hinterher, rutschte ins Freie und kam in einer kleinen Halle zum Stehen. Keine zwanzig Meter von ihnen entfernt parkte ein grau lackierter Klein-Jet-Raumer mit einem

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