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Collector

Collector

Titel: Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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einem ungestörten Moment, als alle in die Pause gegangen waren, untersuchte sie den Injektor.
    Es kostete sie einige Mühe, die Ummantelung aufzubrechen, doch das Labor war gut mit chirurgischen Geräten ausgestattet. Sie bohrte die zehn verschiedenen Kammern nacheinander auf. Die enthaltenen Flüssigkeiten schüttete sie in Glasröhrchen und beschriftete sie mit Fantasienamen.
    Nacheinander gab sie kleine Proben in die Analysegeräte und wartete gespannt, was der Computer ihr dazu sagen würde. Sie starrte auf die Monitore, auf denen In Arbeit stand.
    Macht schon! Ralda lud ihre Waffe nach und verstaute sie. Sie betete, wieder und immer wieder. Die Technik arbeitete gegen das Unwissen an.
    Weil sie nichts zu tun hatte, zerlegte sie den Injektor weiter, so gut es ging. Das Gerät mischte den Inhalt der Kammern nach Bedarf und Individuum, wie es aussah. Das erklärte, warum ein krankes Baby gegen Husten behandelt werden konnte und gleichzeitig Menschen in liebestolle Wesen verwandelt wurden. Der Chip steuert die Art der Injektionen, schätzte sie.
    Nach einer Stunde kam die erste Enttäuschung.
    Die Sensoren waren offensichtlich mit den Flüssigkeiten überfordert. Fünf davon konnten sie gar nicht zuordnen und nur einzelne Komponenten erkennen, wie Beruhigungsmittel oder eine Spur synthetisches Antibiotikum. Zwei weitere waren Hormonmixturen, die die hohen Werte bei allen Männern und Frauen erklärten.
    Ralda schluckte, ihr Hals fühlte sich dünner als eine Spritze an, durch den sie den Speichel würgen musste. Sie war betroffen und voller neuer Verachtung für die Collectors. Das hat Gott nicht gewollt! Greisinnen sollen kein Leben schenken!
    Die letzten drei Flüssigkeiten waren hyperdosierte Aufbaupräparate in Kombination mit Derivaten von extrem beruhigenden Stoffen. Nach Absetzen der Mittel wären sie, laut dem Computer, innerhalb einer Woche restlos abgebaut. Die Menschen erhielten dann ihren eigenen Willen zurück.
    Ralda ließ sich die Auswertung ausdrucken, zog sich eine Kopie auf einen Speicherchip und las sich die Angaben deprimiert durch. Wie schaffe ich es, dass die Menschen von den Collectors nicht mit den Stoffen vollgepumpt werden?
    Sie reinigte den Injektor mit Säure von ihrer DNA und warf ihn in den Sack mit dem anorganischen Sondermüll. Sie hoffte, dass er nicht entdeckt wurde, bevor sie das Gebäude verlassen hatte.
    Dann steckte sie die Röhrchen ein und verließ das Labor.
    Sie musste einen sicheren Ort für die Proben finden, wo sie leicht und jederzeit drankam, falls sich eine Gelegenheit zur Flucht ergab.
    Als sie durch die Lobby ging und auf den Ausgang zu marschierte, verwehrte ihr der Wachmann das Verlassen des Gebäudes. »Wir haben immer noch Ausgangssperre, Miss Inovarowa«, machte er sie freundlich aufmerksam. »Ich würde an Ihrer Stelle nicht hinausgehen.«
    Ralda zögerte. »Stimmt«, sagte sie dann langsam. »Hatte ich vergessen.« Sie sah auf die Uhr. »Aber die Sirenen haben vor gut fünf Stunden geheult.«
    »Sie haben die Sperre nicht aufgehoben. Keine Ahnung, was passiert ist. Im Fernsehen kommt auch nichts darüber.« Er sah durch die Glasscheiben auf die menschenleeren abendlichen Straßen, in denen Nebel aufzog. »Unheimlich.«
    »Ziemlich.« Ralda bildete sich ein, dass die Röhrchen in der Tasche schwerer und schwerer wurden und sie nach unten zogen, bis sie den Stoff zerrissen und vor dem Mann auf den Boden fielen. »Wie ärgerlich. Ich erwarte Besuch.«
    »Der nicht kommen wird. Ausgangssperre.« Der Wachmann grinste. »Ist halb so wild.«
    »Wir wohnen im gleichen Haus. Leider beschützt mich die Sperre nicht davor, eine miese Gastgeberin zu sein.«
    Er zeigte unter sich. »Versuchen Sie, ob einer der Schächte offen ist.«
    »Welche Schächte denn?« Kaum hatte sie die Worte ausgesprochen, wurde ihr bewusst, dass ihre Unwissenheit sie verraten könnte.
    Doch der Wachmann registrierte sie nicht als Manko. »Ich vergesse, dass Sie erst seit einem Monat bei uns arbeiten«, entschuldigte er sich. »Das Krankenhaus verfügt über unterirdische Transportröhren, die sowohl zu den Minen als auch zum Gouverneurssitz führen. Für Notfälle und Grubenunglücke.« Er legte einen Finger an die Lippen. »Aber ich habe es Ihnen nicht verraten.«
    »Nein, haben Sie nicht.« Ralda lachte ihm zu und machte kehrt, um in den Keller des Krankenhauses zu gehen.
    Der Nebel ist ideal! Hatte sie zuerst geglaubt, dass die Ausgangssperre einen Nachteil für sie bedeutete, war sie sich

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