Collector
auszuführen haben.« Vador wandte sich nach rechts. »Beginnen wir bei Ihnen, Professor Chang. Sie sind der Zweite Vorsitzende des Indian Japanese Arabian Syndicate und hochdekorierter Ahumanen-Forscher.«
Ein asiatisch anmutender Mann wurde eingeblendet, der leicht nervös in die Kamera schaute. »Wir müssen uns die Frage stellen, ob die Obhut die bessere Alternative wäre«, sagte er und wurde prompt von den Arbeitern um Faye herum ausgepfiffen. »Wenn sie uns vor den Ahumanen schützen können, wäre es nur sinnvoll. Die Streitkräfte der VHR sind dazu augenscheinlich nicht fähig. Die Collectors wussten offenbar schon lange von dieser Bedrohung. Seit fünfundzwanzig Jahren. Wir haben sie nicht wahrgenommen.«
»Und wenn es eine Taktik der Collies ist?«, hakte Vador ein. »Womöglich wollen sie uns glauben machen, dass die Obhut der einzige Weg zu einem Leben in Sicherheit sei.«
Faye hörte nur halb hin, sie war an dem spekulativen Gewäsch nicht interessiert. Sie versuchte sich noch immer einen Reim darauf zu machen, wohin die Cortés gesprungen war. Warum sie gesprungen war. Und vor allem: Wo steckt Kris, und wie geht es ihm?
Sie dachte an Lyssander, der auf der Krankenstation lag.
Seinetwegen war sie immer noch hier, sonst hätte sie nichts auf einer Werft gehalten, die dem 20T gehörte. Die Med-Bots hatten lange an seinen Wunden zu arbeiten gehabt, bis alle verletzten Organe verklebt, die Wundhöhlen gereinigt waren und das Fleisch ebenfalls verklebt worden war. Das Interim-Syndrom und die angeschlagene Konstitution hatten es schwergemacht, sein Leben zu retten. Noch immer schlief er in einem künstlichen Koma.
Er muss bald auf die Beine kommen! Faye hatte den wahnwitzigen Einfall, Lyssander um etwas zu bitten. Sie wollte wissen, ob er seinen Sohn mit seinen Fertigkeiten aufspüren konnte.
Sie stellte das Glas ab, seufzte. Wenn ich nur wüsste, was passiert ist!
Alles verwob sich, ohne einen Sinn zu ergeben. Das Verhalten der 20T, die Verstrickung von BaIn in Experimente mit Chims, der Driver ihrer Schwester, der durchgeknallte Chemical... Ihr Versuch, darin einen sinnvollen Lösungsansatz zu finden, scheiterte bislang. Es war wie ein verheddertes Wollknäuel aus bunten Fäden, ohne Anfang, ohne Ende. Daraus ließ sich keine Erklärung stricken.
Ein Mann und eine Frau in schwerer dunkelgrauer Körperpanzerung traten zu ihr an den Tisch; die schwarzen und silbernen Applikationen sollten an antike Rüstungen erinnern. Das Emblem der FEC prangte auf ihrer rechten Brust, darunter die britischen Farben. Faye war halbwegs beruhigt, dass die Repeater-Lasergewehre auf dem Rücken hingen; an den Hüftgurten trugen sie Pistolenholster und ihre Helme.
»Sie sind Miss Faye Durrick?«, fragte die Frau freundlich. Der Akzent ihres TerraStandards zeigte sehr deutlich, dass sie zur britischen Fraktion innerhalb der Coalition gehörte.
»Möglich. Ich verkaufe aber keine Drogen mehr.«
Sie lächelte. »Ich bin Special Corporal Wellington, das ist Special Corporal Redhand. Wir sind Ihre Eskorte.«
»Schön. Und wohin sollen Sie beide mich eskortieren?« Faye blieb gelassen. »Ich habe mit der FEC nichts zu tun.«
Die ersten Arbeiter schauten zu ihnen hinüber, steckten die Köpfe zusammen. Es wurde sicherlich spekuliert, was man von ihr wollte.
»Das können Sie Air Marshai Tannmann erklären«, sagte Wellington und gab damit einen typischen Special-Forces-Spruch von sich. »Sie wurden demnach noch nicht informiert?«
»Nein.« Sie sah auf ihr Kom-Gerät. Auf dem Display blinkte »eine neue Nachricht.« Shit. »Moment.« Faye rief die Nachricht ab.
Das müde Gesicht eines bärtigen Mannes entstand, der ihr zunickte. »Mein Name ist Tannmann, ich bin Air Marshai der VHR. Ich habe gehört, dass Sie bis vor kurzem als Crewmitglied an Bord der Cortés waren, Miss Durrick. Ich muss Sie deswegen dringend sprechen. Eine Eskorte ist auf dem Weg zu Ihnen. Bitte begleiten Sie die Herrschaften. Ich brauche Ihre Hilfe.«
»Das«, sagte Redhand grinsend und zeigte auf das Kom-Gerät, »war die Nachricht.«
»Danke. Sehe ich.« Faye wurde aus der Bitte nicht schlau. Ihre brennende Neugier verlangte, dass sie aufstand und die beiden Soldaten begleitete. »Dann mal los.«
Sie marschierten zum Aufenthaltsraum hinaus, durch den Korridor bis zu einer Schleuse für Beiboote.
Davor standen vier weitere Soldaten, dieses Mal jedoch in Vollpanzerung und mit geschlossenen Helmen. Faye sah die gekreuzten Sensen als
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