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Collector

Collector

Titel: Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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deren Griffen Kabel verliefen und in die Rüstung führten.
    Energiewaffen, um die Panzerung und das Glas des Cockpits zu knacken?
    Der Besucher schwebte heran, steuerte zielstrebig auf die Kanzel zu, landete daneben und hielt sich am Haltegriff fest, der zum Ein- und Aussteigen gedacht war. Der Handschuh pochte gegen das Fenster, das dunkle Visier starrte Anatol an. Auf dem Anzug verliefen dünne und dicke Kabel, die an Sehnen erinnerten, und manchmal blinkte es in ihnen auf, als leuchteten LEDs.
    Anatol hatte jede Bewegung verfolgt und schrak trotzdem zusammen, als es klackte. Ein Abzeichen einer Rasse, eines Staates oder eines Konzerns konnte er auf der Rüstung nicht erkennen. Ist das ein First Contact?
    Behutsam öffnete er seinen Verstand für die Gedanken des Fremden. Seine Gabe.
    Und wunderte sich ...
    Nun verfluchte er die Wirkung des Neuroleptikums. Es war ihm nicht möglich, tiefer in die Bilderwelt und Vorstellungen einzudringen. Er empfing wirklich vollkommen neue, fremde Impressionen, die er nicht einordnen konnte! First Contact!
    Aber diese schemenhaften Eindrücke zogen ihn an, saugten ihn auf und lockten ihn. Er wollte mehr von ihnen haben, sie erkunden, austrinken, mehr schmecken ... und wurde gebremst. Durch eine sehr reale Wahrnehmung: Eine penetrant aufflackernde Meldung auf dem Monitor ließ ihn den Kopf drehen. Der Computer behauptete plötzlich, der Schaden am Steuerungsmodul werde in zehn Minuten behoben sein.
    Muss ich das verstehen? Anatol schaltete die Kamera im Maschinenraum ein.
    Zwei weitere der Wesen standen in seiner Oracle, hielten irgendwelche Apparaturen in der Hand, stocherten damit im Antrieb herum. Er zoomte heran. An einigen Stellen waren ihre Rüstungen mit mehreren Lagen Metall verstärkt, manche Teile erinnerten ihn an Schraubverschlüsse, andere an Überdruckventile. Um diese Stellen waren dunkle Flecken, als wäre eine Flüssigkeit ausgetreten und dann getrocknet. Die Apparate erzeugten blaugrelle flackernde Lichtbogen, die entstanden und verloschen, flackerten und erloschen.
    Sie ... reparieren den Schaden!? Verblüfft drehte er sich wieder zur Scheibe. Ich muss mehr von ihnen erfahren. Anatol versuchte, die Barrieren, die ihm das Neuroleptikum in den Weg stellte, zu durchbrechen oder zu umgehen, um vollends einzutauchen.
    Es gelang ihm nicht.
    Lediglich ein paar der fremden Emotionen sowie Gedankenbilder konnte er aufschnappen, verschwommen, verwaschen: Etwas beunruhigte sie nachhaltig, ängstigte sie beinahe. Dabei hätte er sich zu gerne bei seinen unergründlichen Helfern bedankt. Auf die richtige Art und Weise, nicht auf gut Glück und in der Hoffnung, ihnen die passenden Vorstellungen zu senden. Normalerweise benötigte Anatol Tage, um sich auf einen First Contact einzulassen.
    Die habe ich aber nicht. Aber er versuchte es wider besseres Wissen.
    Als er mit der Übermittlung seiner bestimmt sehr primitiv wirkenden Dankesbotschaft fertig war, geschah zunächst gar nichts. Der Fremde auf der anderen Seite hing unbeweglich vor ihm und hätte ebenso gut tot im Kampfanzug stecken können.
    Unterdessen meldete ihm der Computer, dass das Modul voll einsatzbereit war. Vor der errechneten Zeit.
    Wie ...? Die sind echt gut! Anatol versuchte herauszufinden, wie er sich bei ihnen revanchieren konnte. Wovor fürchtet ihr euch? ich will euch dagegen helfen. Er konzentrierte sich auf das bisschen, das er bei dem humanoiden Fremden zu erkennen glaubte, versuchte, über die Ängste Fuß zu fassen - und schaffte es, Kontakt herzustellen: Er entdeckte in den Gedanken des anderen ein furchtbares, doch vertrautes Gefühl, das sich am ehesten mit Hunger umschreiben ließ. Der Unterschied zu einer herkömmlichen Kontaktaufnahme bestand darin, dass diese seltsam vage blieb, wie ein Stochern im Nebel. Ihr Proviant ist zur Neige gegangen. Na, wenn es weiter nichts ist.
    Da Anatol nicht wusste, wo er sich befand und welches System oder welcher Planet ihm am nächsten war, dachte er an die Koordinaten von Hakup und an die Nahrung, die man dort besorgen konnte. Er dachte an die Sternenkonstellation, das System, in dem sich Hakup befand, an das schwarze Meer, die Stadt, die Einwohner, den Markt, an die riesige Auswahl. Und er dachte auch an Zumi, damit sie den richtigen Ansprechpartner hatten.
    Ihm gefiel die Vorstellung, dass Zumi aus dem Zittern nicht mehr herauskommen würde, wenn die beeindruckenden Unbekannten erschienen, ihn mit ihrer Fiep-Quietsch-Brumm-Sprache überforderten und die

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