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Collector

Collector

Titel: Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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beendet.
    Medotschow richtete seine Blicke auf das schweigende Auditorium. »Direktorinnen und Direktoren. Ich werde keine Gesamtentscheidung für Putin treffen«, verkündete er und sah das Erstaunen, die Erleichterung, aber auch die Wut auf den verschiedenen Gesichtern. »Jeder Distrikt entscheidet für sich selbst, ob er sich in die Obhut der Collectors begeben möchte oder nicht.« Er richtete sich auf. »Putingrad wird sich ergeben.«
    »Verräter!«, schrie Kasparow erwartungsgemäß, sprang auf und reckte die Faust gegen den Gouverneur. »Das melde ich Sankt Petersburg! Sie haben in der schwärzesten Stunde unserer Heimat versagt. Anstatt dem Collector entschlossen und geschlossen...«
    »Ich schließe mich Ihnen an, Gouverneur«, sagte Erinawa. »Für mich soll kein Soldat und kein Pilot sterben und das unvermeidliche Ende hinauszögern.«
    »Schützenswerte, bedrohte Rasse Mensch!«, wurde die neue Nachricht an die Wand geworfen. »Die Standardminute ist verstrichen. Ja oder nein?«
    Medotschow tippte auf seine Tastatur: »Putingrad, ja« ein und sandte die Entscheidung per Funk zu den Fremden. Nacheinander schickten die Männer und Frauen ihre Entscheidung ebenfalls los. Bis auf Kasparow hatten sich alle für die Übergabe ausgesprochen.
    Es vergingen mehrere Sekunden, dann stand wieder zu lesen: »Ja oder nein?«
    »Was hat das zu bedeuten?«, wunderte sich Erinawa.
    »Ich glaube, die Collectors verstehen nicht, dass wir nicht einheitlich aufgeben«, sagte Kasparow. »Es sind vereinheitlichte Fragen, auf die sie nur zwei Antworten akzeptieren.«
    »Mein Gott«, flüsterte Gruschin entsetzt. »Was werden sie tun, wenn sie es nicht verstehen?«
    Das »Ja oder nein?« verschwand und kam gleich darauf wieder. Dieses Mal jedoch mit einem sechzigsekündigen Countdown.
    »Kasparow, Sie Idiot! Sie waren der Einzige, der mit nein gestimmt hat. Es sind doch nur ein paar Monate! Geben Sie nach!«, verlangte Erinawa inständig. »Zum Wohl aller Distrikte! Die vielen Menschen...«
    Der Direktor lachte. »Feiglinge! Ich knicke nicht ein, sondern kämpfe bis zum Letzten!« Er zeigte auf Medotschow. »Ich verteidige uns alle.«
    »Tun Sie das nicht!«, sagte Gruschin dumpf und schüttelte langsam den Kopf. »Wir werden schreckliche Verluste hinnehmen müssen.« Er sah zu Kasparow. »Wegen Ihnen!«
    »Das russische Volk ist es gewohnt zu kämpfen.« Kasparow hob die Hände. »Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, dass ich der Einzige bin, der seiner Pflicht nachkommt, Widerstand zu leisten und ...«
    Der laute Knall ließ die Direktoren und Direktorinnen zusammenschrecken, einige stießen Überraschungsschreie aus.
    Kasparows Kopf schnappte zurück, Blut spritzte gegen die Männer und Frauen unmittelbar hinter ihm. Er sackte zusammen und verschwand rumpelnd unter dem Pult.
    Da sich alle auf Kasparow konzentriert hatten, bemerkte niemand, dass Medotschow seine Prawda-Automatikpistole gezogen hatte. Mit zitternden Fingern tippte er bei Sekunde fünf Putin-ja und drückte bei Sekunde zwei die Eingabetaste.
    Die Antwort erfolgte prompt.
     
    Schützenswerte, bedrohte Rasse Mensch!
    Wir freuen uns, dass Sie sich in unsere Obhut begeben. Von heute an wird es Ihnen besser ergehen. Bleiben Sie in Ihren Häusern, bis Sie anderweitige Anweisungen erhalten.
     
    Erinawa erhob sich von ihrem Platz und applaudierte dem Gouverneur, Gruschin fiel ein und stand ebenfalls auf, bis ihm das gesamte Direktorium stehende Ovationen gab. Kasparows leerer, blutbeschmierter Platz fiel damit noch mehr auf.
    So hätte es nicht kommen dürfen. Medotschow sah in die Runde und deutete eine Verbeugung an, die Orden und Auszeichnungen an seiner alten Uniform pendelten. »Direktorinnen und Direktoren: Mir blieb keine andere Möglichkeit, unsere Heimat vor größerem Schaden zu bewahren. Aber es ist Mord, trotz der Motivation, Schlimmstes zu verhindern. Ich hasse die Collectors dafür, dass sie mich zu der Tat gezwungen haben. Ich habe ein Leben genommen, und damit bin ich schuldig. Das Strafmaß für Mord ist mir bekannt, und ich maße mir nicht an, über dem Gesetz stehen zu wollen«, sprach er getragen ins Mikrofon und schluckte. Sei stark. Du hast nur einen Ausweg, um mit einer unvergesslichen Geste abzutreten. »Möge die Geschichte über mich urteilen, aber richten muss ich mich selbst.«
    Damit setzte er sich die Prawda unter das Kinn und drückte ab.
     
    Gouverneurin Maja Erinawa saß in dem Büro, das bis vor wenigen Stunden noch Medotschow

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