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Collector

Collector

Titel: Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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und schimmerten feucht vom Blut der Toten.
    Die verstümmelten Leichen der Wissenschaftler lagen auf dem Boden und den Bedienkonsolen, waren in Regale gequetscht worden. Männer und Frauen, in Kitteln oder in Schutzanzügen, fünf zerfetzte Gardeure, denen die Vollpanzerung nichts gebracht hatte. Sie waren in grotesken, unnatürlichen Haltungen gestorben. Es roch nach Elektrik und nach Blut und Exkrementen.
    Der Beta hat ausgeteilt, Kris ließ die Highfire sinken und betrat den Raum. Glasscherben und Plastik zerbrachen knackend unter den groben Stiefelsohlen. Das Gefühl, sich übergeben zu müssen, wurde stärker und wollte ihn aus dem Raum zwingen, doch er musste prüfen, ob er wirklich niemandem mehr helfen konnte.
    Fandaram lag neben einer Konsole. Seine Finger umklammerten eine Chipkarte und befanden sich keine zwei Millimeter vom Schlitz im Gerät entfernt. Das Lächeln war ihm vergangen, er blickte entsetzt. Die künstlichen Stahlklauen des Betas hatten ihm den Rücken vom Nacken bis zur Hüfte aufgeschlitzt, die Wirbelsäule stand geborsten aus dem Rot hervor. Kris sah und roch das Mark.
    Hilfe kann ich mir sparen. Er sah sich weiter um, würgte. Neben der Liege, auf dem sie den Beta-Humanoiden bis zu seinem Ausrasten fixiert hatten, lag ein umgestürzter, verbeulter und ramponierter Container. Er schien einen weiten Weg hinter sich gebracht zu haben. An dem Aufdruck war herumgekratzt worden, um den Hersteller unkenntlich zu machen. Mit viel Fantasie konnte er ein halbes O und eine 2 identifizieren.
    Jetzt war Kris klar, wer die kybernetischen Teile geliefert hatte.
    Der durchsichtige, großfamiliengefrierschrankdimensionierte Brutkasten, in dem die Tier-Mensch-Kreatur gereift war, stand in der hintersten Ecke des Labors. Aufgedruckt war Prototypus Homo tigris altaica, Mark I.
    »Kommen Sie sofort da raus«, sagte die Frauenstimme, dieses Mal aus einem Lautsprecher im Labor.
    Ihm war es recht. »Ich wollte nur sehen, ob ich jemandem helfen kann.«
    »Nein, können Sie nicht. Ich habe keine Vitalwerte der Leute auf dem Monitor«, kam es trocken. »Der Lift steht für Sie bereit, Mister Schmidt-Kneen. Er wird Sie zum neuen Leiter von Shiva's Fortress bringen.«
    Das ging schnell. Kris sah in Fandarams gebrochene Augen. In der Forschung wird keine Zeit verloren.
    Er eilte hustend hinaus. Die beißenden Dämpfe und der infernalische Blut-Fäkalien-Gestank verlangten seine ganze Beherrschung, um nicht doch noch sein Essen zu verlieren.
    Die Kabine, in die er stieg, war sauber und roch angenehm nach exotischen Blüten. Sie mussten mehrere Lifts im Einsatz haben, oder sie hatten die schnellsten Reinigungs-Bots des Universums.
    Kris steckte die Automatik hinten in den Gürtel, seine Hände zitterten nach wie vor. Er wurde sich bewusst, wie knapp er dem Tode entronnen war und wie viel Glück er gehabt hatte. Vor ihm blitzte Fandarams offener Rücken auf, und er schloss die Augen. Aber das schreckliche Bild blieb. Scheiße.
    Früher, als er noch in der Ausbildung gesteckt hatte, hätten ihm derlei Situationen und Anblicke weniger ausgemacht. Er wunderte sich nachträglich, wie gut ihm die Rolle vorwärts über die Schulter und das gleichzeitige Nachladen gelungen war. Nach all den Jahren.
    »Ebene V-50«, sagte die Frauenstimme. Der Lift hielt, die Türen öffneten sich.
    Kris sah auf vier Gepanzerte, die ihn in Empfang nahmen. Der Vorderste streckte die behandschuhten Finger aus. »Pistole. Langsam, bitte.«
    Kris reichte dem Gardeur die Highfire mit spitzen Fingern. »Denken Sie, ich würde weitermachen, wo der Beta aufgehört hat?«
    »Vorschrift. Keine Waffen im Büro des Chefs.« Er zuckte mit den Achseln. »Folgen Sie uns.«
    Es ging durch einen mit blauem Teppich ausgelegten Gang.
    Für Kris stellte sich die Frage, ob er sich noch auf der gleichen Station befand: antike Bilder an der mit dunkelblauem Stoff tapezierten Wand, leise klassische Musik erklang aus unsichtbaren Lautsprechern. Ein Paralleluniversum. Er und die Gardeure wirkten fehl am Platz. Stattdessen erwartete Kris, Menschen in teuren Anzügen oder eine Partygesellschaft zu sehen oder Besucher eines Konzerts, dessen Ticketpreise ab zweihundert Tois begannen.
    Das ist kongesellschaftlich die erste Liga.
    Überall war mal mehr, mal weniger dezent das Zeichen von BaIn auszumachen, der stilisierte Kopf eines indischen Gottes, darunter und darüber die Fahnen der Eastern Stars - die Staaten, die den Konzern gegründet hatten.
    Vor einer Toilette hielten

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