Collector
dieses Mal einer wirklichen Übermacht gegenüber stand. »Eins...«
»Okay, okay!« Sie warf die Waffen auf den Boden und hielt die Arme schützend vors Gesicht. Sie würde sich auf jeden Deal einlassen, den ihr der Richter vorschlug. Das wusste sie. Ich will nicht sterben! »Ich will gegen Hundred aussagen...«
»Hinlegen!«, bekam sie die harsche Anweisung.
Faye legte sich zu Boden und landete wegen des Gegenlichts mitten in einer Pfütze, die ihren Oberkörper durchnässte. Fluchend fügte sie sich in ihr Schicksal. Passt zu dem beschissenen Tag!
Schritte eilten auf sie zu. Sie sah tropfnasse schwarze Kampfstiefel vor sich. Kräftige Hände drückten ihr Gesicht schmerzhaft in den Schmutz der Seitenstraße, zerrten ihr die Arme hoch und fesselten die Gelenke mit FerroPlastriemen. Ein harter Fußtritt in die Seite rollte sie auf den Rücken.
Vier Männer in Kampfpanzerungen, mit Sturmmasken und Helmen standen um sie herum. Sie trugen DEA-Abzeichen und das Emblem der IJAS. Einer hielt einen Hand-Partikelstrahlenwerfer auf ihren Kopf gerichtet und gab ihr mit einer Geste zu verstehen, sich nicht zu rühren oder zu sprechen. Hinter ihnen standen hünenhafte Silhouetten mit Echsenköpfen und übergroßen Gewehren in den Händen. Beta-Humanoide als Rückendeckung.
Ein Mann kniete sich neben sie, streifte ihren Ärmel hoch und setzte einen Gen-Tester an. Auf ihrem Arm ziepte es. Das Gerät nahm Hautzellen auf, analysierte sie in zwei Sekunden und glich die Ergebnisse mit der Datenbank ab.
»Wen haben wir denn da? Faye Durrick! Das gibt für jeden von uns fünfhundert Tois extra«, sagte er zufrieden und erhob sich. »Gebt ihr ein Milligramm Sensuscain II, dann werft die Fotze in den Wagen, und weg hier. Wir haben noch mehr Kundschaft auf der Liste.«
Faye bekam eine Injektion, deren Substanzen unverzüglich Sehnerven und Sprachzentrum blockierten, dann wurde sie blind und stumm weggeschleift. Dabei hätte sie gern losgebrüllt.
Zweite Szene
Eine Stunde und eine Injektion später sah und redete Faye wieder. Unruhig rutschte sie auf ihrem Plastikhocker hin und her, während sie den Richter des Schnellverfahrens auf dem Monitor nicht eine Sekunde aus den Augen ließ.
Sie befand sich in einer kleinen Kabine aus Panzerglas, vergleichbar mit den Abmessungen eines alten Fotoautomaten, und sprach mit dem Mann am Bildschirm. »Hören Sie: Ich möchte eine Aussage gegen meinen Boss machen. Alles, was ich über ihn und seine Leute weiß. Andere Dealer, Großhändler, Fahrzeuge, Verstecke. Dafür werde ich nicht hingerichtet, einverstanden?«
Faye vermied es, auf die zwei Wärter neben der durchsichtigen Box zu achten. Es waren Wolf-Beta-Humanoide, die in den sandfarbenen Uniformen der Ape II-Polizeieinheit steckten: zwei Meter groß, schwarzes Fell, breit gebaut, aufrecht stehend und - wie sie fand - eine Schande der Natur. Früher hätte man solche Kreaturen gejagt und mit einer Silberkugel zur Strecke gebracht. Das waren noch Zeiten.
»Eine Aussage.« Der dicke schwitzende Mann in der gelben Richterrobe vor ihr räusperte sich. »Schön. Haben Sie Kenntnisse über die Verstrickung von Moreno Hundred mit der Familie Weng-Ho?«
»Nein...« Faye hörte davon zum ersten Mal.
Das Bild eines jungen asiatischen Mannes wurde für fünf Sekunden auf dem Monitor eingeblendet, während der Richter sagte: »Haben Sie Weng-Ho Dihiciman zusammen mit Moreno gesehen? Wenn ja, bei welcher Gelegenheit?«
»Also, Asiaten ... habe ich schon mal...«
»Das heißt nein. Dann können Sie uns hoffentlich sagen, wo Moreno Hundred die achtundzwanzig Millionen Tois versteckt hat, die er aus dem Handel mit illegalen Drogen gewonnen hat?«
»Nein«, sagte sie überrumpelt. »Aber ich weiß...«
»Danke, aber alles andere kennen wir schon«, fiel er ihr ins Wort. »Sie sind nicht die Erste seiner Dealer, die auspacken will. Dass Equillizza plötzlich für alle tödlich ist, kam wohl sehr überraschend. Als Nebeneffekt lockert dieser widerwärtige Stoff verbrecherische Zungen.« Er hämmerte auf die Tastatur ein und las irgendetwas auf dem eingelassenen Bildschirm. »Ihre Sachlage ist klar. Ich komme somit zur Urteilsverkündung.«
»Was?« Faye stand auf und trat gegen die Boxwand. »Hey! So geht das nicht!«
»Im Namen der rechtschaffenen Bürger von Arabian's Pride II, gemäß dem Strafrecht der Arabischen Emirate mit Berücksichtigung der Statuten der IJAS, erlasse ich folgendes Urteil: Die Angeklagte Faye Durrick wird des
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