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Collector

Collector

Titel: Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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rüber.«
    Borlaine. Fetter Idiot! Faye mochte es nicht, wenn sie von neuen Kunden angesprochen wurde. Sie lieferte nur an jemanden, der ihr persönlich von einem alten Kunden vorgestellt worden war. Ohne Bürgschaft lief nichts. Das Parfüm, das die Fremde benutzte, kannte sie: Quarante hieß es, und es kostete viel. Nichts, was sich eine Gläserschlepperin ohne tiefen Ausschnitt leisten konnte.
    »Ich bin Darryl«, sagte die Kellnerin, weil ihr das Warten auf eine Antwort zu lange dauerte.
    »Natürlich bist du das. Niemand außer dir könnte diesen Namen tragen.«
    »Verarschst du mich?«
    »Schön, dass du es gemerkt hast.«
    Das Grinsen wich, der Ausdruck in den blauen Augen veränderte sich. »Ich hätte gerne von diesem Equillizza. Sagen wir vier Kapseln?«
    Faye zog die Nase hoch und verschränkte die Arme vor der Brust. Das wirkte erstens ablehnend, zweitens bekam sie die Hand so näher an ihre Waffe. »Seit wann arbeitest du bei Lobo?«
    Schweigend zählte Darryl vierhundert Tois in Form von vier quadratischen, gelben Chips auf die Tischplatte und legte ihr Tablett darauf. »Spielt das 'ne Rolle? Kriege ich die Kapseln jetzt, oder willst du nichts verdienen?«, meinte sie leise und blickte sich schnell um.
    Benimmt sich beim Kauf wie ein Anfänger. Faye konnte das ungute Gefühl in ihrer Magengegend ebenso wenig ignorieren wie das Geld. Was soll schon passieren? Sie sah zu Borlaine, der den Daumen hob und auf Darryl zeigte. Fernbürgschaft. Lobo hat ständig Aushilfen. Das schlechte Gefühl schob sie auf Soroyi-Suppe und Hummus-Paste.
    Faye nahm die Hände nach vorne und betätigte mit einer geübten Bewegung den verborgenen Schließmechanismus ihres martialischen Siegelrings, der Fingerabdruckscanner im Stein trat innerhalb von Sekunden in Aktion. Der Deckel sprang mit leisem Zischen auf. Sie entnahm vier der Pillen, die jeweils nicht größer als eine Süßstofftablette waren, und verschluss das Versteck wieder.
    »Sehr netter Trick.« Darryl hielt erwartungsvoll die Hand auf.
    Faye zögerte für einen Moment, als sie das gespannte Blitzen in den Augen der Kellnerin sah. Da war ein lauernder Ausdruck, der nicht zum Gehabe einer herkömmlichen Bedienung oder eines Junkies passte. Sie kannte ihn. Von früher. Ich hätte auf mein Bauchgefühl hören sollen.
    Langsam glitt Fayes Linke unter die schwere Lederjacke, während sie mit der anderen die Kapseln an der ausgestreckten Hand vorbei auf den Boden fallen ließ. »Ups.« Mit der frei gewordenen Rechten nahm Faye die Ohrenstöpsel aus der Hosentasche und setzte sie schnell ein; die Geräusche um sie herum wurden dumpfer. Na, was tust du jetzt? Traust du dich, mich aus den Augen zu lassen?
    Darryl zögerte, dann sprang sie auf und zog triumphierend eine Behörden-IC, auf der fett DEA geprägt stand. »Okay, das war's für dich! IJAS-Anti-Drogendezernat! Du bist festgenommen wegen...«
    Faye zog die S-Crack und feuerte eiskalt in Richtung der Ermittlerin, zielte aber über sie hinweg. Sie setzte auf die Nebenwirkung der Pistole, bei der das »S« für sonic stand: Schall.
    Der Lauf der Halbautomatik besaß kleine Bohrungen, die nicht dazu gedacht waren, das Mündungsfeuer zu verringern, sondern ein grelles Pfeifen zu verursachen. Zusätzlich war die Munition speziell, das Knallen der Treibladung überlaut. Die S-Crack konnte töten und kostete die Leute vor der Mündung wenn nicht das Leben, dann mitunter das Trommelfell. Eine sehr unangenehme Waffe, die beim Einsatz immer Aufsehen erregte.
    Darryl schrie ebenso wie die Hälfte der Bargäste auf, presste sich die Hände gegen die Ohren, taumelte rückwärts und stürzte gegen den Tresen. Die Betas brüllten lauter als die Menschen, ihr Gehör war empfindlicher.
    Raus hier, bevor ihre Kollegen eingreifen! Faye flankte elegant über den Tisch, rannte los. Sie wusste, was ihr blühte, falls man sie schnappte. Als Kleindealerin: Arbeitsknast der härtesten Sorte. Ich habe mich zu sicher gefühlt.
    Während Faye versuchte, den Notausgang der Kneipe zu erreichen, tauchte plötzlich ein Mann vor ihr auf, der ihr eine DEA-IC entgegenhielt, mit einer Pistole auf sie anlegte und ebenfalls etwas von Anti-Drogendezernat rief.
    Noch ein Sachbet. Ich werde unaufmerksam, dachte sie verärgert über sich selbst. Sie riss im Laufen die Halbautomatik hoch und zog zweimal durch. Sie zielte auf die Brust, weil sie annahm, dass der Mann eine Panzerweste unter dem karierten Hemd trug. Es ging ihr nicht ums Töten.
    Hilflos mit den

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