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Collector

Collector

Titel: Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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endlich ein neues Leben anfangen, ein guter und legaler Job mit angemessener Bezahlung - so ähnlich hatte Faye sich das gedacht, als sie vor knapp einem halben Jahr auf Ape II angekommen war. Als einzige gewerkschaftslose Fahrerin eines LCV-Trucks hatte sie ihre Tois verdienen wollen. Doch nach wenigen Tagen hatte ihr der Vorarbeiter ihrer Kutscher-Truppe verkündet: »Entweder du schläfst mit mir, oder du fliegst raus.«
    Pisser. Faye grinste breit. Sie erinnerte sich noch ganz genau an das verzerrte Gesicht des Mannes, als sie ihm mit den Stahlkappenboots zwischen die Beine getreten hatte. Job weg plus Verurteilung wegen vorsätzlicher Körperverletzung. Dreitausend Tois Schmerzensgeld hatte sie bezahlen müssen. Das war es dennoch wert gewesen.
    Inzwischen wusste Faye, dass ihr eigentlicher Fehler darin gelegen hatte, nicht Mitglied der Gewerkschaft geworden zu sein, denn diese nette Organisation sorgte dafür, dass niemand Arbeit bekam, der sich ihr nicht anschloss. Aber ihr Stolz verbot es ihr, das Versäumnis nachzuholen.
    Der Job, den sie jetzt hatte, war zwar gefährlicher, als Langholz zu transportieren, aber dreimal besser bezahlt. Seit zwei Wochen verkaufte sie für Mister Hundred, ein in der Szene bekannter Großdealer, das Zeug, was manche Drogen nannten, sie selbst aber lieber als »Lebensversüßer« bezeichnete. Die Arbeiter lechzten danach. Normalerweise.
    Fayes reichhaltiges Angebot reichte von einfachen Beruhigungsmitteln bis hin zu der neuesten Sache: Equillizza. Das Zeug war ein synthetisches Rauschgift, das angeblich sogar Tote wieder zum Leben erwecken konnte. Dass einige der Männer dabei allerdings ins Gras gebissen hatten, wurde verständlicherweise verschwiegen. Und es ging die Mär um, dass die Collectors keine Planeten unter ihre Obhut nahmen, deren Bewohner harte Drogen einwarfen.
    Faye fand, dass es ein exzellentes Verkaufsargument war, auch wenn sie selbst diese Gerüchte als Unsinn betrachtete und die Collies weit weg von Ape II operierten. Ganz weit weg.
    So soll es bleiben. Die Musik dröhnte ohrenbetäubend laut durch die Bar. Zu ihrem Rhythmus bewegten sich jetzt einige bauchtanzende Stripperinnen gekonnt und aufreizend auf dem Tresen und in kleinen Wandnischen. Schleiertanz mal anders. Besoffene Arbeiter grölten und pfiffen, quittierten jedes fallende Kleidungsstück der Frauen mit anfeuernden Rufen.
    Faye überlegte, ob sie offensiver vorgehen und die Männer anquatschen sollte. Was sage ich? Wollt ihr was zum Einschmeißen? Sie trank wieder von ihrem Bier, das allmählich Raumtemperatur bekam, und irgendwie fühlte sich der Tag nicht gut an. Wie mein Magen.
    Ein paar Betas am Nachbartisch lachten in ihrer seltsamen, kehligen Weise. Da die Sprechorgane nicht ganz so perfekt ausgebildet waren wie bei normalen Menschen, klang es bei den meisten rau und sehr durchdringend.
    Eklig. Faye verzog angewidert das Gesicht und sah nicht hin. Sie wollte nicht wissen, welches Vieh die Wissenschaftler mit menschlicher DNA gekreuzt hatten. Verdammter Abschaum! Ihre Toleranz hinsichtlich dieser Dinger war eher gering, und eigentlich mochte sie schon gar keine in ihrer Nähe. Das sichtbar Animalische stieß sie ab. Aber der Besitzer vom Lobo's fand die Betas »niedlich«, also durften sie bei ihm rein. Als Maskottchen.
    Sie hob die Hand und winkte der Bedienung zu, ein dürres, blondes Ding, das jünger als sie und für diese Kneipe erstaunlich vollständig bekleidet war. Sie zeigte nicht einmal Dekollete, was ihr sicher ein üppiges Trinkgeld verschafft hätte. Zu viel Textilien. Faye runzelte die Stirn. Die Wachsamkeit regte sich.
    Die Kellnerin schlenderte an ihren Tisch und setzte sich unaufgefordert.
    Hat sie Langeweile und sucht jemanden zum Quatschen? Faye musterte sie argwöhnisch und dachte an die Hakima S-Crack, eine halbautomatische Pistole, die im Schulterhalfter steckte, wo sie beruhigend an ihre Rippen drückte; die für Privatpersonen verbotene Waffe vermittelte durch die bloße Anwesenheit eine gewisse Sicherheit. »Ich wollte ein neues Bier. Keine Gesellschaft.«
    »Hallo«, grüßte die bis zur Unkenntlichkeit geschminkte Frau und grinste breit, wodurch sie an einen Clown erinnerte. »Ich habe gehört, bei dir kann man interessante Dinge kaufen?«
    Du wirst gar nichts bei mir kaufen. Faye lächelte abweisend. »Von was redest du?«
    Das falsche Clowngrinsen blieb. »Der dicke Kerl hat es mir gesagt, der da drüben am Tresen steht. Er meinte, er kommt auch gleich

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