Collector
glänzte, Schweißflecken hatten sich auf der Kleidung ausgebreitet. »Ich weiß nicht, warum Sie bei der Unternehmung mitmachen und wie viel Tois man Ihnen im Gegensatz zu mir bezahlt, aber mich hat man verarscht. Allen voran meine Schwester«, antwortete sie genervt. »Also habe ich keinen Grund, Ihnen gegenüber freundlich zu sein. Nehmen Sie es nicht persönlich.«
Kris grinste sie an. »Wie lustig! Dann haben wir schon mal eine Gemeinsamkeit: Ich wollte auch nicht auf das Schiff.«
Jetzt wurde ihr Gesicht etwas freundlicher. »Ach?«
»Und wenn ich ehrlich bin: Ich hasse das All und das Interim. Eigentlich war ich Containerkutscher im Hort ... auf der Erde.«
»Das ist ja mal eine tolle neue Masche! BaIn rekrutiert Leute, die keine Lust haben. Und dann auch noch einen Piloten, der seinen Beruf hasst!« Sie musste lachen. »Nicht gerade die besten Voraussetzungen für eine erfolgreiche Mission.«
»Wenn Sie wollen, Miss Durrick, erzähle ich Ihnen meine Geschichte. Und dann höre ich Ihre. Wie wär's?«
Sie dachte kurz nach. »Warum nicht? Wenn wir schon ein ähnliches Schicksal haben und die nächsten Wochen zusammen auf dem Schiff verbringen. Ich bin gespannt.« Sie streckte ihm die Hand hin. »Ich bin Faye. Lassen wir das Miss und Mister, einverstanden?«
Kris hatte das sichere Gefühl, das Eis gebrochen zu haben, und war erleichtert. Er fand Faye nett, und wenn sie schlecht gelaunt war, wirkte sie noch hübscher. Die meisten Menschen sahen besser aus, wenn sie lachten. Nicht Faye Durrick. Die perfekte Leibwächterin. Er schlug ein. »Ich bin Kris.«
»Sehr schön!« Sie lachte und hielt die Hand fest. »Wettlauf?«
»Bis zum Lift.«
Sie lösten die Finger und rannten los.
Auch wenn sich Kris wirklich Mühe gab, sie zu überholen, die junge Frau hängte ihn bald ab. Nicht nur das: Faye stieg einfach in die Kabine und grüßte grinsend, ließ ihn im Gang stehen. »Looser«, hörte er sie noch rufen.
»Heute Abend, achtzehn Uhr Standardzeit, meine Kabine«, rief er zurück und hoffte, dass sie ihn gehört hatte. Fünf Minuten darauf war er in seiner Unterkunft mit geräumigen fünfundzwanzig Quadratmetern und einer für ein Raumschiff luxuriösen Einrichtung.
Er sprang unter die Dusche und ging im Kopf den Aufbau der Cortés durch. Das wird noch eine Woche dauern, bis ich mir alles gemerkt habe, dachte er deprimiert. Die verschiedenen Schächte und Wartungstunnel nicht mitgezählt. Kris fand es wichtig, die kleinsten Gänge und Löcher zu kennen. Man wusste nie, wozu man sie einmal brauchen konnte. 23 kennt bestimmt alles, ohne sie mühsam abzulaufen.
Es fiel ihm schwer, sich vorzustellen, wie genau die Gabe des Chemicals funktionierte. Ein Raumschiff hatte keine Gedanken, die man lesen konnte, was er noch halbwegs nachvollziehbar gefunden hätte. Eine gesteigerte Form von Intuition?
Dass 23 seinen Verstand schon lange verloren hatte, betrachtete er als erwiesen. Für Kris war es deswegen noch mehr Ansporn, die Cortés auf herkömmlichem Weg zu lenken. Durchs All. Das unendliche All... Agoraphobie nannte man die Angst vor leeren, freien Plätzen - gab es auch eine Bezeichnung für die Furcht vor der Weite des Universums? Bestimmt. Universumphobie? Stellaphobie?
Mach dich nicht verrückt. Er schauderte und verließ die Dusche, das Wasser schaltete sich automatisch aus. Es ist ein gutes Schiff. Du bist darin sicher. Er trocknete sich ab und setzte sich im weißen Bademantel auf das Ledersofa vor den Monitor.
In seiner rechten oberen Ecke leuchtete das Signal für einen hereinkommenden interstellaren Anruf auf, und die Ziffernkombination kannte er.
Umaia! Er nahm das Gespräch auf dem Hauptmonitor an und aktivierte die Kamera im Rahmen. Woher weiß sie, wie sie mich erreichen kann? Die Angst, dass seiner Tochter Soraya etwas zugestoßen sein könnte, sprang ihn an. Sein Magen schien Zentner zu wiegen und faustklein zu sein.
Das Bild baute sich auf, und seine Ex sah ihn an. Umaia war das, was man den Inbegriff femininer Schönheit nannte. Weiche Züge, lange Wimpern und große blaue Augen. Die blonden Haare hatte sie zu einem Zopf zusammengefasst, und sie wirkte müde. »Da bist du ja«, sagte sie, ohne ihn zu grüßen.
»Wie hast du mich gefunden?«
Sie zog die Nase hoch. »Wie meinst du das? Bist du nicht zu Hause?«
Kris nickte schnell. BaIn hatte anscheinend festgestellt, wer ihn zu erreichen versuchte, und eine Umleitungsverbindung für seine ehemalige Gattin geschaltet. Abhörsicher, wie
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