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Collector

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Titel: Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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»Hallo. Mein echter Name ist 23«, flüsterte er. »Derzeit.«
    »Nicht sein IQ, hoffen WIR«, sagte die andere Frau spöttisch. »Ach nein, UNS fällt es wieder ein: Es ist die Anzahl seiner Behandlungen. Für einen Chemical gar nicht so viel.«
    Kris verschlug es für einige Sekunden die Sprache. Chemicals war die Bezeichnung für ganz besondere Menschen mit schrecklichen Missbildungen, die auf chemisch veränderte DNA der Eltern zurückgingen.
    Diese Erbgutschädigungen hatten fürchterliche Auswirkungen auf die Kinder, nur ganz wenige waren lebensfähig. Zum Ausgleich erhielten sie von der Natur besondere mentale Fertigkeiten, mit denen sie in der Lage waren, die größten Raumschiffe per bloßem Willen zu dirigieren. Weder Steuerkonsolen noch Anzeigen waren notwendig, denn sie griffen mit den Gedanken auf die Maschinen, Antriebe und alle anderen Geräte zu. Die beste Absicherung gegen Diebstahl - leider ein Problem, wenn der Chemical zu Tode kam.
    »23 hat mehr als fünfhundert LSP hinter sich gebracht«, erklärte die Professorin. »Sie können ihm vertrauen.«
    Ein normaler Mensch wäre bei zweihundert schon so gut wie tot. Kris schüttelte sich. Er konnte sich nicht ausmalen, was in dem sicherlich zerstörten Verstand vorging.
    »Die restliche Vorstellung sollten wir an Bord der Cortés vornehmen. Gehen Sie in Schleuse II, wir treffen uns auf der Brücke.« Huntington-Singh beendete die Einführung, es knisterte im Lautsprecher.
    Kris übernahm die Spitze der kleinen Gruppe und ging auf einen herausfahrenden Stutzen unter dem Raumschiff zu, auf dem eine rote II prangte. Sie passten alle in den Lift hinein und wurden sanft nach oben befördert. Die Anzeige in den Wänden sagte: SAUERSTOFFATMOSPHÄRE AUFGEBAUT.
    Er zog den Helm ab, die anderen taten es ihm nach.
    Sofort füllte sich die Kabine mit einem durchdringenden Duft, den er faszinierend fand. Anziehend. Er betrachtete die beiden gut aussehenden Frauen. Eine von ihnen wird es sein, die es benutzt. Er probelächelte.
    Die ältere der gut aussehenden Schwestern lächelte sofort zurück, die andere verdrehte die Augen und lehnte sich an die Wand.
    Der Gegensatz zur Schönheit traf Kris umso härter: 23 hatte eine tätowierte Glatze und ein vernarbtes Gesicht, als wäre er in eine Scheibe gefallen und von einem schlechten Chirurgen genäht und geklammert worden; es wirkte künstlich und prothesenhaft starr. Die Augen machten Kris wirklich Angst: jeweils drei stecknadelkopfgroße Pupillen schwammen in einem grellen, pulsierenden Gelb. Als der Chemical lächelte und seine gesprungenen Zähne zeigte, bildeten die Narben neue Muster auf der Haut, wie sich verschiebende Grenzen auf einer Landkarte.
    Das kann ja was werden. Kris bemühte sich, dass seine Züge nicht entgleisten, und versuchte, freundlich dreinzublicken.
    Der dritte Mann, den Kris auf Mitte vierzig schätzte, wirkte zum Glück ganz normal. Die militärisch kurzen Haare ließen darauf schließen, dass er für die taktische Abteilung der Mission zuständig war. Der Anführer der Justifiers-Einheit. Was Kris aber genau tun sollte und was es mit den Frauen auf sich hatte, darauf war er gespannt.
    Surrend ging es weiter aufwärts.
    Geredet wurde nicht. Anscheinend verspürte keiner Lust, als Erster die Stille zu brechen.
    Dann tue ich es eben. Kris öffnete den Mund, und die Kabine hielt; lautlos fuhren die Türen auf. Dann eben später.
    Sie marschierten einen kurzen Gang entlang, durch den sie auf die beengte Brücke gelangten.
    Ein halbes Dutzend Techniker stand und kniete vor geöffneten Abdeckungen, prüfte die Geräte, hatte die elektronisehen Diagnoseeinheiten angeschlossen. Eine Frau war mit vier Drähten, die zu Steckverbindungen in den Nacken führten, direkt mit ihrem Pad verbunden. Ihre Augen leuchteten, scannten mit schnellen Blicken und violetten Laserstrahlen aus den Pupillen einzelne Elemente der Brücke ab.
    Techfreak. Ganz so schlimm war es nicht, wie Kris befürchtet hatte. Es gab zwei Pilotensitzliegen mit automatischen Bügeln und einem Haltegurtsystem. Jede Menge Monitore und Bedieneinheiten waren um die Sessel herum angeordnet. BaIn verließ sich nicht nur auf die Kunst des Chemicals.
    Vier Notsitze, die mit einfachen Fünfpunktgurten auskommen mussten und unmittelbar an der Wand verankert waren, schienen für eventuelle Besucher auf der Brücke vorgesehen. Kris bemerkte, dass sich Notaggregate auf der Brücke befanden.
    Mittendrin wartete die Professorin auf sie. Sie war die

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