Collector
zurück, die zu Theresa vordringen wollten. Verzweifelte, bittende Fragen wurden der Bishopness zugerufen, was zu tun sei, und einige Stimmen im Chor der Wartenden verlangten, sich gegen die Feinde zur Wehr zu setzen. »Haben Sie doch Verständnis«, bat sie die Leute unaufhörlich. »Die Bishopness muss sich erst ein Bild der Lage verschaffen. Bewahren Sie Ruhe.«
Theresa hörte ihre unermüdliche Assistentin und lobte sie in Gedanken. Gott der Universen, warum prüfst du mich erneut mit den Samaritern? Zwar hatten sich die Distriktverwaltungen für eine friedliche Übergabe an die Collectors entschieden, aber wenn sie jetzt Aufstand predigen würde, konnte ein Sturm losbrechen. Soll das meine wahre Mission sein?
Eigentlich war sie nach Putingrad gekommen, um mit dem Gouverneur über den Bau eines Gebets- und Religionszentrums zu sprechen, damit der christliche Glaube bei den Arbeitern gestärkt wurde. Gerade die kaderrussisch dominierten planetaren Regierungen pflegten ihre Ressentiments gegenüber dem Glauben. Religion als Opium fürs Volk - diese uralte diffamierende Parole galt vor allem hier und wurde von Sankt Petersburg bis in die Kolonien gesandt.
Dass Theresa mitten in den überraschenden Angriff der Collectors geraten war, weckte Erinnerungen. Schreckliche Erinnerungen.
Vor etwas mehr als fünfundzwanzig Jahren war sie auf Hakup gewesen, noch als junge Deaconess namens Hera, als die Fremden über den Planeten hergefallen waren.
Dieses Mal werde ich ihnen nicht entkommen. Theresa war aufgestiegen, bereits mit dreiundfünfzig Jahren eine Bishopness geworden, nachdem sie zwei Dekaden lang auf den verschiedensten Planeten für den Glauben gekämpft hatte, und das im wahrsten Sinn des Wortes. Ihre Fürsprecher sahen sie in knappen zehn Jahren im Amt einer Apostelin: Beraterin für den Ministrator, den Leiter der Church. Der Schöpfer der Universen schien der Ansicht zu sein, dass sie sich den Collectors dieses Mal stellen musste.
Noch war ihr nicht klar, was Gott von ihr verlangte. Ist es mir bestimmt, die Menschen zu trösten, Widerstand zu organisieren, Verhandlungen zuführen? Sie wischte sich die grauen Strähnen aus den Augen. Gib mir ein Zeichen!
»Da! Seht doch!«, rief jemand.
Theresa schaute sich um und entdeckte, dass ein kleines Schiff sich anschickte, den Raumhafen zu verlassen.
Es hatte die Triebwerke gezündet und absolvierte einen senkrechten Blitzstart, schoss haarscharf an einem Smaller-Jäger vorüber und verschwand in den aufziehenden Regenwolken.
Die Menschen jubelten; die wachenden Collectors wurden mit obszönen Gesten bedacht - aber die Rufe gingen in einen kollektiven Schrei des Entsetzens über, als brennende und qualmende Einzelteile aus dem Himmel stürzten und auf die Landebahn regneten. Die Fragmente beschädigten umherstehende Raumschiffe, kleinere Trümmer schlugen hörbar auf dem Dach des Gebäudes ein, ohne es zu durchschlagen.
Nach dem gemeinschaftlichen Aufschrei wurde es still in der Halle. Alle hatten verstanden, dass es kein Entkommen von Putin gab.
Nur Theresas Gesicht zeigte ein entschlossenes Lächeln. Danke für das Zeichen, Gott. Nun weiß ich, was zu tun ist, betete sie stumm und bekreuzigte sich. Nimm die Seelen der Unglücklichen auf dem Schiff gnädig bei dir auf.
Sie stellte sich auf eine Wartebank, so dass alle sie sehen konnten, und hob die Arme zum Segen. Die Panzerköpfe von zwei Collectors ruckten herum, die Visiere richteten sich auf sie. Die Fremden hielten sich zum Eingreifen bereit. »Seht ihr, wie es denen ergeht, die sich gegen die Fremden stellen?«, rief sie mahnend. »Gott will nicht, dass ihr eure Leben durch sinnlosen Widerstand vergeudet. Haltet still und wartet ab.« Nach einer Kunstpause fügte sie hinzu: »Doch nicht wie die Lämmer, die zur Schlachtbank getrieben werden. Sondern wie Krieger, die auf eine Gelegenheit lauern, um das Joch der Unterdrückung, das sie Obhut nennen, abzustreifen!«
Ihre Assistentin wurde bleich. Sie schien Angst vor der Reaktion der Collectors zu haben, denn die Worte predigten latenten Widerstand, verlangten Bereitschaft zum Aufstand.
Die Antwort der Besatzer ließ nicht lange auf sich warten.
Die beiden Collectors, die zu ihnen blickten, stapften los und schoben alles, was ihnen im Weg stand, einfach zur Seite. Sie hielten auf die Bishopness zu; die aufgebrachten Rufe kümmerten sie nicht.
Die Zeit der Prüfung. Theresa lächelte. »Fügt euch zu eurem eigenen Schutz, Menschen von Putin, doch seid
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