Collector
bereit!«, rief sie von ihrer improvisierten Kanzel herab. »Genießt die Annehmlichkeiten, die sie euch bereiten, aber vergesst nicht, dass es nicht von Dauer sein wird. Letztlich werden wir den Sieg davontragen! Mit Gottes Beistand!«
Die Gepanzerten hatten sie erreicht.
Ein Collector packte ihr Handgelenk, die Stahlfinger schlossen sich. Er hielt sie einfach am ausgestreckten Arm in der Luft und marschierte zum Ausgang. Der andere umfasste Raldas Genick und hob sie ebenfalls an. »Schützenswerte Rasse Mensch«, schnarrte es aus den Helmlautsprechern, »wir bringen Sie nun an einen besseren Ort. Freuen Sie sich.«
Theresa standen die Tränen in den Augen, weil der Griff äußerst schmerzte, dazu knirschte ihre Schulter. Sie wand sich und suchte den Blick der verstörten Menschen. »Sorgt euch nicht um mich!«, rief sie ihnen zu. Sie wollte nicht, dass sie in ihrer Wut etwas unternahmen, was sie das Leben kosten würde. »Denkt an meine Worte und seid bereit!« Dann hatten sie das Gebäude durch einen Seitenausgang verlassen.
Die Collectors hielten auf einen Antigrav-Transporter zu, vor dessen Türen zwei weitere ihrer Art Wache hielten.
»Bishopness, was tun wir?« Ralda sprach verzerrt, der Nackengriff bereitete ihr Qualen.
Theresa hatte die Frage richtig verstanden. »Du willst wissen, warum ich das getan habe«, rief sie zurück. »Du wirst es bald verstehen. Zweifle nicht!«
Einer der Fremden öffnete die Tür. Zuerst wurde Theresa, danach Ralda in die Finsternis geworfen; krachend fiel die Tür zu.
Im Innern roch es nach Schweiß, die Luft war abgestanden, warm und feucht. Sie hörten das Atmen vieler Leute, ab und zu ein leises Wimmern.
»Wer seid ihr?«, wurden sie aus der Dunkelheit von einem Mann gefragt.
Theresa zog die großkalibrige Thorn und aktivierte die unter dem Lauf eingebaute Lampe. Der grellbläuliche Lichtkegel huschte über ängstliche Gesichter: ältere Männer und Frauen, nur ganz wenige junge Menschen, Kinder oder Jugendliche. Sie schätzte ihre Zahl auf fünfzig. »Ich bin Bishopness Theresa, das ist...«
»Sternenpfaffen«, kam es von irgendwoher aus dem Container. »Hat euch der Glaube also auch nichts gebracht.«
«... ist meine Begleiterin Deaconess Ralda«, stellte sie sich in aller Ruhe vor. »Wir sind hier, um Ihnen Hoffnung zu geben«, antwortete sie freundlich. »Warum sind Sie alle hier?«
»Keine Ahnung«, sagte der Mann vor ihr, der einen schmutzigen blauen Bergarbeiteroverall trug. »Die Collies kamen in mein Haus, haben mir und meiner Familie Blut abgezapft. Keine Stunde später saß ich hier drin.« Er zeigte mit dem Daumen hinter sich. »Den meisten erging es so. Scheint, als wären wir der Ausschuss von Putin.«
»Sie selektieren«, raunte Ralda ihr zu. »Aus welchem Grund?«
Es hat bestimmt nur bedingt etwas mit dem Blut zu tun. Theresa durchzuckte der Gedanke, dass die Collectors bei ihrem Aufbauprogramm die Weitergabe genetischer Defekte verhindern wollten. Die schützenswerte Rasse Mensch soll nach deren Vorstellung makellos sein ... Oder geht es noch um was anderes, was wir gar nicht verstehen können?
Der Transporter fuhr los.
Theresa behielt die Balance und wollte sehen, was sich draußen ereignete. »Zurücktreten«, befahl sie knapp, richtete die Pistole gegen die Wand und drückte mehrmals ab, es krachte extrem laut. Die dicken Geschosse stanzten mühelos Löcher, durch die sie und Ralda hinausschauten.
Sie fuhren durch Veljanorsks Vorstadt, die ausgestorben wie eine Geistersiedlung wirkte. Nur hinter den Fenstern der Häuser zeigten sich gelegentlich Gesichter, die dem Transporter mitleidige Blicke zuwarfen. Ab und zu passierten sie Jäger der Smaller-Klasse, dann wieder Patrouillen mit je drei Collectors, die mitten auf der Straße gingen. Der Transporter musste ihnen ausweichen.
Theresa hatte damit gerechnet, Tote zu sehen. Tote, Zerstörung und Feuer. Aber dem war nicht so. Die Fremden achteten auf die öffentliche Ordnung und mieden Vernichtung.
Je näher sie dem Zentrum kamen, desto belebter wurden die Straßen: Die Einwohner liefen unbehelligt umher, Geschäfte waren geöffnet. Ohne die vereinzelten Collectors, die mehr oder weniger unauffällig an Straßenecken oder in Nischen standen, hätte Theresa glauben können, die Obhut sei aufgehoben worden.
»Sehen Sie nach links, Bishopness«, rief Ralda aufgeregt. »Was tun die da?«
Sie brauchte etwas länger, bis sie erkannte, was ihre Assistentin meinte.
Ein Collector in einer weißen
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