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Collector

Collector

Titel: Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Knopfdruck aktivierte. »Shiva's Fortress, hier ist die Cortés«, sagte sie und begab sich auf die zweite Liege. »Bereit zum Aushallen.«
    Faye winkte Kris zu und nahm auf einem der schmalen Notsitze Platz, legte die Gurte an. Auch ihr stand der Overall gut.
    »Erlaubnis erteilt«, kam es aus dem Lautsprecher. Huntington-Singh persönlich verabschiedete sie. »Viel Erfolg, Professorin Suede. Kehren Sie mit Erkenntnissen zurück.«
    »Nichts anderes haben WIR vor.« Sie nickte 23 zu. »Beginnen Sie.«
    Der Chemical griente. Ruckartig, als wäre er ein Kunstturner am Anfang seiner Kür, nahm sein deformierter Körper Spannung an. 23 verwandelte sich wieder in den Dirigenten, bewegte die Finger schnell wie bei einem Klavierlauf, schwenkte die Arme und pendelte dabei mit dem Oberkörper hin und her, während die Füße fest am Boden blieben. Erstaunlicherweise verlor er jegliche Unbeholfenheit und strahlte für Kris sogar eine unerklärliche Eleganz aus. Die Augen waren weit aufgerissen, leuchteten hell wie gelbe Lampen.
    Das Zittern des Bodens verriet ihnen, dass die Reaktoren ihre Energie in die Triebwerke pumpten. Die Cortés ließ sich von ihm führen. Jedes Bauteil war ein Instrument und das Schiff ein williges Orchester, das seiner kleinsten Geste gehorchte.
    Die Anzeigen lieferten die Entfernungen zu den Hallenwänden, zur Auslastung der Energieleitungen. Es kam Kris so vor, als könnte 23 die Kraft mit Mühe zurückhalten. Der Erste Pilot und das Raumschiff brannten darauf, sich zu beweisen.
    Der größte Monitor zeigte ihnen, wie sich das Schott öffnete und sie in die Weite des Alls drifteten.
    So viel Nichts. Kris bekam ein mulmiges Gefühl, wie er es in den ganzen Wochen seines Trainings nicht empfunden hatte. Die unendliche Weite eines Simulators war relativ. Hier dagegen wusste er, dass um ihn herum ein Vakuum herrschte und man so lange geradeaus fliegen konnte, bis man verdurstet war oder durch Strahlung starb oder auf einen Planeten oder in eine Sonne stürzte... Daran hatte sich seit Beginn der Raumfahrt nichts geändert. Es gab viele hässliche Möglichkeiten, in der Unendlichkeit sein Leben zu verlieren.
    Die Cortés hatte die Werft mit ihren gesamten eintausend Metern Länge verlassen. 23 beschleunigte den Flug, um den Sicherheitsabstand von zehn Meilen zur Station zu erreichen, dann initiierte er auf Geheiß der Professorin den LSP.
    Kris' Mund wurde trocken, in seinen Schläfen breitete sich das ankündigende Ziehen aus. Er wusste, dass er es sich einbildete, denn die Sprungschmerzen begannen immer im Nacken. Wohin geht es?
    Der Computer behauptete, dass sie in ein System der FEC sprangen. Zielplanet war der russische Planet Putin mit seinem Bergbaukombinat RussMining, das Schwermetalle aus dem Boden holte und aufbereitete. Die neueste Eroberung der Collies.
    »Das ist zu weit«, meldete Kris seine Bedenken an. »Wir kommen nicht mit einem einzigen ...«
    »Danke für Ihre Anmerkung«, unterbrach ihn Suede. »WIR dachten das zuerst auch, als WIR den Kurs festlegten. Aber 23 war in der Besprechung der Meinung, dass es die Cortés locker schafft.«
    »So? Meint er das?« Kris sah zu dem Chemical, dessen Gesten ausdrucksstärker, langsamer geworden waren, als bewegte er schwere Gewichte durch die Luft.
    »WIR vertrauen ihm«, konterte sie. »WIR machen zuerst einen KSP, um einen Test durchzuführen, und wenn die Werte entsprechend gut sind, steuern wir Putin an.«
    Er wollte etwas hinzufügen, dann zog es im Genick. Eiswürfel wurden ihm unter die Haut geschoben.
    Seine Kiefer schlossen sich gegen seinen Willen, er musste fest zubeißen. Sein Körper verkrampfte sich und wurde hart wie Eisen.
    Vor seinen Augen gingen weiße Sonnen auf, blendeten ihn und brannten sich durch die Knochen in seinen Verstand. Sie schmolzen sein Gehirn und ließen es heiß durch den Hals laufen, durch die Adern rinnen. Kris wollte den Mund öffnen und schreien, doch es ging nicht. Er steckte im Schmerz fest.
    Aus dem Gleißen wurde ein helles Grau, das sich schnell verdunkelte und die Augen schonte. Die Qualen verebbten, und er konnte seinen Körper bewegen.
    Als Kris wieder etwas sah, drehte sich die Umgebung zentrifugengleich. Er musste sich sofort übergeben und schaffte es, die Konsolen zu verfehlen. An den Geräuschen neben und hinter sich erkannte er, dass es ihm nicht alleine so ergangen war.
    Er richtete sich mit einem Stöhnen auf. Das Drehen hielt an. »Tut mir leid«, entschuldigte er sich bei den Frauen. »Aber

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