Collector
hatte.
Was wohl aus ihnen geworden ist?
Im Schlafzimmer durchwühlte sie die Schränke und suchte aus der dunklen Kleidung des Mannes für sie beide Hemden und Hosen heraus. Der Geschmack der Frau war nicht akzeptabel: bunt, gemustert, altbacken; bei der Unterwäsche spielte das glücklicherweise eine untergeordnete Rolle.
Schnell zog Theresa sich um und fand nach einem Blick in den Spiegel, dass sie Männerkleidung tragen konnte, ohne dass es merkwürdig aussah. Sie kehrte ins Wohnzimmer zurück, um Ralda zu entkleiden und ihr ebenfalls warme, trockene Sachen anzuziehen. Eine Decke verhinderte, dass die Deaconess weiter auskühlte. Danach schrieb sie ihr einen Zettel, dass sie die Innenstadt auskundschaften wolle.
Ich muss mir neue Munition besorgen. Oder andere Waffen. Elf Schuss hatten ihre beiden Thorn-Automatikpistolen noch. Da die Projektile gegen die Collectors nichts ausrichteten, konnte sie die Waffen ebenso gut zurücklassen.
Andererseits .... Theresa verstaute die Pistolen in den Holstern und warf sich den Mantel des Mannes über, dann verließ sie mit einem kurzen Blick auf die schlafende Ralda ihren Unterschlupf und machte sich auf den Weg.
Zweite Szene
Durch den Beistand des Herrn gelangte Theresa unbehelligt bis in den Stadtkern.
Hier pulsiert das Leben. Zu ihrem großen Erstaunen benahmen sich die Menschen so ungezwungen, als hätte es den Überfall der Collectors niemals gegeben. Passanten warfen ihr ein freundliches Lächeln zu, alle schienen ein Bad mit den Zusätzen Wohlbehagen und gute Laune genommen zu haben.
Das Wetter hatte sich gebessert. Es regnete nicht mehr, und die Sonne sank in einem herrlichen dunkelblauen Farbton dem Horizont entgegen.
Theresa kaufte sich gebratene Nudeln und eine Cola und ließ sich damit auf einer Bank nieder. Jeder Bissen und jeder Schluck waren eine Offenbarung. Den künstlichen Pappgeschmack der Konzentratriegel hatte sie nicht mehr ertragen können. Doch sie war viel zu schnell satt. Ihr Magen vertrug keine großen Portionen mehr.
Genug gestärkt. Ich muss sehen, was die Collies treiben.
Als ihr ein verliebtes Pärchen entgegenkam, das sich unentwegt küsste und die Hände nicht voneinander lassen konnte, dachte sie sich noch nichts Böses. Dann sah sie zwei junge Männer auf einer Parkbank, in ihrer Mitte eine Frau um die vierzig. Sie küsste die Männer abwechselnd. Ihr schien es sehr zu gefallen, denn zugleich streichelte sie die Männer herausfordernd, während beide sie an intimen Stellen berührten.
Es sieht aus wie eine Szene aus einem billigen Pornofilm. Theresa wusste um die verschiedenen Sünden, die ein Mensch begehen konnte, doch dass eine Menage á trois, offenbar der geheime Wunschtraum vieler, so deutlich in aller Öffentlichkeit ausgelebt wurde, hatte sie auch noch nicht gesehen. Sie blieb stehen und beobachtete das Verhalten der Menschen in ihrer Umgebung nun aufmerksamer. Allmächtiger!
Männer und Frauen, vom Teenager bis hin zu älteren Menschen, machten auf sie einen frisch verliebten Eindruck. Es wurde geflirtet und tief in die Augen geschaut; in den Ecken und Nischen wurde leidenschaftlich geküsst. Mit den Collectors hatte die Liebe auf Putin Einzug gehalten.
Theresa eilte weiter.
Doch die Zwangsverliebten waren überall. Als sie an einem dunklen Hauseingang vorbeiging, sah sie einen verschlungenen Schatten darin und hörte das leise Stöhnen. Sie wusste, was vor sich ging. Sie haben ihre Lust nicht mehr unter Kontrolle.
Ein Collector in weißer Rüstung mit Sanitätsmarkierungen lief die Straße entlang. In einer Hand hielt er ein Display, in der anderen einen schwarzen Stab mit kleinen Stacheln, der mit dem Display durch ein Kabel verbunden war. Während er den Stab schwenkte, spiegelte sich die Anzeige des orangefarbenen Displays in seinem Visier. Die Symbole sagten Theresa nichts.
Sucht er etwas? Theresa schoss mit ihrem Kom-Gerät heimlich eine Aufnahme von ihm. Oder überwacht er sie?
Theresa begann zu ahnen, warum sich die Fremden auf einen starken Geburtenanstieg vorbereiteten: Sie hatten ihn selbst in die Wege geleitet! In den Injektionen schienen sich Substanzen zu befinden, die die Libido bei beiden Geschlechtern in höchstem Maße anregten.
Das ist schrecklich und widernatürlich!
Der ganze Planet verkam zu einem einzigen Sündenpfuhl, und niemand nahm Anstoß daran. Es war offensichtlich völlig normal. Theresa wollte sich nicht vorstellen, wie es auf den Straßen im Sommer aussehen würde, wenn die
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