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Collector

Collector

Titel: Collector Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Markus Heitz
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Menschen ihre falschen Gefühle wahllos überall auslebten.
    Der Stab schwenkte herum - und wurde auf sie gerichtet.
    Theresa versuchte, sich nichts anmerken zu lassen. Herr, stehe mir bei! Sie tat so, als telefonierte sie, ging langsam hin und her, redete dabei mit ihrer imaginären Mutter und wechselte die Straßenseite. In dem Auto, an dem sie vorbeischritt, trieb es ein Pärchen auf der Rückbank.
    Ihr Puls stieg. Sie schielte auf die Seite, nach dem Collector. Der Stab war immer noch auf sie gerichtet.
    Unvermittelt marschierte er los, genau auf sie zu, und beschleunigte seine Schritte; dabei verstaute er das Display und den Stab in einer Umhängetasche an der Hüfte.
    Verflucht! Der Schutz des Herrn schien aufgebraucht. Theresa rannte los - und kam keine zehn Meter weit: Ein Smaller-Jäger fiel buchstäblich aus dem Himmel, fing den Rumpf einige Zentimeter über dem Boden ab und setzte sich vor sie, die Waffenmündungen auf sie gerichtet. Keiner der Städter nahm Notiz davon.
    Was kann ich gegen einen Gleiter ausrichten? David gegen Goliath. Bevor Theresa entschieden hatte, was sie tun wollte, fühlte sie die Stahlklauen in ihrem Nacken. Sie wurde herumgedreht, mit einer Hand festgehalten.
    Der Collector zog den Injektor aus der Tasche, dessen Form an ihre Pistole erinnerte. In den verschiedenen Kammern schwappten unterschiedlich farbige Flüssigkeiten, die in der Mischmündung zusammengeführt wurden.
    Theresa versuchte vergebens, sich gegen die Prozedur zu wehren. Die lange Spritze wurde ihr in den Hals gedrückt, es summte und zischte, als der Injektor betätigt wurde. Ein angenehm warmes Gefühl durchlief sie, und der Widerstand gegen die Behandlung verschwand wie weggewischt. Drogen, dachte sie noch und konnte sich nicht gegen das Grinsen wehren, das sich auf ihrem Gesicht ausbreitete. Gefügigmacher.
    Die Spritze steckte noch immer in ihrem Fleisch. Das Zischen hielt an, bis es schließlich klickte und sie glaubte, verbrannte Haut zu riechen.
    Der Collector zog die Kanüle aus ihr heraus, ließ sie los und ging den Bürgersteig entlang. Für ihn war die Sache erledigt.
    Theresa taumelte und musste sich an einer Bank abstützen. Ihre rechte Hand fuhr sofort in den Nacken, wo sie eine Erhebung von der Länge und Breite ihres kleinen Fingers fühlte. Unter der verbrannten Haut ertastete sie einen harten Gegenstand. Sie haben mich gechipt! Das war der Grund für das Verhalten des Collectors gewesen: Sie hatte kein Signal abgestrahlt.
    Die Erkenntnis, dass auch sie bald der chemisch-hormonell entfachten Libido zum Opfer fallen musste, traf sie hart. Sehr hart.
    Sie faltete die Hände und hob den Blick zu den Sternen. Schöpfer der Sonnensysteme, rette mich vor der falschen Lust, flehte sie und verbrachte einige Minuten im Gebet, bis sie sich wieder gefasst hatte und der Schwindel verschwunden war.
    Theresa atmete tief durch. Sie ging los, auf der Suche nach etwas, mit dem sie sich genügend Ablenkung verschaffen konnte, um zum Raumhafen und weg vom Planeten zu gelangen. So schnell wie möglich, bevor die chemisch auferzwungene Geilheit sie befiel.
    Sie hoffte inständig, dass der Chip sie nicht verriet. Was bewirkt er? Entfernen wollte sie ihn nicht, weil sie fürchtete, dass es die Collectors umso misstrauischer machen würde. Gott, du prüfst mich hart.
    Sie streifte in der Stadt umher und vermied es, die Liebenden anzuschauen, wenn das Treiben zu heftig wurde. Es gab kaum mehr Scham unter den Menschen. Theresa fühlte Wut und Mitleid.
    Ganz ohne Plan war sie nicht unterwegs: Sie hatte die Hinweisschilder zu den Versorgungswerken gesehen und suchte fieberhaft nach einer neuen Vorgehensweise.
    Beim Abbau von Kohle und Schwermetallen hatte Russ-Mining auch Methanfelder erschlossen. Mit dem Gas wurden die Turbinen der Stromwerke betrieben. Putingrad ersparte sich damit wartungsaufwendige Reaktortechnik.
    Theresa schlenderte bis zum Industriegebiet. Die Pipeline verlief unterirdisch, aber die Tanks ragten zu einem Teil aus dem Boden. Wenn ich es schaffe, einen von ihnen zur Detonation zu bringen...
    Ein Smaller-Jäger zog langsam an ihr vorüber.
    Sie ging weiter, als wäre sie eine Spaziergängerin. Oder auf der Suche nach einem Mann. Sie verzog den Mund. Diesen zweiten Gedanken hatte sie gar nicht haben wollen.
    Als der Gleiter außer Sicht war, bog Theresa ab und betrat das Gelände der Versorgungswerke.
    Die Anlage lief, wie sie sah und hörte. Eine Handvoll Leute trieb sich auf dem Areal herum, doch niemand

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