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Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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Geliebter ermordet und sein Glaube erschüttert worden waren. Aber dieser Glaube war eben alles, was er noch besaß. Anselmo war entschlossen, ihn mit allen Mitteln zu verteidigen, die ihm zu Gebote standen.
    Cardona hatte ihn zurück in den Serverraum bringen lassen und ihm kühl seine Aufgabe erklärt. Anselmo sollte fortsetzen, was Bonifatio begonnen hatte: Einen Cyberangriff auf Nakashima Industries. Er sollte einen Weg finden, in den Server von Nakashima Industries einzudringen, dort eine backdoor in der Firewall einrichten, sich Zugriff auf sämtliche Dateien und den gesamten Mailverkehr verschaffen und ohne Spuren in den Logfiles wieder verschwinden. Nachdem man ihn auf Bonifatios Terminal freigeschaltet hatte, sah Anselmo, wie weit sein Mitbruder damit bereits gekommen war. Auch, dass viele der Scripts und Tools von ihm stammten. Bonifatio hatte sie einfach benutzt und mit Malware kombiniert, die für mehrere hunderttausend Dollar auf dem freien Markt verfügbar war.
    »Erkennen Sie, um was es sich dabei handelt?«, hatte Cardona ihn gefragt.
    »Ja. Um ein Waffenarsenal zur Vorbereitung eines Vernichtungskrieges. Fehlt nur noch der Zünder.«
    »Und den werden Sie nun programmieren«, hatte Cardona dünn erklärt. »Bruder Bonifatio hat immer darauf hingewiesen, dass Sie der Beste sind. Dass wir Sie gewinnen müssen. Nun, da wir Sie gewonnen haben – werden Sie das hinkriegen?«
    Anselmo hatte genickt und seinen ganzen verbliebenen Mut zusammengenommen, um hinzuzufügen: »Aber ich brauche Ruhe. Ich kann nur denken, wenn ich vollkommen alleine bin. Programmieren ist wie Meditation.«
    Er wunderte sich immer noch, dass Cardona darauf eingegangen war. Seit Stunden saß Anselmo völlig allein und unbehelligt im zentralen Serverraum des Vatikans und hatte Zeit gehabt, sich über seine Lage klar zu werden. Er machte sich keine Illusionen, dass er nicht beobachtet wurde, dass nicht jede seiner Tastatureingaben irgendwo überwacht und aufgezeichnet wurden. Also hatte er sich einen Plan überlegt, wie er seine neue Aufgabe erfüllen und anonym um Hilfe rufen konnte, um den geplanten Mordanschlag auf den Großrabbiner von Jerusalem und den Großmufti von Mekka zu vereiteln. Dazu benutzte Anselmo eine sichere Webseite, die er als honeypot eingerichtet hatte, um Schadsoftware anzulocken und sie zu identifizieren.
    Das Ergebnis war allerdings niederschmetternd. Der honeypot verzeichnete zwar Tausende von Klicks, aber niemand hatte die Botschaft verstanden und über den sicheren Port Kontakt zu ihm aufgenommen.
    So wie die Dinge lagen, musste er also selbst ran. Anselmo zog den Rosenkranz aus der Hosentasche, küsste das Kreuz und sprach ein kurzes Gebet. Vielleicht das letzte seines Lebens. Er bat den Herrn um Kraft und dass die Typen, die irgendwo seine Fortschritte beim Programmieren verfolgten, zu blöd waren zu merken, wie er sich nun aus der Deckung wagte. Er verschickte über den privaten E-Mail-Account des Papstes eine verschlüsselte Nachricht und hoffte, dass die Adressaten genauso symbiotisch mit ihren Smartphones lebten, wie all die anderen Typen, die sich für wichtig und mächtig hielten.
     
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    Von: [email protected]
    An: [email protected], [email protected]
    10. Juli 2011 20:08:15 GMT+01:00
    Priorität: Höchste
    Betr.: WARNUNG +++ WARNUNG +++ WARNUNG
    MAN WILL SIE UMBRINGEN! GEHEN SIE HEUTE ABEND AUF KEINEN FALL ZU DER VERABREDUNG MIT DEM PAPST!
    VERSTÄNDIGEN SIE DIE POLIZEI!
    Ein Freund und Christ
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    Er musste kaum eine Minute auf eine Antwort warten.
     
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    Von: [email protected]
    An: [email protected]
    Cc: [email protected],
    10. Juli 2011 20:09:01 GMT+01:00
    Priorität: Höchste
    Betr.: Re: WARNUNG +++ WARNUNG +++ WARNUNG
    Wer sind Sie?
    C. Kaplan
    Chaim Kaplan
    Chief Rabbi of Jerusalem ABD
    Hekhal Shelomo
    85 King George St. POB 2479
    Jerusalem 91087
    Israel
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    Anselmo horchte in Richtung Tür, ob sich von draußen bereits seine Mörder näherten, und tippte hastig eine Antwort, in der er mit wenigen Worten schilderte, was er wusste. Schon beim Schreiben merkte er, dass sein Verdacht so absurd und verrückt klang, dass keinerlei Aussicht bestehen konnte, ernst genommen zu werden. Daher löschte er die Mail sofort wieder und schrieb stattdessen:
     
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    Von: [email protected]
    An: [email protected], [email protected]
    10. Juli 2011 20:13:46 GMT+01:00
    Priorität: Höchste
    Betr.: Re: Re: WARNUNG +++ WARNUNG +++ WARNUNG
    Gehen sie auf diese

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