Collector’s Pack
erreichen würde.
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GOLEM1951 hat sich in dein Gästebuch eingetragen: Danke! Ich versuche noch, die andere Person zu erreichen. Kann ich etwas für Sie tun?
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XL
10. Juli 2011, Hotel Casa Spagna, Rom
O bwohl draußen das Licht bereits aus den Straßen schwand, trug der Mann in dem schwarzen Anzug, der in einer Ecke der eleganten Hotelbar gelassen seinen Tee trank, eine Sonnenbrille. Er trug meistens eine Sonnenbrille. Wenn er sie abnahm, galt das als Ausdruck seines äußersten Respekts. Es gab jedoch nicht viele Menschen auf der Welt, für die der Araber seine Sonnenbrille abnahm.
Von seinem Platz aus konnte Scheich Abdullah ibn Abd al Husseini, Großmufti von Mekka, die Bar und die angrenzende Lobby überblicken. Was jedoch unnötig war, denn seine beiden Bodyguards, geschulte Elitekämpfer der saudischen Armee, hatten seit einer Stunde alles im Blick und unter Kontrolle. Scheich al Husseini fühlte sich sicher. Knapp zwei Stunden zuvor war er mit einem Privatjet des saudischen Königs in Rom gelandet, und er plante, direkt im Anschluss an die bevorstehende Unterredung nach Mekka zurückzufliegen. Ein Blick auf seine goldene Uhr zeigte ihm, dass es immer noch zu früh war, hinaufzugehen. Daher bestellte er noch einen Tee, den ihm der junge, arabisch sprechende Kellner auf einen Wink hin sofort brachte. Zufrieden dachte er daran, dass in den meisten Luxushotels der Welt inzwischen selbstverständlich arabisch gesprochen wurde.
Scheich Abdullah ibn Abd al Husseini, der Großmufti von Saudi-Arabien, war kein Mann, der sich gerne Vorschriften machen ließ, und auch niemand, der pünktlich wie ein Schüler zu geschäftlichen Terminen erschien. Wer mit ihm sprechen wollte, musste warten können. Wer nicht warten konnte, hatte auch nichts anzubieten. Einfache Regel. Der Scheich kam nie früher als eine Stunde nach dem verabredeten Zeitpunkt. Je wichtiger der Termin, desto mehr verspätete er sich. In diesem Fall hielt er eigentlich sogar drei Stunden für angemessen, doch er war selbst so neugierig auf die Begegnung, dass er es bei zwei Stunden beließ. Der neue Papst war Italiener, er würde seine Verspätung als das verstehen, was sie war: eine orientalische Form der Höflichkeit und des Respekts.
Nach der sonderbaren Einladung des Papstes vor knapp einer Woche zu einem geheimen, informellen Treffen hatte Franz Laurenz ihn und diese Schlange Kaplan ausdrücklich davor gewarnt, nach Rom zu reisen. Laurenz hatte versprochen, weitere Erkundigungen einzuholen und sich dann wieder zu melden. Was aber nicht geschehen war. Der Scheich war jedoch überzeugt, dass Chaim Kaplan längst Bescheid wusste. Der Scheich hatte den ausgesuchten Respekt bemerkt, mit dem sich der Papst und der Großrabbiner bei ihrem ersten Dreiergespräch vor über einem Jahr behandelt hatten. Nicht, dass er den ehemaligen Papst nicht auch schätzte, aber er hielt Misstrauen für eine Grundtugend des Überlebens in einer feindlichen Welt.
Dieses Misstrauen und zwei Überlegungen hatten den Scheich bewogen, gegen Laurenz’ eindringliche Warnung zu dem Treffen mit Papst Petrus II. zu reisen. Erstens war er überzeugt, dass Laurenz ihm etwas verschwieg. Etwas, das er jedoch vermutlich längst mit Chaim Kaplan geteilt hatte. Zweitens, falls die Warnung berechtigt war, würde Kaplan sie bestimmt befolgen, und er, al Husseini, könnte ungestört mit dem Papst sprechen, um sich anzuhören, was er anzubieten hatte. Vielleicht ergab sich dadurch ja eine Gelegenheit, die internationalen Machtverhältnisse ein wenig zu Gunsten der arabischen Welt zu verschieben und sich einen Platz in der Geschichte zu sichern. Gedanken, die eitel und vermessen sein mochten, die ein Mann in seiner Position jedoch nicht ausschließen durfte.
Während er seinen Tee trank, piepte sein Smartphone etliche Male, immer mit der gleichen Nachricht.
wo sind Sie gerade? rufen Sie mich an!
Chaim Kaplan
Al Husseini lehnte sich zufrieden zurück. Der Rabbi musste irgendwie von seiner Romreise Wind bekommen haben und geriet jetzt in Panik. Sollte er. Nach einem weiteren Tee und einem erneuten Blick auf die Uhr erhob sich der Großmufti kurz nach 21 Uhr und fuhr in Begleitung seiner beiden Bodyguards hinauf in den dritten Stock. Aus den Lautsprechern im Fahrstuhl plätscherte ein Elton-John-Song, der al Husseini in eine seltsam gereizte Stimmung versetzte.
Im dritten Stock begegneten sie keinem anderen Hotelgast, der Teppich auf dem Boden dämpfte ihre Schritte, schien
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