Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
Vom Netzwerk:
später hörte Hanson von draußen Schritte und das Quietschen der Hintertür. Vater Hanson erhob sich nervös, als der Papst eintrat.
    »Lenny! Wie schön, Sie wiederzusehen!« Petrus II. eilte auf Hanson zu und drückte ihm herzlich die Hand. Er kam allein. »Ich mache mir Vorwürfe, dass ich vor zwei Monaten nicht sofort nach New York gekommen bin. Aber nach dem Rücktritt von Johannes Paul III. überschlugen sich die Ereignisse.«
    »Ich glaube, Sie hätten nicht viel tun können, Heiligkeit«, sagte Vater Hanson.
    »Vielleicht haben Sie Recht. Umso mehr hat mich Ihre Nachricht elektrisiert. Haben Sie den Brief dabei?«
    Vater Hanson räusperte sich. Zögerte. »J-ja.«
    Petrus II. sah ihn direkt an. Schien zu verstehen. Wortlos ging er in die Küche und kam mit zwei Flaschen Birra Moretti zurück, öffnete sie und reichte Vater Hanson eine. Mit der anderen setzte er sich in einen der schäbigen Sessel.
    »Es kommt nicht mehr oft vor, dass ich hier bin. Aber manchmal nehme ich mir die Zeit.« Er trank von seinem Bier. Vater Hanson setzte sich jetzt auch wieder und trank ebenfalls. Das eiskalte Bier tat gut.
    Petrus II. sah ihn freundlich an. »Darf ich ihn jetzt sehen?«
    Die Stimme der Muttergottes meldete sich wieder und raunte Hanson eine undeutliche Warnung zu. Er trank noch einen Schluck und wünschte sich zurück nach New York.
    »Natürlich.« Vater Hanson griff in die Brusttasche seines Jacketts und reichte dem Papst einen zerknitterten Umschlag. Petrus II. stellte seine Flasche ab und las die eng aneinandergekritzelten Zeilen, die Vater Hanson inzwischen auswendig kannte, eingehend.
    Lieber Vater Hanson,
    ich habe in den letzten Tagen viel über unser letztes Gespräch und so nachgedacht. Und über Ihren Vorschlag, nach Rom zu Ihrem Kumpel Luigi zu fliegen. Aber ich glaube, das ist keine gute Idee. Ich weiß auch nicht, aber irgendwie muss ich das wohl selbst hinkriegen, verstehen Sie, was ich meine? Nennen Sie mich stur, aber es ist so ein Selbstachtungsding. Vielleicht ist mein Glaube auch noch nicht stark genug, aber jedenfalls wäre Steve ziemlich sauer, und Astaroth ist auch dagegen. Er hat andere Pläne. Deswegen schreibe ich Ihnen unter anderem. Sie haben ja gesagt, dass ich alles aufschreiben soll und so. Also tue ich das eben, auch wenn ich diesen ganzen Scheiß lieber vergessen und loswerden würde. Manchmal würde ich am liebsten wieder mit dem Saufen anfangen. Aber der Herr wird mir Kraft geben. Haben Sie ja auch gesagt. Ich hoffe, dass Sie Recht haben.
    Vorhin war er wieder da, also Astaroth, und hat verlangt, dass ich aufhören soll, zu Ihnen zu gehen, und auch aufhören mit den Gebeten, die Sie mir gezeigt haben, Vater Hanson. Und dass ich vor allem aufhören soll, dieses Amulett (also das, das ich damals in einer von Steves Schrottkarren gefunden habe, die er vermietet und so) als Rosenkranz zu verwenden. Er war ziemlich sauer deswegen. Wie Steve, wenn ihn jemand bescheißt.
    Und wissen Sie, was ich dann gesagt habe? Ich glaube, das war der mutigste Augenblick meines Lebens, im Ernst, und ich konnte das auch nur, weil der Herr mir Kraft gegeben hat, und die Muttergottes. Jedenfalls hab ich ihm gesagt, er kann mich mal. Weil, ich hab echt die Schnauze vol. Ich wollte Astaroth in den Arsch treten, weil ich dachte, dann fühlst du dich vielleicht besser und kannst nach Rom fliegen zu dem Kumpel Luigi von Vater Hanson. Also hab ich das Amulett genommen und erst recht den Rosenkranz gebetet. Perle für Perle. Astaroth ist ziemlich sauer geworden, hat rumgetobt, bis ich halb verrückt geworden bin. Aber ich hab stur weitergebetet, wie Sie’s mir gezeigt haben, Vater Hanson, und die Muttergottes hat mir geholfen. Sie war plötzlich bei mir, ich hab sie gesehen, im Ernst, und wir beide haben diesen Hurensohn Astaroth in die Hölle zurückgeschickt, jedenfalls für vorerst. Warum schreibe ich Ihnen das? Weil die Muttergottes mir etwas aufgetragen hat, und ich hab irgendwie so ein komisches Gefühl, als ob ich es nicht schaffen könnte. Das macht mir keine Angst mehr, nachdem die Muttergottes an meiner Seite war, aber falls mir was zustößt, wollte ich, dass Sie Bescheid wissen.
    Jedenfalls wollte die Muttergottes, dass ich nach Kanada fahre. Kanada?, hab ich sie gefragt, ich war noch nie in Kanada. Was zum Henker soll ich in Kanada? (Ich hab nicht »zum Henker« zur Muttergottes gesagt.) Sie hat gesagt, dass ich da was aus einem Loch ausgraben soll. Loch?, hab ich gefragt, was für ein

Weitere Kostenlose Bücher