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Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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in das Bergmassiv hinein und endete vor einer weiteren, diesmal ungesicherten Schleuse. Und hinter dieser Schleuse lag das Labor.
    Ein hell erleuchteter Stollen mit weiß verschalten Wänden, die zu leuchten schienen. An der Wand links des Eingangs eine Reihe von Messgeräten und Monitoren, deren Lüfter leise summten und die kein Mensch je kontrollierte. Das Erste, was Peter ins Auge sprang, war das Logo von Nakashima Industries an den Messgeräten. Soweit er sehen konnte, arbeitete die gesamte Anlage vollautomatisch. Das Einzige, was sich in dem Raum bewegte, war ein einsamer kleiner schildkrötenartiger Putzroboter in der Ferne. Er zog im Zickzack emsig seine Bahn durch den Tunnel, zuckte nur kurz zurück, als er gegen ein Hindernis stieß und verbreitete dabei einen schwachen Desinfektionsgeruch.
    Das Hindernis. Ein monolithisches, weißes Podest mit der Höhe und den Ausmaßen eines OP-Tisches. Auch hier prangte das Logo von Nakashima Industries. Das Podest stand in einer Reihe mit zehn weiteren, und davor und dahinter standen weitere Reihen mit identischen Podesten. Reihe an Reihe. Was Peter jedoch vor Entsetzen erschaudern ließ, waren die durchscheinenden, ledrigen Kokons, die auf den Tischen ruhten und durch knotige Tentakel mit ihnen verbunden waren, durch die lautlos milchige Flüssigkeiten strömten. Hunderte von Kokons. Peter erkannte sie sofort wieder, denn er selbst hatte ja sechs Wochen in so einem Gebilde verbracht. Er ahnte bereits, was darin heranreifte.
    Die Kokons, das Logo von Nakashima Industries, das faserige, pulsierende Gebilde in der Höhle. Drei Punkte auf einer Linie, deren Anfang er so wenig kannte wir ihr Ende. Klar war Peter in diesem Augenblick nur, dass er mit seinem Misstrauen Recht behalten hatte.
    Dass du in noch viel größerer Gefahr bist, als du dachtest.
    »Wie viele, schätzt du, sind es?«, fragte Nikolas.
    Peter zuckte mit den Schultern. »Zu viele.«
    Nikolas trat an einen der Kokons heran und betrachtete das, was sich darin befand, ohne sich allzu sehr zu nähern. Als er sich wieder zu ihm umwandte, wusste Peter, dass er mit seiner Ahnung Recht gehabt hatte. Es stand alles in Nikolas’ Blick.
    In den Kokons lagen hunderte identischer Kopien von ihnen. Klone von ihm und Nikolas in unterschiedlichen Entwicklungsstadien. Unter den ledrigen Hüllen schwammen Kinder, Jugendliche und junge Männer in der milchigen Flüssigkeit wie in riesigen Fruchtblasen. Keiner älter als zwanzig, schätzte Peter, und alle sahen identisch aus wie er und Nikolas. Sie waren sämtlich nackt, haarlos und hatten die Augen geschlossen. Peter fragte sich kurz, was sie wohl träumen mochten, in ihrem jahrzehntelangen Schlaf.
    »Seit wann hast du es gewusst?«, fragte Nikolas leise, ohne den Blick von ihren Klonen abwenden zu können.
    »Es war nur eine Vermutung, als ich den Kokon in der Höhle sah. Das Material ist völlig anders, aber die … Idee ist dieselbe.«
    Nikolas zupfte an den Tentakeln, die den Kokon mit Nährstoffen versorgten und die Ausscheidungen des Körpers abführten. Das Material war elastisch und fest. Als Nikolas stärker gegen die Außenhülle drückte, sah Peter, wie sich der Körper darin bewegte, wie ein Schläfer im Traum.
    Dein schlafender Bruder.
    »Wir müssen sie alle töten«, sagte Peter gepresst.
    »Es sind unsere Brüder«, rief Nikolas lebhaft. »Warum können wir sie nicht einfach wecken? Wir müssen sie nicht töten.«
    »Doch«, sagte Peter rau. »Du weißt es.«
    »Das ergibt keinen Sinn, einfach keinen Sinn!« Nikolas wirkte verstört.
    »Doch, Niko. Wir sind der Schlüssel. Mit uns hat alles angefangen. Sobald Seth die Truhe hat, wird er mit all diesen Kopien von uns weitermachen. Uns braucht er dann gar nicht mehr. Es gibt nur diesen Weg, es aufzuhalten.«
    Nikolas zögerte immer noch. »Warum muss ich es tun?«
    »Weil ich nun deinen Dämon in mir trage, Niko. Ich kann ihn spüren, noch schläft er. Aber wenn ich es tue, wird er erwachen, und ich werde zu dem, was du vorher warst. Ein Werkzeug des Hasses. Ich werde dich töten und Seths Werk vollenden.«
    Nikolas wirkte nicht überzeugt. »Du hast die ganze Zeit schon einen Dämon in dir getragen. Er hat dir die Tätowierung verpasst.«
    »Das hat Don Luigi mir nur weismachen wollen. Die Tätowierung ist etwas Gutes, Niko. Sie schützt uns wie eine Haut. Aber wenn ich jetzt töte, ist alles vergebens gewesen. Es tut mir leid, aber du musst es tun.«
    Und Nikolas tat es. Wie er immer getan hatte, was sein

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