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Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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und rechnete jeden Moment mit dem Alarm.
    »Du bist mir nichts mehr schuldig, Peter«, sagte Nikolas unvermittelt, als sie vor der Tür ankamen. »Du hast den Dämon von mir genommen. Falls wir das alles hier überleben, werde ich für den hundertfachen Tod und den Schmerz bezahlen, den ich gebracht habe.«
    »Mach die Tür auf«, sagte Peter leise.
    Nikolas aktivierte den Irisscan mit seiner Chipkarte und stellte sich mit dem linken Auge vor die Kameralinse. Zwei grüne Laserstrahlen tasteten seine Pupille kreuzweise ab.
    Ein Lämpchen blinkte rot. Im Display erschien ein Warnhinweis.
    ZUGRIFF VERWEIGERT
    NOCH 2 VERSUCHE
    Peter schluckte. »Ich dachte, du hättest die Datei mit deinem Pupillenprofil ausgetauscht.«
    »Vielleicht mit dem rechten Auge«, murmelte Nikolas und versuchte es noch mal. Wieder blinkte das rote Lämpchen.
    ZUGRIFF VERWEIGERT
    NOCH 1 VERSUCH
    »Und jetzt?«, fragte Peter. Nikolas sah sich um und schien jetzt ebenfalls zu bemerken, dass der Komplex menschenleer war. Er dachte nach.
    »Wie es aussieht, gab es noch eine Sicherheitsstufe, die ich übersehen habe. Wir müssen zurück. Ich muss nochmal an Seths Computer.«
    »Nein«, sagte Peter. »Ich glaube nicht, dass wir noch eine zweite Chance kriegen.«
    »Was schlägst du vor?«
    Peter dachte kurz nach. Dann schob er seinen Bruder wortlos zur Seite und starrte in den Laserstrahl. Ehe sein Bruder protestieren konnte, blinkte das Lämpchen. Grün.
    WILLKOMMEN, PETER

LV
    12. Juli 2011, Vatikanstadt
    V ater Hanson fand, dass Rom sich trotz allem nicht verändert hatte. Nicht, dass er bei seinem letzten Besuch vor achtzehn Jahren viel von der Ewigen Stadt gesehen hätte. Er reiste ohnehin nicht gerne und gefiel sich in der Pose des coolen Straßenkaplans aus Manhattan, der den ganz harten Jungs das Wort Gottes brachte, und wenn er die Gnade in sie reinprügeln musste. Aus dieser Perspektive war der Rest der Welt nur Provinz, und Provinz veränderte sich eben nicht. Natürlich prügelte Vater Hanson sich weder, noch hatte er das Evangelium je auf den Straßen Manhattans verkündet. Er war nur ein einfacher Kaplan der Gemeinde St. Peter & Paul in Brooklyn, der immer ein wenig verbissen und gehetzt wirkte und über eine Begabung verfügte, die ihm vor achtzehn Jahren eine Einladung in den Vatikan und seitdem Albträume eingetragen hatte.
    Vater Hanson war damals dreiunddreißig Jahre alt gewesen, ein blasser, kettenrauchender Kaplan irischer Abstammung, der einen zweiwöchigen »Workshop« im Vatikan absolvierte. Eine Art Fortbildungsmaßnahme, zu der man sich nirgendwo bewerben, sondern nur eingeladen werden konnte. Wie sie damals ausgerechnet auf ihn gekommen waren, hatte Vater Hanson nie herausgefunden. Ein Brief mit dem Wappen seiner Heiligkeit hatte unmissverständlich klargemacht, dass er gefälligst zu erscheinen hatte. Die Mädchen im » Blue Flamingo « hatten ihn hochgenommen, dass er jetzt bestimmt Papst werde oder so, und sich weggeschmissen vor Lachen. Aber Vater Hanson hatte den Braten bereits gerochen. Dass es irgendwie mit ihrer Stimme zusammenhängen musste.
    Seit jenen zwei Wochen war er offiziell der zuständige Exorzist für den Großraum New York City. Klang zwar gut, brachte aber weder eine Gehaltsverbesserung, noch konnte man damit angeben. Im Gegenteil. In den vergangenen achtzehn Jahren hatte Vater Hanson Dinge gesehen, die ihn schweigsamer gemacht hatten. Das Einzige, was ihm überhaupt noch Trost spendete, waren die Abende im » Blue Flamingo« und ihre Stimme. Die Stimme der Muttergottes.
    Der Mann, der ihn zum Exorzisten ausgebildet hatte, war nun Papst. Für Vater Hanson keine Überraschung, denn die Muttergottes hatte ihm das damals schon gesteckt, er hatte es Don Luigi nur nie verraten. Die Muttergottes hatte ihn nämlich auch vor Don Luigi gewarnt. Aber nun wusste er sich keinen anderen Rat, als seinen ehemaligen Ausbilder zu fragen, was er von dem Brief halten sollte.
    Der Brief, der an ihn adressiert war, stammte von Frank Babcock, der vor zwei Monaten zusammen mit seinem Nachbarn Neil Cummings in seinem Apartment bestialisch abgeschlachtet worden war. Die Polizei hatte das kaum verwunderlich gefunden, denn Frank Babcocks älterer Bruder Steve hatte eine Menge Dinge am Laufen und kam öfter Leuten ins Gehege, die nicht lange fackelten, wenn man ihnen etwas wegnehmen wollte. Daher hatten sie Steve eben seinen kleinen Bruder Frank weggenommen. War jedenfalls die Überzeugung der Polizei. Vater Hanson wusste es

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