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Collector’s Pack

Collector’s Pack

Titel: Collector’s Pack Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mario Giordano
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Irgendwo schrillte eine Alarmglocke. Weder Stimmen noch Schritte waren zu hören. Bühler wartete noch einen Moment, dann entsicherte er das M16 und drang in die Anlage ein. Er bewegte sich zügig, aber vorsichtig, wie auf einem Gletscher, der überall verdeckte Spalten barg. Immer wieder wandte er sich um, als ob plötzlich jemand hinter ihm auftauchen könnte. Aber nirgendwo stieß er auf Leben. Die Detonation, die er im Berg gespürt hatte, musste verheerend gewesen sein. Die Labore entlang des Ganges, in den Bühler trat, waren vollkommen verwüstet. Zwischen dem Elektronikschrott sah Bühler zerfetzte Leichenteile. Irgendwo lief Wasser, verteilte sich als schmutzige, blutige Lache im Gang. In den Laboren zischten geborstene Ventile wie aufgeschreckte Giftschlangen. Außer kleinen Brandherden, die die Sprinkleranlage bereits gelöscht hatte, gab es jedoch keinerlei Spuren von Feuer, daher vermutete Bühler, dass die Zerstörung allein durch die Druckwelle entstanden war. Er wunderte sich, dass die Lüftungsanlage noch funktionierte. Menschen begegnete er nicht. Die Überlebenden hatten die Anlage offenbar schon verlassen. Bühler beschloss, das Zentrum der Explosion zu suchen, bevor die ersten Trupps eintrafen, die nach Überlebenden suchten. Es war nicht schwer, er musste nur der Spur der Verwüstung folgen, die mit jedem Schritt, mit jedem weiteren Gang, den er erkundete, schlimmer wurde. Die Beschriftungen an den Wänden konnte er ohnehin nicht lesen. Die ganze Zeit über machte er sich darauf gefasst, im nächsten Augenblick angegriffen zu werden. Womit er am wenigsten rechnete, war – dass sein Handy plötzlich klingelte.
    Das melodische Klingeln und Vibrieren in der Seitentasche seiner Cargohose ließen ihn zusammenfahren. Eine Sekunde lang glaubte er sogar an eine Sinnestäuschung. So tief im Innern des Annapurna und weit entfernt von jedem Sendemast konnte es keinen Empfang geben. Doch das Handy bimmelte und vibrierte hartnäckig weiter in seiner Tasche, als habe es beschlossen, physikalische Tatsachen einfach zu ignorieren. Bühler fummelte das Smartphone mit der linken Hand aus der Tasche, während er mit der rechten das M16 hielt, bereit, das Handy jederzeit fallen zu lassen und sich zu verteidigen. Das Empfangssignal war überraschend stark. Eine italienische Nummer wurde angezeigt. Bühler überlegte noch einen Moment, ob es nicht klüger sei, den Anruf nicht anzunehmen. Dann:
    »Ja?«
    »Oberst Bühler, hier ist Franz Laurenz. Ich kann Sie sehen.«
    Kein Zweifel. Die Stimme des ehemaligen Papstes. Dennoch glaubte Bühler immer noch an eine Täuschung. Bühler antwortete nichts, blickte sich nur um, das M16 in der rechten Hand.
    »Ich bin es wirklich!«, sagte die Stimme im Hörer. »Drehen Sie sich ein bisschen nach links. In der Decke müsste eine Kamera sein. Sehen Sie sie?«
    Bühler drehte sich um und sah nach oben, wo ihn aus dem Gewirr von zerborstenen Deckenverkleidungen und bunten Kabeln eine rote Leuchtdiode anblinkte. Bühler hasste es, in kleine rote Leuchtpunkte zu blicken. Dieser zumindest schien nicht vom Lauf einer automatischen Waffe zu kommen. Dennoch blieb er misstrauisch.
    »Wie ist es möglich, dass Sie mich hier anrufen? Woher wissen Sie überhaupt, dass ich hier bin?«
    »Wir haben Sie nur zufällig gerade im Gang gesehen. Die Verbindung wird über einen Server der ›Träger des Lichts‹ hergestellt. Es ist uns gelungen, ihr System zu hacken. Aber ich weiß nicht, wie lange noch. Möglicherweise kommen sie bald zurück.«
    Bühler dachte kurz nach. »Was ist hier passiert?«
    »Es gab eine Explosion in einem Außenbereich der Anlage … Peter Adam und Nikolas wurden dabei getötet.«
    Die schlechteste aller Nachrichten. Bühler spürte, wie sich in seinem Inneren etwas verklumpte. Aber auch dieses Leck in der Schutzhaut um seinen Verstand und sein Herz dichtete er sofort wieder ab. Gefallene wurden nach der Schlacht betrauert.
    »Wie sicher ist es, dass sie tot sind?«
    »Wir haben keine Bilder mehr aus dem Bereich, aber Sie sehen ja selbst, wie stark die Explosion war. Wir haben keine Hoffnung.«
    »Geben Sie mir Details.«
    »Berichten Sie mir bitte erst, was Sie eigentlich in der Anlage suchen.«
    Bühler hörte aus der Frage heraus, dass auch Laurenz ihm misstraute. Seltsamerweise beruhigte ihn das.
    »Ich war auf der Suche nach Peter Adam. Ich habe den Löwenmann lokalisiert und eine Sprengladung angebracht. Ich kann die Ladung jederzeit zünden.«
    Laurenz schwieg

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