Collector’s Pack
einen Hubschrauber gekapert?«
Laurenz nickte. »Er wurde einen Tag später an der norwegischen Küste gefunden. Zweihundert Seemeilen von der Bohrinsel entfernt. Ich wusste gar nicht, dass Sie einen Hubschrauber fliegen können.«
Peter schluckte. »Kann ich auch nicht.«
Laurenz nickte, als schien die Antwort nur etwas zu bestätigen, was er längst vermutet hatte.
»Wo haben Sie den neuen Pass und das Handy her?«
»Was soll das? Wird das ein Verhör? Ich weiß es nicht! Von Nakashima vermutlich. Sagen Sie es mir! Ich hatte einen Migräneanfall, und das Nächste, an das ich mich erinnere, ist, dass ich im Kölner Dom stehe und das Inferno um mich herum losbricht.«
Laurenz musterte Peter eine Weile prüfend. »Vor zwei Tagen haben Sie mit Maria Kontakt aufgenommen. Sie waren mit ihr verabredet, sind aber nicht gekommen. Am nächsten Tag rufen Sie plötzlich aus Köln an. Wie sind Sie diesem Inferno überhaupt entkommen? Es gab sonst keine Überlebenden.«
Peter stöhnte und presste die Handflächen gegen die Stirn.
»Ich weiß es nicht!«, flüsterte er.
Laurenz warf eine deutsche Tageszeitung auf den Tisch. Die Ereignisse von Köln beherrschten die Titelseite und auch die nachfolgenden Seiten.
»Über vierhundert Menschen befanden sich im Dom, als es passierte. Sie sind alle verbrannt. Die Medien sprechen von einem Terroranschlag. Der Dom ist hermetisch abgeriegelt, die Untersuchungen laufen. Aber Sie wissen es besser, Peter, nicht wahr? Sie waren dabei, als sich die Hölle öffnete.«
»Blödsinn!«, stöhnte Peter.
»Köln war der Anfang der Apokalypse«, fuhr Laurenz unbeirrt fort. »Und so wird es weitergehen, immer weiter, wenn wir nicht noch irgendeinen Weg finden, es zu stoppen.«
»Sie haben mich am Telefon noch gewarnt. Woher wussten Sie, dass es passieren würde?«
Laurenz zögerte. »Zwei Tage zuvor gab es bereits einen ähnlichen Vorfall mit vielen Toten. Allerdings ohne dass die Hölle sich öffnete.«
»Wo?«
»In einer Pagode in Myanmar. Birma. Wir untersuchen noch, ob dieses Ereignis irgendwie mit Köln in Verbindung steht.«
Peter riss sich zusammen und sah Laurenz an. »Es muss eine andere Erklärung geben. Eine Bombe. Mikrowellen, irgendwas. Wenn die ›Träger des Lichts‹ rotes Quecksilber herstellen konnten und Nakashima mir eine bionische Hand zaubern kann, warum sollte es dann nicht auch eine Waffe geben, die zu spontaner Selbstentzündung führt?«
Laurenz erwiderte Peters Blick ohne Regung.
»Und warum haben Sie dann als Einziger überlebt?«
Gute Frage. Warum ausgerechnet du?
Maria kam mit einer Aluminiumkanne voll Espresso zurück und setzte sich schweigend zu ihnen. Peter sah, dass sie geweint hatte.
Was bedrückt sie so?
Laurenz schien es ebenfalls zu bemerken und legte ihr kurz seine Hand auf die Schulter. Sie schüttelte nur leicht den Kopf.
»Es gibt noch etwas, das Sie in Bezug auf Köln und Ihre Erinnerungslücke wissen sollten«, wandte Laurenz sich wieder an Peter. »Haben Sie sich nicht gefragt, warum Sie so problemlos sämtliche Kontrollen passiert haben?«
Ehe Peter etwas erwidern konnte, reichte Laurenz ihm eine weitere deutsche Zeitung mit dem Datum vom 6. Juli. Einen Tag vor dem Inferno im Dom.
»Weil Sie tot sind, Peter.«
Peter starrte auf die Schlagzeile und das Bild darunter.
»TOPTERRORIST TOT!« Daneben das verpixelte Bild einer blutverschmierten Leiche in einer Wohnung. Das Bild zeigte Peter. Der Unterschied bestand nur in den Haaren. Ein dunkler Klumpen aus Trauer und Verzweiflung bildete sich schlagartig und schmerzhaft in Peters Magen, als er verstand, wer die Leiche auf dem Foto war.
Nikolas.
IX
FÜNF TAGE ZUVOR …
3. Juli 2011, Vanylvsfjord Norwegen
H allo, Peter.«
»Hallo, Nikolas.«
Sie reichten sich die Hände wie Fremde. Und doch waren es fast die gleichen Hände, die Hände von Brüdern. Nikolas trug einen schwarzen Anzug, darüber einen hellen Trenchcoat, und wirkte in diesem urbanen Look wie ein Fremdkörper in der rauen, überwältigenden norwegischen Sommerlandschaft um sie herum. Aber genau so hatte Peter ihn plötzlich in seiner Migränevision gesehen, ganz deutlich. Zunächst hatte er nur Nikolas’ Bild gesehen, als ob er auf ihn zuflöge, und dann war er plötzlich in ihm gewesen wie in seinem eigenen Körper und hatte mit ihm gesprochen. Nikolas war nicht einmal überrascht gewesen, schien ihn sogar erwartet zu haben.
»Ich brauche dich, Peter«, hatte er gesagt. »ER braucht dich.«
Obwohl es bereits
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