Collector’s Pack
alter Mann bei einer Rast. Der große Bär hatte ihm ein langes Leben beschert, vier Frauen, drei Söhne und fünf Töchter, von denen noch zwei Söhne, eine Tochter und seine dritte Frau lebten. Nogiur hatte viele Enkel und besaß das größte Haus im Tal, wie es einem gebührte, der die magische Kunst beherrschte, aus dem Stein das rote Metall zu kochen.
Der Reichtum war Nogiur deutlich anzusehen. Allein das kostbare Kupferbeil sprach für sich. Aber auch seine Kleidung verriet seinen Stand. Er trug Beinlinge aus Schafsfell, die mit Lederschnüren an seinem Lendengürtel befestigt waren. Darüber eine Schafsfelljacke aus dunklen und hellen Streifen genäht. Seine Schuhe bestanden aus Rindsleder mit einer wärmenden Sohle aus Bärenfell. Ein Grasnetz im Schuh sorgte dafür, dass sich Heu gegen die Kälte gleichmäßig darin auspolstern ließ. Zwei quer gewickelte Lederriemen um die Schuhe verliehen der Sohle zusätzlichen Halt im Fels. Als weiteres Zeichen seines Standes und seines Totems trug Nogiur eine Mütze aus Bärenfell. Er war ein geschickter Jäger, auch wenn seine Augen sich allmählich trübten und die Schmerzen im rechten Arm es fast unmöglich machten, einen Bogen ganz zu spannen.
Das hätte ihm auch nicht viel genutzt, denn der Bogen aus Eibenholz, den Nogiur bei sich trug, war erst halbfertig. Auch die Pfeilspitzen waren noch nicht mit Birkenpech auf die Schäfte geklebt. Die Zeit hatte einfach nicht gereicht, als das blaue Metall in der Nacht zu ihm gesprochen und ihn vor dem Löwenmann gewarnt hatte.
Seitdem war Nogiur auf der Flucht. Hastig hatte er eine letzte Mahlzeit aus Steinbockfleisch in sich hineingeschlungen, um so lange wie möglich durchzuhalten. Er hatte die Kraxe mit Kupferbarren, Vorräten und Fellen beladen, etwas Glut in einem Behälter aus Birkenrinde verstaut, um schnell Feuer machen zu können, und ein paar Kräuter gegen Wundbrand und die Schmerzen in den Gliedern mitgenommen. Alles in großer Eile. Nogiur wusste jedoch, dass er irgendwann wieder würde jagen müssen. Irgendwann würde er ein Versteck brauchen, um den Bogen und die Pfeile in Ruhe fertigzustellen. Im Augenblick bestand seine Bewaffnung einzig aus dem kostbaren Kupferbeil und einem kurzen Feuersteindolch. Nicht viel gegen den Löwenmann.
Ein fernes Geräusch, ein verräterisches, echoloses Knacken, riss ihn aus seinen Gedanken. Eilig wandte Nogiur sich wieder um und kletterte weiter. Er wusste, dass der Löwenmann und seine Männer seiner Spur folgten.
Keuchend unter der Last der hölzernen Kraxe auf seinem Rücken kletterte er immer höher hinauf in den Nebel. Er musste ein großes Schneefeld überqueren, bis er an den eisfreien Fels kam und den Anstieg zum Gipfel beginnen konnte. Immer öfter rutschte er jetzt aus, trotz der beiden Lederstreifen, die er sich um seine Schuhe gebunden hatte. Seine Beine schmerzten bei jedem Tritt, als würden sie unter ihm zersplittern, und jedes Mal, wenn er ausglitt und sich stieß, hämmerte der Schmerz nur umso heftiger durch seinen Körper. Eine Weile hatten die Tätowierungen der Heilerin von der anderen Seite die Schmerzen noch gelindert. Aber Nogiur wusste, dass für ihn der Winter seines Lebens angebrochen war.
Trotz der Schmerzen unterdrückte Nogiur jeden verräterischen Klagelaut, denn der Löwenmann würde ihn hören in dieser trostlosen Weite. Nogiur wusste, was der Löwenmann wollte: das blaue Metall, das zu Nogiur sprach und ihm einst das Geheimnis gezeigt hatte, wie er den roten Stein finden, ihn pulverisieren und zu Metall kochen konnte.
Das blaue Metall war ein Geschenk des ersten Bären gewesen, den er je erlegt hatte und dessen Fell er immer noch auf dem Kopf trug. Nogiur hatte das kleine runde Metallstück im Magen des Bären gefunden. Nogiur wusste, dass der Löwenmann das blaue Metall auf keinen Fall bekommen durfte.
Trotz seiner Schmerzen und der Erschöpfung beschleunigte Nogiur jetzt seine Schritte. Er passierte ein steiles Geröllfeld und stieg auf dem Grat weiter, der steil bergauf führte. Trotz des Nebels fand er seinen Weg, denn Nogiur kannte den Berg. Auf der anderen Seite des Gipfels lag das Tal der Enok, mit denen er Handel trieb. Dort würde er eine Weile Unterschlupf finden und vor allem die Heilerin antreffen, der er das blaue Metall übergeben sollte.
Ein erster Sonnenstrahl schnitt sich durch den Nebel und beleuchtete die Scharte, die Nogiur passieren wollte, wie um ihm den letzten Weg zu weisen. Als Nogiur einen Blick zurückwarf,
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